Test FLIR SCOUT PS32
Ich hatte für einige Tage die Möglichkeit das FLIR SCOUT PS32 Wärmebildgerät (WBG) zu testen.
Kurzbeschreibung:
• 320x240 Pixel Bildsensor
• Einfache Bedienung über 4 große Gummitasten (sind leicht beleuchtet)
• 2fach Digitalzoom
• Display mit Dioptrienverstellung (Helligkeit einstellbar)
• 6 Programme
• Interner Akku mit langer Laufzeit (ca. 5-7h, Laden über USB)
• Videoausgang (über optionalen Adapter)
Weitere Infos gibt’s hier:
http://www.flir.com/cs/emea/de/view/?id=50440Der erste Ansitz am Abend war ernüchternd. Das Problem: um 22 Uhr hatte es noch 26° Celsius. Da das Gerät nur Temperaturunterschiede anzeigt, war es sehr schwer etwas zu erkennen.
Der Ansitz am Morgen brachte schon deutlichere Ergebnisse. Um 3Uhr war es noch stockdunkel, aber man sah sehr deutlich alles was sich auf der Wiese bewegte. Bäume und Sträucher zeichneten sich deutlich von der Wiese ab. Rehe konnte man ab ca. 250m deutlich erkennen. Hasen ab ca. 150m. Das Beste ist: ein kurzer Schwenk über die Wiese und man sieht sofort alles was kreucht und fleucht – ohne mühsames suchen. Als es langsam dämmerte versuchte ich das im WBG gesehen Reh mit dem Fernglas (Vortex Razor HD 10x42) anzusprechen. Obwohl ich genau wusste wo es stand, war es mir unmöglich das Reh auszumachen. Erst als es sich bewegte konnte ich im Zielfernrohr (Kahles CBX 3-12x56) die Konturen ausmachen. Mit dem Spektiv (Swarovski STM 25-50x80) konnte ich es dann als Schmalreh ansprechen.
Der nächste Ansitz war in der Nacht auf den Fuchs. In 4 Stunden sah ich mehrere Katzen, einige Hasen, 2 Marder, leider keinen Fuchs. Hier ist das Gerät einfach perfekt. Kurzer Schwenk und alles im Umkreis mit Körpertemperatur sieht man sofort. Wenn man weiß wo sich z.b. die Katze befindet, war es dank des perfekten Mondes kein Problem sieh auch in das Zielfernrohr zu bringen. Wichtig: Helligkeit vom WBG runter drehen.
Ein Ansitz auf Sauen löste dann wahre Begeisterungsstürme aus. Ansitz an einer Kirrung. Ausgestattet mit dem WBG und einer Sauer 303 (9,3x62) mit einem Nachtsichzielfernrohr zeigte die perfekte Wirkung der Kombination von WBG und Nachtsichtgerät. Ein Schwenk mit dem WBG und man sieht sofort wo was steht. Dann mit dem Nachtsichtgerät angesprochen und erlegt. Ansprechen ist mit dem WBG nicht möglich. Dazu reicht die Auflösung nicht aus. Mit dem Nachtsichtgerät ist das Ansprechen zwar deutlich einfacher, jedoch ist es häufig sehr schwer Wildschweine auszumachen, da sie sich nicht sehr gut vom Hintergrund abzeichnen. Wenn man jedoch weiß wo sie sich befinden ist es kein Problem. Auch ist das verfolgen von beschossenen Wild mit dem WBG deutlich einfacher. Da man das Wild deutlich früher erkennt hat man mehr Zeit sich vorzubereiten.
Schade ist, dass das FLIR SCOUT PS32 keine Möglichkeit hat, Fotos abzuspeichern. Das Können nur die größeren Geräte der TS Pro Serie. Der USB Anschluss dient nur zum Laden des Gerätes. Den Videoausgang konnte ich mangels Adapters nicht testen. Auch die Möglichkeit einer optischen Vergrößerung gibt es nur bei den größeren Geräten. Wenn das Geld reichen sollte: TS32R Pro
Von der Auflösung her sollte man auf jeden Fall das PS32 nehmen. Die Auflösung des PS24 ist deutlich geringer (240x180 Punkte) und es FEHLT das 2fach Zoom.
Die Bedienung ist sehr einfach, die Tasten einfach zu erreichen. Das Gerät hat nur 6 Programme, welche alle automatisch arbeiten. Die Programme sind:
* White hot: Je wärmer, desto heller die Abbildung
* Black Hot: Je wärmer, desto dunkler die Abbildung
* Instant Allert 1-4: Sind im Prinzip „White Hot“, wo sehr große Wärmekontraste rot markiert werden. Dadurch sieht man noch schneller Warme „Punkte“.
Dass das Gerät nur 9Hz hat stört für diese Anwendung überhaupt nicht. Nur bei sehr schnellen Schwenks sieht man das Ruckeln (oder Wenn ein Hase über die Wiese hoppelt – sieht dann aus wie Youtube bei einer langsamen Internet Verbindung).
Leider arbeiten alle Programme im Automatikmodus, d.h. der verwendete Temperaturbereich wird vom Gerät automatisch eingestellt. Das ist meistens sehr praktisch, in einigen „schwierigen“ Situationen aber störend. WOBEI für 99% der Anwendungen ist die Automatik Funktion die beste Erfindung die es gibt.
Ich habe das Gerät dann mit einem Feuerwehr WBG (Preisklasse knapp € 30.000 – die von mir oben genannten 15tsd sind abzüglich Förderung vom Land und Mwst.). Dieses Gerät löst mit 640x480 Pixel bei 30Hz auf. Es hat einen deutlich besseren Kontrast, man kann damit auf einer Entfernung von ca. 150m Geiß von Bock deutlich unterscheiden. Es bietet umfangreiche Einstellmöglichkeiten. Man kann den verwendeten Temperaturbereich in °C Schritten einstellen. Die Temperaturauflösung liegt bei 30 milli Kelvin bei 30° Celsius. Auch sehr schnelle Schwenks bringen das Gerät nicht zum Ruckeln. Ähnlich „Inst Allert“ kann man gewisse Temperaturen Farblich hervorheben. Bei diesem Gerät kann man die Schwellwerte aber sehr genau einstellen. Das Display zeigt nicht nur S/W und Rot sonder kann alle aus der Thermografie von Gebäuden bekannten Farben anzeigen. Neben dem Preis ist aber auch das Gewicht deutlich höher: ca. 3kg – das kommt vom sehr massigen Gehäuse. Der Akku reicht für ca. 30 Minuten. Die Bilder können über Funkt an eine externe Basis übertragen werden und werden dort auch gespeichert.
Kameras mit dieser Auflösung sind noch immer nicht im „normalen“ Handel erhältlich. Jeder Bildsensor wird auf den Kunden registriert und darf nicht so einfach weiterverkauft werden. Siehe z.b.
http://derstandard.at/1314652820198/Spy-Wikileaks-US-Spionage-in-den-steirischen-Schilcherbergen - auch wenn das schon vor einigen Jahren war….
Hier noch der Verusuch ein Foto durch das WBG zu machen:
Das Bild zeigt eine Geiß mit Kitz und daneben einen Feldhasen in ca. 180m Entfernung (Hase auf 160m).
Über Sinn von solchen technischen Gerät auf der Jagd möchte ich keine Wertung abgeben, das muss jeder für sich selbst entscheiden und kann sicher zu Stundenlangen Diskussionen führen. Ich finde diese Technik jedoch faszienierend