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von thigpen » So 17. Dez 2017, 21:55
Bei der Suche nach dem Wiederladeoptimum taucht sehr schnell die Frage der Setztiefe, der Patronengesamtlänge bzw. des Abstandes des Geschosses von den Zügen auf.
Ich habe mich der Beantwortung dieser Frage über den Abstand des Geschosses von den Zügen genähert. Für mein Gewehr ist es so, dass ich mit Geschossen die 0.1mm vor den Zügen liegen die besten Ergebnisse bekommen habe, für Überschall und Unterschall gleichermassen.
Insbesondere gilt das für die 168gr Hornadys und die 200gr Lapua subsonics.
Ich habe also eine Patronenhülse so präpariert, dass sie ein darauf gesetztes Geschoss gerade so fest hält, dass es beim Einführen an den Zügen ansteht und sich gegenüber der Hülse verschiebt. Anhand der Länge der Patrone kann man dann für jede Geschossform eine Patronenlänge festlegen, bei der das Geschoss dann in einem vorbestimmten Abstand vor den Zügen liegt.
Dieses Verfahren scheint gebräuchlich zu sein und kann überall nachgelesen werden.
Um die Patronenlänge zu messen gibt es ebenfalls bekannte Verfahren. Eines misst die Länge direkt und ein andres bestimmt eine Referenzlänge die nicht an der Spitze gemessen wird sondern an einem beliebiegen Durchmesser des gekrümmten Teils der Geschossoberfläche.
Über die Spitze gemessen misst man für die Festlegung des Zugabstandes völlig irrelelvante Längenungenauigkeiten der Geschosspitze mit und im andren Fall erhält man einen Fehler, wenn die Geschossform einer Bauart zufällige Durchmesserunterschiede an der Stelle hat, an der man misst.
Wieder die Frage: Wie gut ist gut genug?
Um das zu beantworten habe ich aus 100er Losen von drei Geschossbauarten eine Stichprobe von 20 Geschossen genommen und zwei Maße gemessen.
1.Gesamtlänge
2. Eine Referenzlänge die sich ergibt, wenn man das Geschoss in einen Messzylinder, Durchmesser 7mm h6, mit einer 60° Senkung einführt und dann misst wieviel noch raussteht.
Dabei zeigt sich, dass bei den geprüften, qualitativ sicherlich hochwertigen Geschossen der Firmen Hornady und Lapua, über die Spitze gemessen zwischen dem längsten und dem kürzesten Geschoss Unterschiede von 0,15 bis 0.2mm auftreten können. Die Standardabweichungen liegen bei 0.04 bis 0.06mm.
Die Referenzlänge ist dem gegenüber bei allen Bauarten wesentlich genauer bestimmt. Der Unterschied zwischen Max.- und Min.- Maß ist nie größer als 0.03mm. Die Standardabweichungen sind einen Faktor 5 bis zehn geringer, als bei der Gesamtlänge des Geschosses.
Wenn es bei meinem Gewehr also drauf ankommt, dass man Geschosse 0.1mm vor die Züge legen will, dann kann man keinesfalls die Gesamtlänge der Patrone zur Bestimmung der Setztiefe des Geschosses verwenden. Es muss die indirekte Methode mit einer Referenzlänge verwendet werden, die an einem Durchmesser des gekrümmten Teiles des Geschosses festgelegt wird.
Ich habe eingangs erwähnt, dass ich bei einigen Versuchen noch etwas falsch gemacht habe. Daran ist es gelegen.
Das Messen der Gesamtläge der Patrone bzw. die Angabe einer Gesamtlänge zur Bestimmung der Setztiefe ist meiner Ansicht nach nicht sinnvoll. Die Streuungen die dabei entstehen sind erheblich. Die indirekte Methode ist wesentlich besser.
Der Einfluss der Messmethode ist groß.
Nebenbei bemerkt finde ich es überaus erstaunlich, dass bei all der riesigen Vielfalt an sinnvollem und weniger sinnvollem Wiederladezubehör keine derartigen Messzylinder für Messschieber oder Mikrometer angeboten werden. Zumindest hab ich noch keine gefunden.
Es versteht sich von selbst, dass zum Messen nur einwandfreie Messgeräte verwendet werden sollen. Meiner Ansicht nach sind am vorteilhaftesten analoge Micrometerschrauben zu verwenden, erstens wegen der Gefühlschraube und zweitens weil man auch halbe Hundertstel noch gut ablesen kann.
Ich muss immer dazu sagen, dass ich allein mit der Beantwortung der Fragen über die Genauigkeit der Pulververwiegung, der Vermessung der Setztiefe und mit QL mittlerweile jederzeit reproduzierbar fünf Schüsse unters 19mm Pflaster bekomme, Überschall meine ich natürlich. Manchmal sogar besser, aber dann ist immer ein Ausreisser dabei. Manchmal auch schlechter. Weil ich bin erstens kein Meisterschütze und auch das Desert Tech ist was es ist, so gerne ich es auch habe, Wunderding ist es keines.
Mit der Schreiberei möchte ich Leute zum Schiessen und Wiedeladen animieren. Wiederladen ist ein Riesenspass und echt nicht schwer. Mit dem üblichen Wald- und Wiesenequipment aus dem RCBS Set kommt an schon ein Stück weit.
Nächstens werde ich mir einen Chronometer leisten. Dann habe ich schwarz auf weiss wie gut das QL stimmt.