rwbf109 hat geschrieben: Mi 25. Jan 2023, 09:18
Aber sag mir auch wie ichs besser mach, nicht nur was falsch ist.
In der Fotografie gibt es kein richtig oder falsch.
Es gibt drei Herangehensweisen:
Jemand macht ein Foto, wie er das Ding sieht -- das ist seine Sicht auf die Dinge und da muss alles richtig sein, was dabei herauskommt. Das nennt man Kunst.
Mit der Explosion der digitalen Bilderflut Mitte der 2000er hat sich eine neue Herangehensweise an die Fotografie entwickelt, die noch lange nicht vollständig untersucht ist. Der Konsens dabei könnte lauten: Wenn mein Bild irgendwen zu einer zustimmenden Reaktion veranlasst, ist der Zweck erfüllt. Dies vor allem, weil Bildaufzeichnung praktisch kostenfrei geworden ist. Daher muss kein Einsatz mehr gerechtfertigt werden und wenn ein Bild einmal weniger Daumen hoch bekommt, wird es durch die nächsten fünf sowieso aus dem Kanal gespült.
Oder
jemand macht ein Foto, um (möglichst vielen) das Produkt interessant erscheinen zu lassen. In der Werbung wird diese Art der Produktfotografie auch unter Werbefotografie abgehandelt. Dabei geht es darum, die Alleinstellungsmerkmale eines Produkts so in Szene zu setzen, dass der Konsument aus der Zielgruppe aufmerksam und offen für die verbale/textliche Kommunikation wird.
Dann macht man ungefähr sowas:
https://youtu.be/rqC2xpCaG80
Zumindest hat man das noch vor zwanzig Jahren so gemacht. Heute werden die meisten Produkte im Computer konstruiert und diese Daten laufen dann durch das Rendering in der Bilderzeugung -- da sitzt der Art Director mit dem CGI Artist zusammen und schiebt Lichter und Reflektoren nur noch virtuell, bis es passt
oder
jemand macht ein Foto, um das Produkt völlig emotionslos für die Illustration von Handlungsanweisungen darzustellen. Das passiert meist in "post factum" Szenarien, wenn man mit dem Bild mit Besitzern dieses Produkts kommuniziert, zum Beispiel im Hand- oder Sachbuch.
Weil aus dem fertigen Bild mangels zuverlässiger Grammatik der Bildsprache nicht klar hervor geht, was der Fotograf beabsichtigt hat, kann man aus dem Bild allein nicht ableiten, ob etwas falsch gemacht wurde, zumal jedes Foto Anteile aller drei Herangehensweisen zeigen wird.
Solange du also nicht unter das Bild schreibst, was du damit wolltest, kann dir niemand auf der Welt sagen, wie du das besser erreicht hättest.