Re: Hat ein Gasdruck-Selbstlader weniger Rückstoß ?
Verfasst: Mi 5. Dez 2012, 18:14
von Lueger
Lab. Nr. Kaliber mg [g] vo [m/s] E0 [J] mc [g] mw [kg] va [m/s] pM [Ns] pN [Ns] pR [Ns] Anteil pN an pR vR [m/s] ER [J] ER ohne pN[J] Anteil pN an ER h (m)
1. 7x57R 10,5 735 2836 2,59 4,0 700 8,7 1,8 10,5 17,3% 2,6 13,7 9,4 31,6% 0,35
2. 7x64 10,5 850 3793 3,80 4,0 800 10,5 3,0 13,6 22,4% 3,4 23,1 13,9 39,8% 0,59
3. 7x64 8,0 975 3803 3,86 4,0 800 9,7 3,1 12,8 24,2% 3,2 20,4 11,7 42,5% 0,52
4. 7x64 10,5 850 3793 3,80 3,0 800 10,5 3,0 13,6 22,4% 4,5 30,7 18,5 39,8% 1,04
5. .300 Win 11,66 935 5097 4,86 4,0 800 13,2 3,9 17,1 22,8% 4,3 36,4 21,7 40,3% 0,93
6. .30-378WM 11,66 1042 6330 7,91 4,0 850 16,3 6,7 23,0 29,2% 5,8 66,1 33,1 49,9% 1,68
7. .375 H&H 19,4 760 5603 4,86 4,0 800 16,6 3,9 20,5 19,0% 5,1 52,4 34,4 34,4% 1,34
8. .458 Win. 32,4 660 7057 4,96 4,0 800 23,0 4,0 27,0 14,7% 6,8 91,1 66,2 27,2% 2,32
9. .460 WM 32,4 775 9730 7,78 4,0 800 28,1 6,2 34,3 18,1% 8,6 147,5 98,9 33,0% 3,76
10. .460 WM 32,4 775 9730 7,78 5,0 800 28,1 6,2 34,3 18,1% 6,9 118,0 79,1 33,0% 2,41
11. 12/70 36,0 400 2880 1,90 3,4 - 14,8 - 14,8 - 4,4 32,1 - - 0,96
12. 12/70 28,0 410 2353 1,65 3,4 - 11,8 - 11,8 - 3,5 20,5 - - 0,62
13. 12/70 Sub. 24,0 320 1229 1,50 3,4 - 7,9 - 7,9 - 2,3 9,2 - - 0,27
14 20/70 28,0 410 2,53 1,40 2,9 11,8 - 11,8 - 4,1 23,9 - - 0,84
mg = Geschoßmasse
v0 = Mündungsgeschwindigkeit des Geschosses
E0 = Mündungsenergie des Geschosses
mc = Pulvermasse
mW = Masse der Waffe
pM = Mündungsimpuls (Geschoßimpuls + Impuls der nachströmenden Pulvergase)
pN = Nachwirkungsimpuls
pR = Rückstoßimpuls (Mündungsimpuls + Nachwirkungsimpuls)
vR = Rücklaufgeschwindigkeit der Waffe
ER = Rückstoßenergie
h = Fallhöhe. Wenn man die Waffe aus dieser Höhe fallen läßt, erreicht sie die selbe Geschwindigkeit wie durch die Schußabgabe (= vR).
Anteil pN an pR = Prozentualer Anteil des Nachwirkungsimpuls am Rückstoßimpuls
ER ohne pN = So hoch wäre die Rückstoßenergie ohne den Nachwirkungsimpuls (100%-ige Mündungsbremse)
Anteil pN an ER = Prozentualer Anteil des Nachwirkungimpuls an der Rückstoß- energie. Um diesen Prozentsatz reduziert eine 100%-ige Mündungs-bremse die Rückstoßenergie,.
Was kann man aus dieser Tabelle ablesen?
Vergleicht man Lab. 2 und 3 erkennt man folgendes: Obwohl das 8-g-Geschoss eine geringfügig höhere Mündungsenergie besitzt, ist die Rückstoßenergie niedriger. Das bedeutet, daß leichtere Geschosse bei gleicher Energie einen geringeren Rückstoß erzeugen.
Die Lab. 2 und 4 sind identisch, lediglich das Waffengewicht ist bei Nr. 4 um 25 % geringer. Die Rückstoßenergie der schwereren Waffe ist um 25 % niedriger. Die Rückstoßenergie ist also umgekehrt proportional zum Waffengewicht. Je leichter die Waffe, desto stärker der Rückstoß.
Je schwerer die Pulverladung im Vergleich zum Geschoßgewicht, desto höher ist der Anteil des Nachwirkungsimpuls am Gesamtimpuls. Vergleicht man die superschnelle .30-378 WM (Lab.Nr. 6) mit dem Großwildkaliber .458 Win.Mag. (Lab. 8) sieht man, daß der Anteil des Nachwirkungsimpulses am Gesamtimpuls bei der mit relativ wenig und offensivem Pulver geladenen .458 nur 14,7 % beträgt, während bei der mit extrem viel Pulver betriebenen .30-378 WM dieser Anteil fast 30 % beträgt. Die Hälfte der Rückstoßenergie wird von den ausströmenden Pulvergasen verursacht! Eine perfekte Mündungsbremse, die den Nachwirkungsimpuls auf Null reduziert, verringert die Rückstoßenergie der .458 um maximal 27,2%, die 30-378 WM läßt sich hingegen theoretisch um fast 50 % "zähmen". Ob dies mit den z.Z. erhältlichen Mündungsbremsen erreicht werden kann, ist jedoch fraglich.
Wie sich das Waffengewicht und eine gute Mündungsbremse auf den Rückstoß auswirken können, kann man am Beispiel der .460 WM sehen. Mit einer Mündungsenergie von fast 10.000 Jolle produziert diese Patrone in einer 4 kg schweren Waffe (Lab. 9) eine Rückstoßenergie von 147 J, das ist mehr als das 10-fache einer 7x57R (Lab. 1) in einer gleich schweren Waffe. Die Rücklaufgeschwindigkeit ist so hoch, als wenn man die Waffe aus 3,80 m Höhe fallen ließe! Erhöht man das Waffengewicht auf vernünftige 5 kg und reduziert den Nachwirkungsimpuls mit einer Mündungsbremse auf Null (Lab. 10), so reduziert sich der Rückstoß auf ca. die Hälfte.
- - - -
Ich habe obige Tabelle dort gefunden:
Dr. Gmuender GmbH, Der Rueckstoss
Aber leider werde ich auch nicht schlauer davon.
Die Tabelle enthält mehrere Parameter:
pR = Rückstoßimpuls (Mündungsimpuls + Nachwirkungsimpuls)
vR = Rücklaufgeschwindigkeit der Waffe
ER = Rückstoßenergie
Welcher ist nun der maßgebliche ??
Vielleicht gibt es einen Mathe- oder Physik-Meister bei uns . . .
Waihai
Lueger
Re: Hat ein Gasdruck-Selbstlader weniger Rückstoß ?
Verfasst: Mi 5. Dez 2012, 21:56
von DerDaniel
Rein nach der Physik müsste der Impuls durch das austretende Geschoss gleich bleiben (wenns gleich schnell ist).
Der Impuls durch die austretenden Gase würde geringer, da ein Teil abgezapft würde.
In einem idealen System würde der abgezapfte Teil jedoch vollständig in die Beschleunigung des Verschlusses umgewandelt. Da wir aber in der realen Welt leben, wird das Gas auf seinem Weg Energie verlieren und je nach dem wo es ausströmt einen irgendwie gerichteten Impuls verursachen.
Der Verschluss wird bei seinem Rücklauf durch spannen der Feder und eventuellem Endanschlag eine "neue" Beschleunigung plus eventuellem Impuls verursachen. Diese sollte (wie schon erwähnt) theoretisch die selbe Energie vorweisen, jedoch zeitlich versetzt. Die Praxis versauts uns halt wieder ein bisschen.
Summa Summarum, wird der Rückstoß geringer und einen anderen verlauf nehmen. Wie groß der unterschied ist weiß ich jedoch nicht, weil ich absolut NULL Ahnung habe wie viel Gas für den Ladevorgang draufgeht.
PS: an alle Physiker, ich weiß ich habe ein bisschen geschummelt, ist aber so verständlicher.