Ich bin Schweizer, hierzulande gibt es kein Verbo für Treibspiegel aus gezogenen Läufen.
rhodium hat geschrieben: Di 28. Jul 2020, 16:38
sapperlot... warum macht man sowas?
Mich faszinieren hohe Geschossgeschwindigkeiten. Ausserdem ist das Geschoss "anonym" - keine Abdruck von Zug und Feld!
Das GHanze begann vor rund 45 Jahren. Damals gab es hierzulande von Remington die "Accelerator*" Patronen in den Kalibern .30-30, .308 Win,. und .30-06 im Handel. Diese Patronen verschossen ein 55grs VM Geschoss im Kaliber .224, geführt im Lauf durch einen Kunststofftreibspiegel. Das liess den Wunsch nach derartiger Munition in anderen Kalibern entstehen. Die erste von mir selbstgebauten Treibspiegel fanden ihren Palatz dann in der GP11, der schweizer Ordonnanzpatrone 7,5 x 55. Die Treibspiegel entstanden auf einem Tischdrehbank und bestanden aus Teflon. Anfänglich hatte ich massive Präzisionsprobleme, das ich dem nicht gleichmässigen Trennen des Geschosses vom Treibspiegel zuschrieb. Ich begann Sollbruchstellen in die Plastikteile einzubringen und die Trefferbilder verbesserten sich , aber waren immer noch nicht das Gelbe vom Ei. Leider waren mir damals Geschwindigkeitsmessungen nur in empirischen Versuchsaufbauten möglich, derartige Messgeräte kosteten damals ein kleineres Vermögen.
Fortschritte machte ich dann nach Erscheinen eines Artikels in einer US amerikanischen Fachzeitschrift èber Sabots fèr diverse Jagdkaliber. Ich schrieb den Autor des Artikels mit der Bitte an, meine Korrespondenz an den Protagonisten des Artikels weiterzuleiten. Dies geschah und diese Leute die den Gegenstand des Berichtes bildeten nahmen mit mir Kontakt auf. Diese Korrespondenz wurde im lockeren Rahmen über einen làngeren Zeitraum geführt und gipfelte in der industriellen Herstellung des von uns als ideal erachteten .308/,224 Sabot.
In den frühen 80er Jahren kaufte ich mir eine Wheaterby in Kaliber .460WM. Da die Kosten für die Geschosse immens waren, wuchs in mir der Gedanke, für diese Waffe Sabots im Kaliber .458/.308 zu bauen. Die Suche nach Geschossen brachten das 220grs Sierra Matchking sowie ein baugleiches Geschoss eines kleinen Herstellers mit dem Gewicht von .250grs. Die dafür benötigten Sabots entstanden wieder auf dem Tischdrehbank, nach ~300 Schuss stellte ich die Versuche ein, der Lauf war hinüber. In diesem Kaliber gab es Probleme mit der sauberen Anzündung der Pulversäule, um eine gleichmàssige Mündungsgeschwindigkeit zu erhalten, musst ich mit einem "Booster" arbeiten*. Zwischenzeitlich war ich Besitzer eines "Chroni F1" und einigermassen präzise Geschwindigkeitsmessungen waren möglich. Ein Problem war der Schulterwinkel mit den zwei Radienj der weatherbyschen Hülsenkonstruktion, die Geschwindigkeitsausbeute war im Verhàltnis zum investierten Treibmittel (im Schnitt um die 100grs) eher marginal.
Mitte der 90er Jahre gab es dann von Weatherby ab Stange - die .30 - 378 Weatherby, die gésstvolumige Hèlse von W. eingezugen auf .308 mit optimierter Schulter. Ich kannte den Vertreter des schweizer Importeurs von Weatherby sehr gut und ich tàtigte die Bestellung über die Büchse komplett mit 200 Patronen. Die Waffe wurde eingeschossen und darauf geachtet, dass sie nie richtig heiss wurde. Doch schon nach etwa mehr als 100 Schuss weitete sich das Schussbild. Auf Garantie wurde eunb neuer Lauf montiert und ich erhielt von der Firma die erlaubnis, die Waffe mit den 220grs Matchking sowie einer genau spezifizierte Laborierung zu gebrauchen. Wieder dasselbe, nach knapp èber 100 Schuss weiteten sich die Schussbilder trotz Waffenreinigung alle 20 Schuss. Gleiche Erfahrung machten ein paar befreundete Jàger die sich diese Bèchsen fèr die Hochjagd zulegten und als Garant fèr weite Schèsse betrachteten. Heute schiesst hier niemand mehr dieses kaliber obwohl es damals Versuche mit verschioedenen Laufherstellern gab. Die Erosionsprobleme waren bei Full House Ladungen nicht in den Griff zu kriegen.
Glücklicherweise konnte ich meine .30-378 Weatherby dann zurückgeben und ich nahm im Austausch eine Ruger No. 1 in .458 Lott.
Noch eine Bemerkung zu einem populären Film und Treibspiegel. Ich spreche vom Streifen "The Shooter". Dort trifft sich der Scharfschütze mit einem Spezialisten um die Frage zu klären, wie ein Geschoss aus seiner Waffe die er nach diesem Schuss schussuntauglich machte, für ein Attentat benutzt wurde. In der deutschen Fassung des Films erkärt dieser Spezialist, das sein mit Papoierwicklung des Geschosses möglich das dann aus einer kalibergröseseren Waffe verschossen wird.
Das ist Quatsch!
Im vorletzten Jahrhundert gab es für Präsisionsbüchsen papiergewickelte Geschosse die In den grossen Schwarzpulverpatronen verladen wurden. Das Papier èbernahm die Führung im Rohr und gab dem Geschoss den Drall mit, aber aas funktioniert in einem modernen Lauf nicht! Diese Läufe hatten ein spezielles Zugprofil mit gerundeten Kanten. Aus einem modernen Lauf würde das Papier zerschnitten und könnte so seine Aufgabe nicht erfüllen.
Heute schiesse nich noch regelmässig Sabotsgeschosse im alten schw. Ordonnanzkaliber. Verschossen wird das 50grs .224 Ballistic Tip von Nosler. Es wird eine durchschnittlich V25 von 1'225m/sek erreicht, Präzision ~65mm /100 Meter. Lebensdauer eines Laufes bei etwa 400 Schuss, aber spielt für mich keine Rolle. Vor etwa 15 Jahre gab es hierzulande an den einschlägigen Börsen einen K31 für sFr 80.- und da habe ich mich eingedeckt.
MfG
Fivegunner
*Fragen zum Booster beantworte ich nicht! Diese Vorgehen ist unsicher und gefàhrlich!