12 Gauge Slug - Durchschlagskraft

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Magnum828
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Re: 12 Gauge Slug - Durchschlagskraft

Beitrag von Magnum828 » Di 8. Sep 2015, 01:05

Yoda hat es sehr gut erklärt, wer sich für das Thema weiterführend interessiert kann sich hier einlesen:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Wuchtgeschoss

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Tacticoll
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Re: 12 Gauge Slug - Durchschlagskraft

Beitrag von Tacticoll » Di 8. Sep 2015, 03:23

So einfach ist die Sache aber nicht. Härte und Festigkeit des Geschosses sind etwa Eigenschaften deren Bedeutung stark von der Härte und Festigkeit des Ziels abhängen...

Durch seine höhere Dichte erreicht etwa ein Bleigeschoss eine potenziell höhere kinetische Energie als ein vergleichbares Stahlgeschoss. Ein Bleigeschoss mit etwas höherer kinetischer Energie kann in weichen Zielen eine höhere Durchschlagskraft haben als ein Stahlgeschoss und in harten Zielen kann es genau umgekehrt sein...

Wolfram und Uran oder Legierungen aus diesen Metallen haben eine wesentlich höhere Dichte als Blei und sind wesentlich härter und fester als Hartblei. Wolframcarbid ist nicht ganz so dicht aber immerhin dichter als Blei und extrem hart. Das macht diese Metalle für den Bau panzerbrechender Geschosse so interessant.

Wolframcarbid hat aber wiederum spezielle Probleme, es kann etwa beim Aufprall auf eine sehr harte Panzerplatte zerbrechen; daher muss man ein solches Geschoss fallweise mit einer Kappe aus weicherem Metall geschützt werden.

Wie schon angesprochen gibt es aber vermutlich keinen Markt für wirklich "Panzerbrechende" Slugs- denn wenn man eine panzerbrechende Waffe will gibt es geeignetere Waffen als Schrotflinten egal mit welcher Munition man diese füttert.


Hier noch eine schöne Beschreibung moderner panzerbrechender Wuchtgeschosse für Panzer:
http://fofanov.armor.kiev.ua/Tanks/ARM/apfsds/ammo.html

Diese sind als Pfeilmunition ausgeführt wobei der "Schaft" des Pfeils meist aus Wolfram, Uran oder einer Uran-Wolfram Legierung besteht. Diese hat eine sehr hohe Wuchtmasse konzentriert auf einen kleinen Durchmesser. Am Ende des Pfeils befinden sich Flügel zur Aerodynamischen Stabilisierung da die Geschosse aus Glattläufen abgeschossen werden (wie in Schrotflinten...). Die Pfeilspitze besteht aus einem Penetrator aus Wolframcarbid oder einem andern harten Material die von der Kinetischen Energie des Schaftes in das Ziel getrieben wird. Damit die Spitze beim Aufschlag auf eine harte Panzerplatte nicht zerbricht wird sie durch eine Kappe aus vergleichsweise weichem Metall geschützt, hier kann etwa wieder Uran zum Einsatz kommen.

Diese Konstruktionsprinzipien geschweige denn Details können aber freilich aus diversen Gründen nicht ohne weiteres für Flintlaufgeschosse übernommen werden. Einerseits weil die Mündungsgeschwindigkeit hier nicht so groß sein kann (weil der maximale Gasdruck und die Lauflänge einer Schrotflinte viel kleiner sind als bei einer Panzerkanone) was dazu führt das die Belastung des Geschosses insbesondere beim Aufschlag eine ganz andere ist und andererseits weil man ein Flintlaufgeschoss vermutlich nicht darauf optimieren will harte Panzerplatten zu durchschlagen (denn das ist sowieso relativ aussichtslos, da kann man machen was man will).

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Re: 12 Gauge Slug - Durchschlagskraft

Beitrag von Räuber Hotzenplotz » Di 8. Sep 2015, 10:00

Nun ist alles gut und schön, nur wie so oft im Leben spielt es die Eierlegende Wollmilchsau nicht.
Was gut ist um Harte Ziele zu durchschlagen ist beim Einsatz auf Wild ja mitunter eher kontraproduktiv, denn eine Sau oder gar ein Büffel rennt mit 2 Löchern noch weiter wenn nicht unbedingt ein Treffer in die CPU erfolgt, hier ist der hydrodynamische Schock zwingend erforderlich was Flintenlaufgeschoße zur jagdlichen Verwendung bestenfalls zu einer Notlösung degradiert, noch dazu sind Stahlslugs was das abprallverhalten anbelangt sicher auch ned ohne....
Für die Haus und Hof Verteidung sind die Trümmer bei der heutigen leichtbauweise sicher auch nicht der Brüller (erfolgt ja üblicherweise auch nicht unbedingt gegen gepanzerte Ziele), da wäre grober Postenschrot sicher besser geeignet, wenngleich das sicher eine ordentliche Sauerei macht....
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Re: 12 Gauge Slug - Durchschlagskraft

Beitrag von Tacticoll » Di 8. Sep 2015, 13:55

Der Hydrodynamische Schock wird allerdings oft überschätzt und es ist nicht so das es bei Flintlaufgeschossen keinen gäbe. Ein aufpilzendes Flintlaufgeschoss kann auch alleine durch seinen Durchmesser einen enormen Wundkanal bzw. ein sehr großes Loch produzieren.

Allerdings ist das schon eine wichtige Thematik: Wie schon angesprochen Spielen bei der Entwicklung von Flintlaufgeschossen sowohl für die Jagd als auch für die Selbstverteidigung bzw. taktische Anwendungen auch andere Sachen eine Rolle als rohe Durchschlagskraft.

Daher gibt es keine oder kaum Flintlaufgeschosse die kompromisslos auf eine hohe Durchschlagskraft optimiert sind.

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Re: 12 Gauge Slug - Durchschlagskraft

Beitrag von >Michael< » Di 8. Sep 2015, 14:01

Ich finde der Hydrodynamische Schock wird oft UNTERschätzt. Sieh dir das mal an:

[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=ftrCtOyLrmU[/youtube]

Der Schock ist so stark dass die Spacer unter dem Block verbogen werden, und die sind mehrer Zentimeter vom eigentlich Wundkanal entfernt. Der Gelatineblock reisst dabei auch noch.

[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=shstBTW39F4[/youtube]

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Re: 12 Gauge Slug - Durchschlagskraft

Beitrag von Tacticoll » Di 8. Sep 2015, 15:12

Natürlich ist der Hydrodynamische Schock ein wesentlicher Mechanismus der zu den Verletzungen beiträgt aber genau anhand solcher Bilder wird er häufig überschätzt- in Gelatine ist er in der Praxis wesentlich stärker als in realem Gewebe mit Knochen, Muskeln usw.

Ein großkalibriges Geschoss (wie ein Flintlaufgeschoss) hat freilich auch einen stärkeren hydrodynamischen Schock bei geleicher Geschwindigkeit.

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Re: 12 Gauge Slug - Durchschlagskraft

Beitrag von >Michael< » Di 8. Sep 2015, 15:28

Es währe interessant die Meinung eines Jägers dazu zu hören, der könnte am ehesten Sagen wies mit dem Permanenten und Tämporären Wundkanal so aussieht.

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Re: 12 Gauge Slug - Durchschlagskraft

Beitrag von BigBen » Di 8. Sep 2015, 15:33

Woher soll ein Jäger wissen wie ein temporärer Wundkanal aussieht, er kann ja zum Zeitpunkt des Treffers nicht in das Tier hineinschauen ;-)
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Re: 12 Gauge Slug - Durchschlagskraft

Beitrag von >Michael< » Di 8. Sep 2015, 15:38

BigBen hat geschrieben:Woher soll ein Jäger wissen wie ein temporärer Wundkanal aussieht, er kann ja zum Zeitpunkt des Treffers nicht in das Tier hineinschauen ;-)

Nein aber er kann sagen ob es ausser dem Permanenten Wundkanal Verletzungen gibt die einem Hydrostatischen Schock zuzuschreiben sind. Soll heissen wenn der eigentliche Wundkanal jetzt nur 2-3cm beträgt aber Gewebe weit entfernt geschädigt wurde (Mal abgesehen von Knochentreffern und Splittern vom Geschoss) dann währe das ein recht gutes Indiz dass sehr wohl ein solcher Effekt auftritt. Der Temporäre Wundkanal mag zwar nicht sichtbar sei wie im Gel aber auch bem Gel reisst der Block weit vom eigentliche Wundkanal entfernt und es gibt Schäden wo das Geschoss eigentlich nicht war.
Währe interessant zu wissen wie stark dieser Effekt ausfällt.

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Re: 12 Gauge Slug - Durchschlagskraft

Beitrag von DerDaniel » Di 8. Sep 2015, 16:09

Es gibt ihn, z.b. eine aufgeplatzte Bauchdecke bei schlechten Schüssen, aber der Effekt im Muskelgewebe ist eher unspektakulär.
Muskeln sind extrem dehnfähig und machen solche Verformungen relativ gut mit, Risse und Einblutungen treten eher selten auf und nach der elastischen Verformung bleibt der Muskel bedingt arbeitsfähig.

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Re: 12 Gauge Slug - Durchschlagskraft

Beitrag von Räuber Hotzenplotz » Di 8. Sep 2015, 16:31

Sagen wir mal so, ein Reh beschossen mit einem FLG schaut tw. nimmer schee aus man darf ja ned vergessen daß Cal 12 vom Durchmesser her schon was ganz ordentliches ist, bei Sauen da ist alles Vertreten von Bum und um oder ziemlich unbeieindruckt....
Wie halt für normale Munition auch gibt es da verschiedene Einflußfaktoren wie Entfernung (die ganz besonders) und Treffersitz.
Zum Durchtreiben von einem Maisacker sind FLG's ganz ok, bei einem Riegler schaut's schon wieder anders aus, da wird oftmals weiter geschossen als für ein FLG eigentlich gedacht ist.
Auch wenn FLG's bis 50m hinreichend präzise sind, würde ich persönlich nicht weiter als 25m damit schiessen.
Was max Wildbretausbeute anbelangt ist das FLG halt eher suboptimal, nachdem alles um den Wundkanal wegzuschärfen ist, nachdem die Pillen vom Durchmesser halt a bisserl größer sind, muß man halt mehr wegschnippeln.
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Re: 12 Gauge Slug - Durchschlagskraft

Beitrag von DerDaniel » Di 8. Sep 2015, 16:49

Die großen Löcher sind aber der permanente Wundkanal, es geht aber wenn ich es richtig verstanden habe um den temporären.
Es gibt recht gute SloMo Videos von jagten, da sieht man teilweise wie es die Tiere "aufbläst", sie danach aber weiter laufen. Und selbst beim zerlegen sieht man ja, dass ein mehr oder weniger ausgefranstes Loch drin ist, aber eben diese langen Risse tangential zum Wundkanal nicht.

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Re: 12 Gauge Slug - Durchschlagskraft

Beitrag von Spetznas » Di 8. Sep 2015, 21:05

Könnte man hier nicht F=m mal g sowie p = F über A anwenden?

Wobei der Druck dann die effektive "Wirkung" auf das Ziel bedeuten würde - ohne Berücksichtigung des Materials.

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Re: AW: 12 Gauge Slug - Durchschlagskraft

Beitrag von howa308 » Di 8. Sep 2015, 21:24

Also ich habe mal in einem Kurs gehört das die Temporäre Wundhöhle das bis zu 26 Fache vom Geschoß haben kann

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(Zitat aus Spiderman)

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Re: 12 Gauge Slug - Durchschlagskraft

Beitrag von Tacticoll » Di 8. Sep 2015, 21:56

Könnte man hier nicht F=m mal g sowie p = F über A anwenden?


Für was anwenden?

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