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Re: die spinnen die deutschen

Verfasst: Fr 26. Nov 2010, 16:29
von trenck
mercury hat geschrieben:Was mir mehr Sorgen macht, sind die "Rettungsmillionen" für Griechenland oder Irland. Weil das sind gänzlich andere Dimensionen als innerhalb Österreichs. Außerdem find ichs sinnlos, wenn 25 (oder sinds eh schon wieder mehr?) verschuldete EU Staaten für einen bereits sinkenden Staat weitere Schulden aufnehmen. Das ist ja ein Teufelskreis.


Stimmt. Die Auswirkungen zeigen sich schon:
http://www.telegraph.co.uk/finance/fina ... tself.html

EU rescue costs start to threaten Germany itself
The escalating debt crisis on the eurozone periphery is starting to contaminate the creditworthiness of Germany and the core states of monetary union.


Am besten aber finde ich das hier:
Germany cannot keep paying for bail-outs without going bankrupt itself," said Professor Wilhelm Hankel, of Frankfurt University. "This is frightening people. You cannot find a bank safe deposit box in Germany because every single one has already been taken and stuffed with gold and silver. It is like an underground Switzerland within our borders. People have terrible memories of 1948 and 1923 when they lost their savings."


Trenck

Re: die spinnen die deutschen

Verfasst: Fr 26. Nov 2010, 19:30
von wevs
Jahnj hat geschrieben:wenn du sagst dass er Sachen ignoriert, dann muss ich auch fragen welche Dinge das sind, und worauf du dich mit deiner Kritik genau beziehst.
Nun, ob so eine aufzaehlung von einem oder einer Gruppe Historiker glaubwuerdiger oder akkurater ist als die aufzaehlung anderer Historiker, darueber streiten sich... die Historiker.

Wenn du dich länger mit dem Thema beschäftigst und zehn, fünfzehn, zwanzig Bücher dazu liest, stellst du unweigerlich drei Dinge fest:

(1) Es gibt eine absolut unüberschaubare Menge an Reden, Radioansprachen, Zeitungsartikeln und Plakaten, in denen Nazis betonen, dass nur ein wehrhafter Mann ein echter Mann ist, dass Wehrsport und Jagd den Charakter bilden und einen wichtigen Beitrag zur körperlichen, geistigen und spirituellen Gesundheit des deutschen Volkskörpers leisten, und dass ein deutscher Mann schon allein deshalb Jäger sein sollte, weil das deutsche Volk ein naturverbundenes Volk ist. Ein Volk, dass nicht jagd, ist ein verstädtertes, dekadentes, degeneriertes Volk. Einige dieser Reden und Aufsätze stammen von Adolf Hitler, Hermann Göring, Josef Goebbels und Heinrich Himmler persönlich.

Es gibt eine ebenso unüberschaubare Menge an internen Rundschreiben, internen Dienstanweisungen und Artikeln in internen Schulungsunterlagen, die zeigen, dass das alles nicht nur Propaganda war, sondern dass hoch- und höchstrangige Nazis dieses Zeug durchaus selbst geglaubt haben, vollinhaltlich und vorbehaltlos. Jeder Autor, der will, findet offenbar problemlos zehn neue derartige Quellen; was du in veröffentlichten Werken tatsächlich zitiert siehst, ist allem Anschein nach nur durch den Platz beschränkt.

Nazis scheinen ihre Untertanen nur selten unmittelbar dazu aufgefordert zu haben, sich privat zu bewaffnen, das stimmt. Eine Bewaffnung scheint in erster Linie im Rahmen der Mitgliedschaft in der Wehrmacht und in den verschiedenen Parteiverbänden vorgesehen gewesen zu sein, das stimmt auch. Implizite Ermunterung oder zumindest Erlaubnis zur Bewaffnung wurde aber mehr oder weniger von allen Dächern getrommelt, stand jeden zweiten Tag in der Morgenzeitung und kam jeden zweiten Abend aus dem Volksempfänger. Man darf nicht unterschlagen, dass SA und SS zwar Langwaffen und reguläre Dienstpistolen zentral verwahrt haben, Ehrenpistolen aber zum Beispiel nur selten, und dass die heftig beworbenen Jagdverbände überhaupt private Büchsen vorausgesetzt haben.

(2) Es gibt eine absolut unüberschaubare Menge an internen Rundschreiben, internen Dienstanweisungen und Artikeln in internen Schulungsunterlagen, die zeigen, wie sehr das Regime sich (zum Beispiel) vor Unfrieden durch hohe Mieten, hohe Lebensmittelpreise, hohe Heizstoffpreise, hohe Arbeitsbelastung, provokant zur Schau gestelltes Kriegsgewinnlertum oder kriegsbedingten Mangel an Luxusgütern gefürchtet hat. Das berühmte Kanonen machen uns mächtig, Butter macht uns nur fett und der Sozialismus der Tat ziehen sich wie zwei rote Fäden durch die Propaganda der gesamten Nazizeit, vom Sommer 1932 bis zu Goebbels' endgültig letzter Ansprache Stunden vor dem Fall Berlins.

(3) Es gibt im Kontrast dazu nur zwei oder drei handvoll Stellen, die darauf hindeuten, dass Nazis vor Widerstand durch private Waffen Angst gehaben haben könnten oder versuchst hätten, privatem Waffenbesitz unter unauffälligen Deutschen entgegen zu wirken. Spätestens ab dem dritten Buch oder dem vierten Artikel siehst du, dass die Zitate anfangen, sich zu wiederholen, ein bisschen später werden sie langweilig und am Ende kannst du sie auswändig.

Juden und offene Regimegegner sind sukzessive entwaffnet worden, das ist richtig. Es ging dabei aber nicht in erster Linie um die Verhinderung von Widerstand, sondern um den symbolischen Ausschluss aus der Gesellschaft. Juden wurden Waffen verboten so wie ihnen das Tragen deutscher Tracht verboten (und später des Tragen eines Judensterns vorgeschrieben) wurde: sie sollten unmissverständlich aus dem Kreis der Deutschen ausgeschlossen werden. Regimegegner wurden vom Waffenbesitz ausgeschlossen so wie sie von anderen "Ehrenrechten" ausgeschlossen wurden, so wie Verbrecher vom Waffenbesitz ausgeschlossen wurden: Opposition sollte unmissverständlich mit Verbrechen gleichgesetzt sein.

An manchen Orten und zu bestimmten Zeiten haben lokale Behörden versucht, Waffenbesitz auf Mitglieder der Partei, einer Parteiorganisation oder einer nazidominierten Standesvertretung zu beschränken, das stimmt. Diese Bedingung hat aber so gut wie jeder Jugendliche oder Berufstätige Erwachsene erfüllt. Die Nazis haben gewusst, dass nicht jeder Angehörige der HJ, jeder Teilnehmer an einer KdF-Kreuzfahrt oder jedes Zwangsmitglied der Reichsschrifttumskammer ein überzeugter Nazi ist. Es war ihnen egal, weil es ja eben nicht um Verhinderung von Widerstand, sondern um die Belohnung von Unterwerfungsgesten ging. Wer zumindest so tat, als ob er ein Nazi sein wollte, durfte auch ein echter Mann sein wollen.

Insgesamt: Nein, die Historiker streiten nicht; die Quellenlage ist eindeutig. Ich kann dir nicht sagen, was genau Halbrook ausgelassen hat, aber er muss eine ganze Menge gelesen zu haben, um die paar Zitate zu finden, die er dir als repräsentativ verkaufen will. Wenn er nicht von vornherein vorverdautes Material von anderen quote minern herangezogen hat, muss er, ob bewusst oder unbewusst, buchstäblich hunderte Dokumente ignoriert haben, um seine paar Treffer für repräsentant halten zu können.

Schliesslich ist ja die Idee hinter z.b. einem 2nd Amendment dass dies fuer jeden Staatsbuerger gilt, und nicht nur fuer z.b. Staatsbuerger die Mitglied einer bewaffneten republikanischen Organisation oder Miliz sind. Insofern hinkt dieses Argument.

Och komm, versuch mich nicht zu verarschen. Du weißt sehr genau, dass heute niemand mehr feststellen kann, ob das 2nd Amendment ursprünglich wirklich so gemeint war oder nicht doch mit Blick auf Bürgermilizen geschrieben wurde. Ich kenne DC v. Heller und ich weiß, dass der Court beschlossen hat, die erste Hälfte des Texts schlicht und einfach zu ignorieren, aber die Entscheidung beruht ausdrücklich nicht auf irgendeiner spezifischen Annahme zum original intent, weder positiv noch negativ.

Ich kann natuerlich nicht mit repraesentativen Statistiken aufwarten. Aber ich kenne doch so einige "real Americans" die du sicher in diese Lade einordnen wuerdest, und die finden trotzdem den Patriot act, waterboarding etc. alles andere als cool. Sicher gibt es genuegend die das "irgendwie verstaendlich" finden. Alle ueber einen Kamm zu scheren ist aber auch nicht richtig.

Natürlich wäre es falsch, alle über einen Kamm scheren zu wollen, aber das wollte ich ja auch gar nicht. Ich rede ausdrücklich von "affin" und "mehrheitlich", also von Tendenzen. Die Tendenzen sind recht unbestreitbar. Waffeninhaber wählen mit einer signifikant höheren bedingten Wahrscheinlichkeit republikanisch als demokratisch. Die republikanische Seite ist die, deren Politiker, Juristen und Operatiors Guantanamo, enhanced interrogation, die Aussetzung von habeas corpus und die ganze andere autoritäre Kacke erfunden und durchgesetzt haben und deren Publizisten das alles verteidigen. Die demokratische Seite ist die, die diese Geschichten kritisiert, wenn auch zugegeben nicht immer sehr gut oder sehr konsequent.

Interessant. Ich sehe diese Korrelation nicht so eindeutig - von der zaghaften Aussage Bosbachs, privaten Waffenbesitz zu verbieten wuerde nicht viel bringen, mal abgesehen.

Die bedingte Wahrscheinlichkeit dafür, dass ein deutscher Waffenbesitzer CDU wählt, ist signifikant höher als die dafür, dass er SPD oder Grüne unterstützt, richtig? Die CDU hat die Internetzensur erfunden und durchzusetzen versucht, SPD und Grüne waren zumindest am Anfang eher dagegen. Der von der CDU gestellte damalige Bundesinnenminister (Schäuble) hat die Idee des präventiven Abschusses von Linienmaschinen geboren und für eine Verfassungsänderung geworben, die den Einsatz der Bundeswehr im Inneren ermöglicht hätte. Die CDU-Schwester CSU hat das aktuelle Bayrische Versammlungsrecht zu verantworten.

Es wurde aber von Hitler eben KEIN liberales Waffenrecht geschaffen, im Gegenteil: Jede Waffe die nicht in den Haenden eines Nazis ist, sollte verschwinden. Und das ist es was ich damit meine wenn ich sage: Hitler war sicher ein Fan von Gun Control. Liberal war das Waffenrecht eben nur fuer Nazis. Und das ist, wie ich finde, schon ein brauchbares Argument.

Das Hitler SEHR WOHL ein liberales Waffenrecht geschaffen hat, ist eigentlich nicht bestreitbar, zumindest was den unmittelbaren Gesetzestext angeht. Man kann aber sicher verschiedener Meinung sein, was die Durchführung betrifft. Du hast sicher Recht damit, dass es den Nazis am liebsten gewesen wäre, wenn nur Nazis Waffen besessen hätten. Ich glaube aber, dass eine unvoreingenommene Untersuchung der aktuellen Literatur zeigt, dass sie nicht ernsthaft auf dieses Ziel hingearbeitet haben - zumindest nicht dadurch, dass sie dem eigenen Volk seine Waffen abgenommen hätten. Was sie viel eher versucht haben, ist, alle Deutschen zu Nazis zu machen. Die Quellenlage suggeriert für mich, dass eine Entwaffnung ihnen im Wesentlichen einfach den Stress nicht wert war.

Re: die spinnen die deutschen

Verfasst: Fr 26. Nov 2010, 20:40
von trenck
wevs hat geschrieben:... dass heute niemand mehr feststellen kann, ob das 2nd Amendment ursprünglich wirklich so gemeint war oder nicht doch mit Blick auf Bürgermilizen geschrieben wurde.


Wer die Zitate der Gründerväter bzw. anderer Vertrter der Unabhängigkeitsbewegung liest, weiß ganz genau, wie es gemeint war:

"And what country can preserve it's liberties, if it's rulers are not warned from time to time, that this people preserve the spirit of resistance? Let them take arms....The tree of liberty must be refreshed from time to time, with the blood of patriots and tyrants."
Thomas Jefferson

"No Freeman shall be debarred the use of arms in his own lands or tenements"
Thomas Jefferson

"Laws that forbid the carrying of arms... disarm only those who are neither inclined nor determined to commit crimes. Such laws make things worse for the assaulted and better for the assailants; they serve rather to encourage than prevent homicides, for an unarmed man may be attacked with greater confidence than an armed one"
Thomas Jefferson quoting Cesare Beccaria, criminologist, 1764

"...to disarm the people (is) the best and most effective way to enslave them..."
George Mason

"Americans have the right and advantage of being armed, unlike the citizens of other countries whose governments are afraid to trust the people with arms."
James Madison

"A government that does not trust it's law abiding citizens to keep and bear arms is itself unworthy of trust."
James Madison, Federalist Papers

"The Constitution shall never be construed ... to prevent the people of the United States who are peaceable citizens from keeping their own arms ..."
Alexander Hamilton

"To preserve liberty, it is essential that the whole body of people always possess arms, and be taught alike, especially when young, how to use them..."
Richard Henry Lee

"That the said Constitution shall never be construed to authorize Congress to infringe the just liberty of the press or the rights of conscience; or to prevent the people of the United states who are peaceable citizens from keeping their own arms..."
Samuel Adams

"Are we at last brought to such humiliating and debasing degradation, that we cannot be trusted with arms for our defense? Where is the difference between having our arms in possession and under our direction, and having them under the management of Congress? If our defense be the real object of having those arms, in whose hands can they be trusted with more propriety, or equal safety to us, as in our own hands?"
Patrick Henry

"Guard with jealous attention the public liberty. Suspect everyone who approaches that jewel. Unfortunately, nothing will preserve it but downright force. Whenever you give up that force, you are inevitably ruined. The great object is that every man be armed. Everyone who is able may have a gun."
Patrick Henry

"Arms in the hands of the citizens may be used at individual discretion for the defense of country, the overthrow of tyranny or private self defense."
John Adams

"Before a standing army can rule, the people must be disarmed, as they are in almost every kingdom in Europe. The supreme power in America cannot enforce unjust laws by the sword, because the whole of the people are armed, and constitute a force superior to any band of regular troops."
Noah Webster


Noch Fragen?

Trenck

Re: die spinnen die deutschen

Verfasst: Fr 26. Nov 2010, 20:46
von Jahnj
wevs hat geschrieben:Juden und offene Regimegegner sind sukzessive entwaffnet worden, das ist richtig. Es ging dabei aber nicht in erster Linie um die Verhinderung von Widerstand, sondern um den symbolischen Ausschluss aus der Gesellschaft. Juden wurden Waffen verboten so wie ihnen das Tragen deutscher Tracht verboten (und später des Tragen eines Judensterns vorgeschrieben) wurde: sie sollten unmissverständlich aus dem Kreis der Deutschen ausgeschlossen werden. Regimegegner wurden vom Waffenbesitz ausgeschlossen so wie sie von anderen "Ehrenrechten" ausgeschlossen wurden, so wie Verbrecher vom Waffenbesitz ausgeschlossen wurden: Opposition sollte unmissverständlich mit Verbrechen gleichgesetzt sein.


Also ob das jetzt "nur" eine entehrung war oder nicht halte ich doch fuer reichlich spekulativ. Dem gegenueber steht dass Waffen eben zur verteidigung Dienen. Also kann es nicht nur an der "symbolik" gelegen haben.

wevs hat geschrieben:Insgesamt: Nein, die Historiker streiten nicht; die Quellenlage ist eindeutig. Ich kann dir nicht sagen, was genau Halbrook ausgelassen hat, aber er muss eine ganze Menge gelesen zu haben, um die paar Zitate zu finden, die er dir als repräsentativ verkaufen will. Wenn er nicht von vornherein vorverdautes Material von anderen quote minern herangezogen hat, muss er, ob bewusst oder unbewusst, buchstäblich hunderte Dokumente ignoriert haben, um seine paar Treffer für repräsentant halten zu können.


Okay aber wenn es hunderte treffer gibt, muesste das doch eigentlich recht leicht sein, oder? Er hat ja schliesslich seine Quellen auch genannt, und nicht nur gesagt "ach das ist so, das kann man eh ueberall nachlesen"

wevs hat geschrieben:
Schliesslich ist ja die Idee hinter z.b. einem 2nd Amendment dass dies fuer jeden Staatsbuerger gilt, und nicht nur fuer z.b. Staatsbuerger die Mitglied einer bewaffneten republikanischen Organisation oder Miliz sind. Insofern hinkt dieses Argument.

Och komm, versuch mich nicht zu verarschen. Du weißt sehr genau, dass heute niemand mehr feststellen kann, ob das 2nd Amendment ursprünglich wirklich so gemeint war oder nicht doch mit Blick auf Bürgermilizen geschrieben wurde. Ich kenne DC v. Heller und ich weiß, dass der Court beschlossen hat, die erste Hälfte des Texts schlicht und einfach zu ignorieren, aber die Entscheidung beruht ausdrücklich nicht auf irgendeiner spezifischen Annahme zum original intent, weder positiv noch negativ.


Wieso so ausfallend?
A well regulated militia being necessary to the security of a free State, the right of the People to keep and bear arms shall not be infringed.
Der zweite Teil war durchaus nicht unumstritten. Aber ueberleg mal was die Jungs gerade hinter sich gebracht hatten: Einen Unabhaengigkeitskrieg, wo es darum ging sich gegen einen repressiven Staat aufzulehnen der den Buergern mehr und mehr Rechte nahm. Angesichts des Prinzips der "checks and balances", welches eben davon ausgeht dass der Staat an sich nicht "gut" ist sondern kontrolle braucht, ist es doch nun wirklich nicht so schwer zu akzeptieren was dieser zweite Satzteil bedeutet. Trenck, ich stimme dir voll und ganz zu.


wevs hat geschrieben:
Es wurde aber von Hitler eben KEIN liberales Waffenrecht geschaffen, im Gegenteil: Jede Waffe die nicht in den Haenden eines Nazis ist, sollte verschwinden. Und das ist es was ich damit meine wenn ich sage: Hitler war sicher ein Fan von Gun Control. Liberal war das Waffenrecht eben nur fuer Nazis. Und das ist, wie ich finde, schon ein brauchbares Argument.

Das Hitler SEHR WOHL ein liberales Waffenrecht geschaffen hat, ist eigentlich nicht bestreitbar, zumindest was den unmittelbaren Gesetzestext angeht. Man kann aber sicher verschiedener Meinung sein, was die Durchführung betrifft. Du hast sicher Recht damit, dass es den Nazis am liebsten gewesen wäre, wenn nur Nazis Waffen besessen hätten. Ich glaube aber, dass eine unvoreingenommene Untersuchung der aktuellen Literatur zeigt, dass sie nicht ernsthaft auf dieses Ziel hingearbeitet haben - zumindest nicht dadurch, dass sie dem eigenen Volk seine Waffen abgenommen hätten. Was sie viel eher versucht haben, ist, alle Deutschen zu Nazis zu machen. Die Quellenlage suggeriert für mich, dass eine Entwaffnung ihnen im Wesentlichen einfach den Stress nicht wert war.


Halten wir einfach mal folgendes Fest: Es ist unbestritten dass Hitler das Waffenrecht fuer Regimeanhaenger gelockert hat. Es ist auch unbestritten dass ansonsten ein restriktives Waffenrecht war. Ich behaupte nun, dass dies Hitler sicher nur recht sein konnte, denn sonst haette er ja das waffenrecht fuer alle gelockert. Mein "Beweis" ist also die Tatsache dass es eben keine echte Liberalisierung fuer Nicht-NS-Organisationen (und einfach nur Parteimitgleid zu sein hat auch nicht ausgereicht, soviel zu "hat eh jeder Nazi eine haben koennen") gab.
Du bist der Meinung dass ihm die Privatwaffen eh egal waren, da die mehrheit eh Nazis waren und er das einsammeln von Privatwaffen eher so als "symbolische Entehrung" sah.

Ich akzeptiere deine Meinung, teile sie aber nicht.

Was ich nicht akzeptiere ist wenn du sagst das Hitler das Waffenrecht liberalisiert hat. Das ist Unsinn, und kein Stochern in "moeglichen motiven" kann das belegen. Welche Teile des Gesetzes damals geaendert wurden ist schliesslich belegt und da du mir schlecht den Passus zeigen kannst wo der private Waffenbesitz unabhaengig von NS-Zugehoerigkeit erleichtert wurde, sollte dieses Thema auch gegessen sein. Was "liberalisieren" heisst ist recht gut definiert. Tip: "Du kannst im Fernsehen ORF, ORF, oder ORF sehen" heisst das nicht ;)

Re: die spinnen die deutschen

Verfasst: Sa 27. Nov 2010, 07:46
von Leonardo
Jahnj hat geschrieben:Was ich nicht akzeptiere ist wenn du sagst das Hitler das Waffenrecht liberalisiert hat. Das ist Unsinn, und kein Stochern in "moeglichen motiven" kann das belegen. Welche Teile des Gesetzes damals geaendert wurden ist schliesslich belegt und da du mir schlecht den Passus zeigen kannst wo der private Waffenbesitz unabhaengig von NS-Zugehoerigkeit erleichtert wurde, sollte dieses Thema auch gegessen sein. Was "liberalisieren" heisst ist recht gut definiert. Tip: "Du kannst im Fernsehen ORF, ORF, oder ORF sehen" heisst das nicht ;)



Sehe ich auch...Liberalisierung sollte bedeuten für ALLE und nicht für eine elitäre Gruppe.

Tolle Diskussion.

lg

Re: die spinnen die deutschen

Verfasst: Do 16. Dez 2010, 14:06
von wevs
trenck hat geschrieben:Das ist ein großer Irrtum. Die allermeisten Intellektuellen sind Anhänger totalitärer System, sind doch nur diese in der Lage, ihre gesellschaftlichen Umgestaltungsphantasien in die Praxis umzusetzen.

Wenn ich mich richtig erinnere, waren es die totalitären System eines Hitler oder eines Stalin, die systematische Hexenjagden auf expressionistische, impressionistische oder sonstwie postromantische Malerei, Musik, Skulptur, Literatur betrieben haben. Keine darstellende Kunst außer repräsentativer darstellender Kunst gelten lassen wollten. Psychoanalytiker, unbequeme Philosophen, Pazifisten, Unzuverlässige aller Art ins Exil getrieben, ins Lager gesteckt oder gleich erschossen haben.

Wenn ich mich richtig erinnere, war es das totalitäre System eines Pol Pot, in dem bereits der Besitz einer Lesebrille als Beweis für konterrevolutionäre Umtriebe war und zu jahrelanger Zwangsarbeit oder ins Massengrab führen könnte.

Wenn ich mich richtig erinnere, waren es Demokratien wie Frankreich, Großbritannien oder die USA, in die sich Intellektuelle von Freud abwärts gerettet haben, sofern sie sich eben retten konnten.

Re: die spinnen die deutschen

Verfasst: Do 16. Dez 2010, 14:24
von wevs
trenck hat geschrieben:Wer die Zitate der Gründerväter bzw. anderer Vertrter der Unabhängigkeitsbewegung liest, weiß ganz genau, wie es gemeint war:

(blafasel geschnitten)

Noch Fragen?

Hunderte und hunderte von amerikanischen Richtern, Rechtswissenschaftlern, Historikern und Privatgelehrten haben dutzende und dutzende Regalmeter von Papier in dieser Diskussion produziert. Die Auseinandersetzung hat in ihrer Vertracktheit zur Entstehung einer vielfältigen und intellektuell bemerkenswert tiefen Philosophie der Verfassungsexegese beigetragen, die den Diskurs buchstäblich rund um die Welt befruchtet. Die Unmöglichkeit, den original intent der Gesamtheit des Verfassungsgebers, nicht nur einzelner seiner Mitglieder, nachzuweisen, wirkt buchstäblich bis in die Urteile Karlsruhes hinein.

Aber natürlich, das ist nur passiert, weil diese dämlichen Amis zu blöd war, ihre eigenen Gründerväter zu lesen. Federalist Papers, nie gehört. Common Sense, keine Ahnung was das sein soll, kann man das essen? Jefferson, das war doch dieser halbe Franzmann, muss ich nicht lesen. Wenn die Amerikaner nur die Weisheit eines Trenck besessen hätten! Vom ersten Tag an wäre ihnen alles klar gewesen! Endgültig! Was ihnen das nicht an Arbeit erspart hätte!

Re: die spinnen die deutschen

Verfasst: Do 16. Dez 2010, 15:36
von wevs
Jahnj hat geschrieben:Wieso so ausfallend?

Da war ich wohl ein wenig zu azidisch, da hast du wohl Recht. War so nicht angemessen. Sorry, falls du das überhaupt noch liest. Du bist nicht mein Gegner, das ist mir schon bewusst.

Es ist auch unbestritten dass ansonsten ein restriktives Waffenrecht war.

Je nun, nein, das ist nicht unbestritten.

Wenn du's mir nicht glauben willst, frag deine Interessensvertretung. Du weißt schon, dass dieses Gesetz in Österreich bis in die Siebziger in Kraft gelieben ist und dass es sich bei dieser Regelung daher um genau den Zustand handelt, zu dem die Verband am liebsten zurückkehren würde, oder? Franz Czaszar, Dr. iur. und ehemaliger Präsident der Verband, hält das NS-Gesetz für "bemerkenswert liberal" (Verband Folge 36a vom Herbst 2006, Seite 3). Georg Zakrajsek, Dr. iur. und Generalsekretär, stimmt ihm zu: "Erlassen wurde es im Dritten Reich, war aber trotz alldem recht einfach und im Vergleich zu heute unglaublich liberal" (Folge 47, S. 25). Erwin Rohrbacher, ein anderer ehemaliger Präsident, hält die Rechtslage der unmittelbaren Nachkriegszeit schlicht und einfach für "vernünftig" (Folge 50, S. 7).

Was ich nicht akzeptiere ist wenn du sagst das Hitler das Waffenrecht liberalisiert hat. Das ist Unsinn, und kein Stochern in "moeglichen motiven" kann das belegen. Welche Teile des Gesetzes damals geaendert wurden ist schliesslich belegt und da du mir schlecht den Passus zeigen kannst wo der private Waffenbesitz unabhaengig von NS-Zugehoerigkeit erleichtert wurde, sollte dieses Thema auch gegessen sein.

Nun, unter anderem ist die Erfordernis eines Waffenerwerbsschein für Langwaffen und Munition entfallen, die mit dem Reichsgesetz über Schusswaffen und Munition vom 12. April 1928 eingeführt worden war. Diese Erleichterung galt für alle, eine Zugehörigkeit zur Partei oder einer ihrer uniformierten Verbände war nicht erforderlich. Dass Hitler das Gesetz an sich nicht liberalisiert hätte, stimmt also einfach nicht. Dass Hitler neben dem Gesetz auch die gesamte Vollzugspraxis für ausnahmslose alle, auch für Juden und Regimegegner, liberalisiert hätte, habe ich nicht behauptet. In meinem letzten Post habe ich zum Beispiel geschrieben, Hitler hätte das Waffenrecht liberalisiert, "zumindest was den unmittelbaren Gesetzestext angeht", und das ist halt nunmal so.

Vermutlich sollten wir uns darauf einigen, dass wir das wir das Wort "Waffenrecht" verschieden weit gefasst haben. Ich habe mich strikt auf das Gesetz und seine Durchführungsverordnungen bezogen, du anscheinend auch auf das rechtspolitische Umfeld oder einfach die praktische Gesamtsituation. Wenn du zum Beispiel argumentierst, dass die zahlreichen und großzügigen Ausnahmen für NS-Organisationen und -Funktionäre in §12, §18 und §19 zumindest im Prinzip ermöglicht haben könnten, Nazis mit Waffen auszustatten, die Bewaffnung von Nichtnazis aber durch restriktive Genehmigungspraxis hintanzuhalten, dann hast du damit natürlich Recht.

Re: die spinnen die deutschen

Verfasst: Do 16. Dez 2010, 21:43
von martin01
die diskussion wird langsam fad.

schaffen wir einfach nur politiker ab...;)

Re: die spinnen die deutschen

Verfasst: Fr 17. Dez 2010, 02:11
von Salem
Da mittlerweile Diplome durchaus käuflich sind ist der "Diplomat" inflationär zum "Politiker" mutiert.
Diesen abzuschaffen käme allerdings einem Pogrom gleich - es gibt schon so viele davon.
Der Verzicht auf diese Zucht - da wäre ich dabei. :twisted: :mrgreen:

Re: die spinnen die deutschen

Verfasst: Fr 17. Dez 2010, 07:49
von pointi2009
find auch dieser thread gehört gesperrt, hat nichts mehr mit waffen news zu tun und was wenn wo war wieso auch immer - langweilig!

Re: die spinnen die deutschen

Verfasst: Fr 17. Dez 2010, 08:03
von BigBen
pointi hat recht...wir sind mittlerweile komplett offtopic und mit waffenbesitz hat das ganze nichts mehr zu tun - darum ist hier schluss.