Hi Artschi,
"Brennraumlänge" ist enorm wichtig, um KABOOMS zu vermeiden, genauso wie die Wahl der Pulversorte und -menge.
Die Lauflänge ist hierbei jedoch eher zweitrangig.
Um Waffensprengungen zu verhindern müssen wir den maximalen Gasdruck berücksichtigen, nur der interessiert.
Und dieser wird naturgemäß sehr früh im Verlauf der Explosion erreicht, wo das Geschoss kaum oder gerade mal beginnt die Hülse zu verlassen.
Bei Kurzwaffen liegt dieser bereits nach einem Geschossweg von unter 10mm, bei Langwaffen bei deutlich unter 100mm an.
Wenn es also zu KABOOMS kommt, dann nicht wegen einer anderen Lauflänge.
Die Lauflänge hat hingegen erheblichen Einfluss auf die Geschwindigkeit des Geschosses (neben Pulversorte und -menge).
Da die Gase immer schneller sein werden als das Geschoss, wird also das Geschoss umso schneller sein (da länger beschleunigt), je länger der Lauf ist und vice versa.
Gleichzeitig nimmt der Gasdruck, nach Erreichen des "maximalen Gasdrucks", radikal ab.
Da das Geschoss sich ja im Lauf immer weiter nach vorne bewegt nimmt der Brennraum ständig zu und dadurch der Gasdruck ständig ab, man sagt auch er "entspannt" sich.
Ideal ist es, wenn die Abbrandgeschwindigkeit des Pulver (offensiv / progressiv) so gewählt wird, dass das Pulver - kurz bevor das Geschoss den Lauf verlässt - zu 100% verbrannt ist.
Somit erreiche ich eine verzögerte, ökonimische und saubere Verbrennung des Pulvers, die sich über die gesamte Lauflänge erstreckt.
Gleichzeitige erreiche ich eine maximaler Beschleunigung des Geschosses und reduziere auch noch den maximalen Gasdruck und habe weniger Turbulenzen für das Geschoss außerhalb des Laufes, was auch noch die Präzision verbessert.
Ein Gegenbeispiel:
Ich verschieße eine GK-LW-Fabrikpatrone, sagen wir einmal eine .30-06 Springfield aus einem 24" Lauf (wofür diese Patrone entwickelt wurde).
Damit werde ich den vorbschriebenen Effekt erzielen.
Jetzt nehme ich dieselbe Patrone und verschieße sie aus einem 10" Lauf.
Der maximale Gasdruck wird derselbe sein, jedoch habe ich eine sehr unsaubere Verbrennung, wodurch der Lauf eingesaut wird und auch schneller verschleißt.
Die erzielte Geschwindigkeit wird bei dieser Lauflängedifferenz erheblich leiden, sagen wir einmal sie wird ca. 30% langsamer sein, mit allen damit verbundenen negativen ballistischen Eigenschaften (erheblich gekrümmtere Flugbahn, kürzere Reichweite, weniger Wirkung im Ziel).
Das Pulver wird zum Großteil gar nicht verbrannt.
Teilweise verbrennt es noch außerhalb des Laufes, was das Kind im Schützen freut, weil es einen ordentlichen Mündungsblitz und -knall gibt, jedoch führt dies zu erheblichen Turbulenzen außerhalb des Laufes.
Eine hohe Gasmenge (der abnehmende Druck ist ja hier noch größer als er es beim Verlassen des Geschosses aus dem 24"-Lauf der Fall ist) umströmen das langsamere Geschoss und bringen es so in erhebliche Turbulenzen, der Streukreis geht auf.
Auch die Präzision wird also leiden.
Dies ist so auf alle Kaliber übertragbar, egal ob Kurz- oder Langwaffe.
Die Ausgangspatrone wurde für eine bestimmte Waffe mit einer definierten Lauflänge (bezogen nur auf die Geschwindigkeit) ersonnen und wird auch nur darin das Mögliche an Geschwindigkeit herausholen.
Nun kann man zwar mit z.B. offensiveren Pulvern aus Waffen mit kürzeren Läufen mehr Geschwindigkeit generieren, erhöht dann aber auch gleichzeitig wieder den maximalen Gasdruck, welcher die Waffe (und das Hülsenmaterial) mehr stresst und im Extremfall wiederum zum KABOOM führen kann.
Wer gerne mit offensiven Ladungen herumspielt sollte auch unbedingt immer die Geschwindigkeit seiner Laborierungen messen.
Ist einmal der Punkt erreicht, an dem die Geschwindigkeit trotz erhöhter Pulvermenge, nicht mehr zunimmt, der befindet sich deutlich im Grenzbereich.
Das Pulver ist zu offensiv, ein Geschwindigkeitszuwachs findet nicht mehr statt, aber der Gasdruck nimmt exponential zu.
Vereinfacht ausgedrückt:
Das ganze Pulver explodiert viel zu schnell, zu einem Zeitpunkt wo das Geschoss sich kaum mehr bewegt hat.
Der Brennraum ist dabei extrem klein und der Druck enorm hoch.
Dieser Druck kann zu diesem Zeitpunkt nirgends hin entweichen und das geht so lange gut, bis die Waffe (in dem Fall die Klügere) nachgibt - KABOOM!
Fazit:
Also, die Lauflänge spielt für den maximalen Gasdruck keine Rolle.
