Nydorian hat geschrieben: Do 5. Sep 2019, 11:46
was ich noch immer vermisse ist die benennung einer alternative.
Eine auf jeden Fall schon mal potentere (aber auch sehr viel teurere) Variante zur SSW stellen die JPX-Modelle der Schweizer Firma Piexon dar. Das sind Pfefferschussgeräte, die mittels einer pyrotechnischen Treibladung einen Pfefferstrahl auf das Ziel schießen...mit mindestens 120m/s. Aufgrund der Wirkstoffmenge (10ml) und der Art der "Aufbringung" ist der JPX auch wesentlich wirksamer als ein normaler Pfefferspray. Die Reichweite wird mit bis zu 7m angegeben, die Optimalreichweite beträgt wohl 5m. Aufgrund des hohen Drucks, mit dem der Strahl aus der Waffe austritt, sollte sie unter einer Entfernung von 1,5m nicht gegen das Gesicht des Angreifers eingesetzt werden. Der größte Vorteil, vor allem in geschlossenen Räumen: Eine Selbstkontamination ist praktisch ausgeschlossen (die Düsen der Kartuschen sind außerdem selbstreinigend) und auch starker Gegenwind beeinträchtigt die Wirkung der Waffe nicht.
Die JPX werden von zahlreichen Polizeibehörden als nichttödliche Alternative zur Schusswaffe eingesetzt. Das spricht wohl für sich. Deshalb bietet der Hersteller Behördenmodelle (mit Ziellaser) und Zivilmodelle an - in Österreich dürfen übrigens auch die Behördenmodelle ab 18 Jahren frei erworben und geführt werden.
Ich selber besitze einen JPX (zweischüssig, Behördenmodell mit Laser) und JPX4 (vierschüssig, Zivilmodell ohne Laser - das Behördenmodell hätte es zwar gegeben, es wäre in Ö auch legal gewesen, doch der Hersteller wollte es damals noch nicht auf dem Zivilmarkt verkaufen). Mittlerweile gibt es auch einen JPX6, der aufgrund der Besonderheiten des deutschen Marktes konzipiert wurde. Während der JPX über ein (auf das Griffstück) aufschiebbares geschlossenes zweischüssiges Kunststoffmagazin verfügt, können beim JPX4 die vier Kartuschen einzeln in einen "Kipplauf" geladen werden (wie bei einem Derringer). Aus diesem Grund gab es für den JPX4 in Deutschland keinen BKA-Bescheid. (Etwas bizarre) Argumentation: Man könnte andere Munition laden...in einen "Hartplastikderringer".
Der JPX6 (anders als die Bezeichnung vermuten ließe, vierschüssig) nutzt dasselbe Kartuschenkonzept wie der JPX. Damit ist das BKA zufrieden...
Ein möglicher Haken an der Sache, abgesehen von der geringen "Magazinkapazität" (obwohl vor allem die aufschiebbaren Magazine sehr rasch gewechselt werden können): Der hohe Preis der "Munition":
JPX: geschlossenes Zwei-Schuss-Magazin: ~30€
JPX4/JPX6: Vier Kartuschen bzw. geschlossenes Vierermagazin: 39€
Etwas unverschämt finde ich, dass die Trainingsmunition (verschießt statt des Pfefferwirkstoffs mit grüner Lebensmittelfarbe versetztes Wasser) exakt gleich viel kostet wie die (im wahrsten Sinne des Wortes) scharfe Variante.
Es gibt auch noch die kleine Variante "Guardian Angle". Hier wird der Treibstoff nicht pyrotechnisch ausgetrieben, sondern über einen Gasgenerator. Die Reichweite wird mit 5m angegeben (Mindestdistanz bei Schuss auf's Gesicht 0,5m) und auch die Reizstoffmenge ist niedriger (5ml).