trenck hat geschrieben: Mo 27. Jun 2022, 19:54
Gold und Silber wurden Jahrtausende lang als Währung verwendet, nicht weil ein Herrscher o.ä. sich das ausgedacht hätte, sondern auf Grund der Entscheidung des Marktes (= der meisten Menschen). Die Beschränktheit der Menge ist zwar eine notwendige, aber keineswegs hinreichende Eigenschaft dafür. Kolibri-Scheiße z.B. ist auch sehr selten, aber kein Mensch würde das als Währung verwenden (obwohl diverse Papiergeldwährungen, die in die Hyperinflation gegangen sind, von der Werthaltigkeit her damit vergleichbar waren).
Und eine Währung muss nicht nur als Verrechnungseinheit dienen, sondern auch als Wertspeicher geeignet sein. Und hier schlägt Gold jede Papierwährung, daran ändern kurzfristige Schwankungen um ein paar Prozent nichts. Vergleiche einfach mal den Preis von Gold anno 1986 und heute.
Da hast scheinbar viel gelesen, allerdings wohl zu viel von der Goldlobby Geschriebenes. Geld hat, wie du richtig bemerkst, zwei Aufgaben: Tauschmittel und Wertspeicher. Beide Rollen kann kein Medium erfüllen, ohne dass eine steuernde Hand (Zentralbanken) dazwischen wacht. Das sollte bei der Betrachtung eben des Giralgeldes ofenbar werden: Steigt das Volumen, fällt der Preis -- Inflation, Stagflation, Depression …
Solange sich Gold als Wertspeicher dargestellt hat (bis etwa 2007)
https://de.statista.com/statistik/daten ... seit-1900/
konnte man Gold als sicheren Hafen bezeichnen - aber nur, wenn du den Barren auch wirklich in deinem Tresor liegen hast. Papier auf Gold und Lagerung in Tresoren Dritter ist das Gegenteil von sicher und verfügbar. Allerdings beißen dich bei Goldbarren im eigenen Tresor die Kosten für die Lagerung. Tresor, Alarmanlage, Sicherheitsdienst … gehen ins Geld und erhöhen die Kosten von Gold. Wenn nun aber, wie seit 2008, alle ins Gold gehen, aber nicht das Risiko der Barren im eigenen Tresor, sondern die virtuelle Lagerung und ein Zertifikat akzeptieren, wird Gold zum Spekulationsobjekt (siehe Entwicklung seit 2008) und daher wurde auch der Goldpreis zu einer Blase, die, sobald es knallt, ebenfalls poppt.
Schau dir dazu einfach die Entwicklung 2011 - 2015 - 2021 an -- das ist der Klassiker einer Spekulationsblase (2011) der auf "sein Niveau" (2015) platzt, um dann wieder Fahrt aufzunehmen -- mit dem Geld der kleinen Anleger, versteht sich, die nach der Marktbereinigung mit nichts da stehen. Wenn du irgendwas von Kursanalyse verstehst, solltest du dieses Wissen auf den Goldpreis anwenden, ehe du investierst, denn Gold ist schon lange kein Wertspeicher mehr, sondern Handels- und Spekulationsgut.
Noch einmal zurück zu 2011 - 2015: Wenn du mit denselben Argumenten 2011 ins Gold gegangen wärst, hättest du bis 2015 von 1700 auf 1200 verloren: flockige 30% Verlust in 4 Jahren, 7,5% pro Jahr. Das würde ich nicht als werthaltige Investition bezeichnen …
Kleiner Tipp für's Werbefernsehen: Immer, wenn die Banken im Werbefernsehen irgendwelche Anlageformen anbieten, solltest du verkaufen -- denn dann ist es sicher, dass die Blase bald platzen wird. Nicht, weil die Banken böse wären, sondern einfach, weil es lange dauert, bis Banken einen Trend akzeptieren, der Spot gedreht und geschaltet ist und weil das zusätzlich angelockte Geld die Blase weiter vergrößert. Alle ernsthaften Spekulanten haben eine obere Grenze, zu der sie glatt machen, und in diese Grenze rauscht der Laie -- mit seinem Geld wird die Grenze erreicht, und dann geht es abwärts. Beispiel 2011: zu 1700 gekauft (plus Spesen), ein paar Tage danach auf 1650 gefallen. Verkaufen kostet wieder Spesen, also: Aussitzen. Bis 2015 geht es nur abwärts, du fühlst, wie dein Investment zu nichts zerfließt und irgendwann bist du mürbe und verkaufst. Oder musst verkaufen. Adieu, 30%.
Gold kannst du langfristig zuhause lagern, um es bei Bedarf als Währung zu benutzen -- aber ich möchte dich sehen, wie du beim Bauern auftrittst und dem mit der Feile ein paar Mikrogramm vom Barren schabst, weil du 20 Eier gekauft hast … Alles schon gehabt, Stichwort Ende WK II, da haben dir die Bauern gesagt, wie viel dein Gold wert ist. Und dann hast du die Wahl: Essen oder Vermögen halten.