Hölle, der Thread ist gewachsen. Wird ein paar Tage dauern, bis ich auf alles geantwortet habe, worauf ich gerne antworten würde. Angenommen, ich schaff's überhaupt.
trenck hat geschrieben:Da diese "willkürliche soziale Konvention" schon etwa 3.000 Jahre hält ...
Da kann ich dir nicht widersprechen. Du hast selbstverständlich recht damit, dass das allgemeine Vertrauen in den Tauschwert von Gold in unserem Kulturkreis sehr alt und sehr bewährt ist. Das an sich habe ich freilich auch nie bestritten.
Ich habe von "Inflationierung" geschrieben, das ist die Ausweitung der ungedeckten Geldmenge, d.h. die Steigerung der Geldmenge, die über die Steigerung der Warenmenge hinausgeht. Und dass Inflationierung vorgenommen wird, d.h. die ständige Erosion des Wertes von Papiergeld, ist praktisch ein Naturgesetz, sobald Politiker ihre dreckigen Hände an die Währung legen.
Das habe ich fast angenommen, aber diese Unterscheidung wird in dieser Form so gut wie ausschließlich von der Österreichischen Schule betrieben, und ich wollte dir nicht unterstellen, dass du ausgerechnet denen nachrennst. (Ich
sehe gerade, dass Wikipedia sie als "heterodox" bezeichnet. Harr, ich wusste gar nicht, dass die so höflich sein können.) Wir tun uns heute ganz allgemein recht schwer mit Leuten, die sich bewusst, offen und
kategorisch weigern, Analytik oder Statistik zu verstehen.
Wenn du
ausschließlich von quasireligiösen Glaubensätzen aus argumentieren willst und
absolut nicht bereit bist, unbequeme Erfahrungstatsachen zur Kenntnis zu nehmen, kannst du heute eigentlich nur mehr Gender Studies betreiben. Sogar von Soziologen wird inzwischen erwartet, dass sie zumindest so tun, als ob sie die rechnen können wollen und einmal pro Jahrzehnt eines ihrer Dogmen hinterfragen.

Ebensfalls sorry, aber das ist grob und sinnentstellend verkürzt. Deutschland und Österreich haben nach dem 1.Weltkrieg die Golddeckung nicht mehr eingeführt, das Ergebnis: Hyperinflation (die Scheibtruhe).
Du wechselst das Thema. Du hast weiter oben so getan, als ob die Aussetzung des Ersten Weltkriegs ein (a) einmaliges, in dieser Form noch nie dagewesenes und (b) endültiges Ereignis gewesen wäre. War es nicht. Goldstandards sind sowohl vor als auch nach diesem Krieg wiederholt abgeschafft und wiedereingeführt worden, von verschiedenen Ländern zu verschiedenen Zeiten aus verschiedenen Anlässen und aufgrund verschiedener Theorien. Das gilt auch für Deutschland und Österreich.
Und Brenton Woods war keineswegs ein echter Goldstandard. Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass jeder ausgebene Geldschein von jedem Bürger jederzeit bei der Notenbank gegen Gold eintauschbar ist. Das war Brenton Woods mitnichten.
Das heißt, wenn du von gold standards redest, meinst du eigentlich nur gold specie standards? Ah, OK.
Übrigens, eine dazu passende Anektote: bei Aufkündigung des Brenton Woods Abkommen war der Goldpreis bei 35 USD pro Unze. Allgemein wurde von den Goldzweiflern erwartet, dass der Goldpreis nun sinken würde, denn "Gold hat ja kaum einen intrinsischen Wert" und "nur wegen der Dollarbindung war der Goldpreis bisher so hoch". Kommt Dir das bekannt vor? Nun, der Goldpreis stieg selbstverständlich, und inzwischen steht er bei USD 1.200. In klares Indiz für den Wertverlust des Dollars und aller anderen Papierwährungen in den letzten Jahrzehnten.
Dein aktueller Goldpreis reflektiert aber unter anderem den aktuellen Kaufrausch sowie den Wertverlust des USD gegenüber anderen Währungen. Früher oder später - eher früher - wird sich Gold wieder auf das Niveau von 2004 einpendeln müssen, und dann wird Gold in kanadischen Dollar oder Yen oder Euro/DM bereits wieder weniger kosten als 1980. Im Ernst, im langjährigen Durchschnitt war Gold in den letzten Jahrzehnten eigentlich nur noch am Verlieren. Du weißt das in Wirklichkeit genau.