gewo hat geschrieben:ich bin kein profi was die unterscheidung von zivil- und militaermunition betrifft
aber mit "putzen" ist es ja bei weitem nicht getan
militärmunition unterscheidet sich im prinzip nicht (solange wir nicht über hartkern, Forum etc reden).
patrone ist patrone. es gibt auch keine "zivilen pulver" und "militärischen pulver". du glaubst doch nicht wirklich, dass pulverhersteller die vergleichsweise paar kg die zivil verkauft werden extra herstellen?
der einzige systematische unterschied den du bei der 308 haben wirst ist der gasdruck, denn die militärische patrone 7,62x51 NATO hat einen niedrigeren spezifizierten gebrauchsgasdruck als die zivile .308win.
im prinzip ist das nachstehende hoerensagen (ok, eigentlich lesen..)
die problematik scheint ja wohl einerseits der berdanzuender zu sein welcher beim zuenden giftige, schaedliche gase freisetzt
ja, da kommt jetzt einiges an hörensagen

"berdan" bezieht sich nur auf die form und art der zündung, hat aber ansich rein gar nichts mit giftig oder schädlich zu tun. es werden zur herstellung von berdanzündern die genau gleichen zündmassen verwendet wie für boxer. mag sein dass das gerücht daher kommt, dass berdan früher noch verbreiteter war und früher waren auch die korrosiven zündsätze mit bleipikrat und quecksilberfulminat noch üblich. das ist heute alles abgelöst. wenn du munition kaufst, die in den letzten 30-40 jahren hergestellt wurde kannst du einen drauf lassen, dass sie nicht giftig und korrosiv sein wird, egal ob boxer oder berdan. also nicht giftiger als jede andere

denn schwermetalle hast du immer noch genug drin in den meisten zündsätzen.
bei interesse - ich hab da mal eine dissertation ausgegraben über die entwicklung vollkommen schwermetallfreier zündsätze...
und andererseits das vermutlich uebliche zweibasige pulver welches in militaerischer munition grundsaetzlich verwendet wird um auch unter widrigsten umstaenden eine zuendung sicherzustellen.
die hersteller behaupten viel über die angeblichen eigenschaften zweibasiger pulver, mir wäre noch kein vorteil aufgefallen.
manche behaupten, dass zweibasige heißer abbrennen sowie dass sie weniger auf umgebungstemperatur empfindlich sind.
ob es überhaupt oder gar immer im mil bereich verwendet wird, darüber hab ich noch nichts gehört.
das einzige sicher bekannte zweibasige war cordite.
bekannt ist auch noch, dass dreibasige pulver dzt nur im militärischen bereich eingesetzt werden.
bei surplus werden die relativen schnellen verbrennungsgase inkl deren rueckstaende angeblich seitlich am geschoss vorbeigepresst
dabei wird der lauf quasi abgeschliffen.
schnell? schneller? inwiefern? haben die einen extra-turbo gegenüber nicht-militärischen gasen?
gase sind so schnell wie sie gerade expandieren können, und das hängt im lauf vor allem vom druck ab.
seitlich am geschoss vorbei geht immer etwas, das sieht man schon in hochgeschwindigkeitsaufnahmen.
aber das ist bei militärischen und zivilen im schnitt genau gleich viel, es sei denn du hast ein los mit untermaßigen geschossen erwischt!
weiters problematisch: die huelsen sind bei surplus aus stahl, welcher bestenfalls lackiert oder tombakisiert ist
sie sind fast immer haerter wie die zivilen kupferhuelsen und verstaerken diesen effekt noch
das soll nach einigen tausend schuss surplus an den zuegen und an der laufinnenseite gute erkennbar sein
Stahlhülsen gibt es im surplus bereich aber auch im zivilen (zB Wolff).
Der einzige unterschied den das macht ist, dass sie nicht wirklich wiederladbar sind. (ich bau mir dummies daraus)
manche haben auch ein problem mit der lackierung die ihnen das patronenlager versaut.
aber sonst? wurscht. beeinflußt jedenfalls sicher nicht das was imi lauf abgeht.
da scheint man sich darueber klar zu sein dass der schuetze hier das wesentlich problematischere element beim zielen und treffen ist als ein doppelt oder dreimal so grosser streukreis wie normal
ja, da haben sie uns zivilen ignoranten sehr viel voraus! die erkenntnis täte einigen gut...
zivile pulver haben keine derartigen rueckstaende in den verbrennungsgasen, die huelsen sind aus hartkupfer und der boxerzuender ist (mehr oder weniger) giftfrei
zivile pulver sind im prinzip die gleichen und haben auch die gleichen rückstände.
hülsen sind aus messing und nicht aus kupfer, schon gar nicht aus hartkupfer (das wäre zu spröde und zu teuer mit seinen zulegierungen aus Zr, Cr, Be, P,...)
zünder der selben generation enthalten die selben zündmassen
ich haette null bedenken surplus wie die MEN in einem meiner ordonannzgewehre zu verfeuern
in mein sportgewehr moechte ich die aber eigentlich nicht stecken ...
die meisten der genannten hörensagen haben im prinzip schon ein bissi was an sich, sind aber entweder ziemlich übertrieben dargestellt oder in ihrer erklärung einfach falsch zusammengereimt (zB berdan sind immer korrosiv - stimmt nicht! nur weil es früher mehr berdan gab und früher auch korrosiv ist das noch lang nicht so...).
der größte unterschied ist definitiv in der zündung, und viele läufe haben gewaltig gelitten unter der falschen reinigung nach verwendung korrosiver zündsätze. (stichwort: "rauher lauf"). mag sein, dass manche es dann auch auf die angebliche erosion geschoben haben und dem pulver die schuld gaben. was erosion wirklich ist, das siehst du an den "superschnellen kleinkalibern". da brennen übergangskonusse und läufe wirklich aus, da werden auch große gasmengen mit sehr hoher geschwindigkeit bewegt. aber nicht wegen ein bisschen surplus in einem moderaten kaliber und bei moderatem gasdruck.
es kommt letztendlich dann immer drauf an was für eine surplus.
wenn du sowas meinst wie die 8x56R die heute noch brav verkauft wird, mit bodenstempel von 1939 und früher - ja, die hat garantiert einen korrosiven, möglicherweise sogar noch quecksilberhaltigen zündsatz. danach ist eine gründliche reinigung vorgesehen. auch 8x57IS ist noch einiges aus den dunkleren tagen in umlauf. meist äußerlich an der dunkleren anlauffarbe des messings zu erkennen
das was an zeitgenössischer surplus am markt ist (also zB die GP90 für den K31 oder auch jede menge 7,62Nato weil alle auf das 5,56er Kaliber umgerüstet haben und die alten bestände langsam weg müssen), das kannst du bedenkenfrei verfeuern. Meinen informationen nach wiurde die produktion korrosiver nato-muni ca mitte der 60er eingestellt. schlimmstenfalls schau auf den bodenstempel. da die 7,62x51 erst anfang der 50er eingeführt wurde, reden wir also von maximal den ersten 10-15 jahren wo es noch korrosive gegeben haben kann, die ist sicher schon aufgebraucht.
lg
Martin
“From birth, man carries the weight of gravity on his shoulders. He is bolted to earth. But man has only to sink beneath the surface and he is free.” (Jaques Custeau)