Das gilt aber nur für Sondereinheiten. Der einfache Streifenpolizist bekommt keinen.
Polizei-Taser ab Juli fix im Einsatz
Nach sechs Jahren Testphase wird die Elektroschockpistole ab nächster Woche im Regelbetrieb verwendet. Vier Sondereinheiten sind mit insgesamt 200 Tasern ausgestattet.
Schon 2003 gab es Überlegungen, eine Elektroschockpistole (Taser) bei der österreichischen Polizei einzusetzen, seit 2006 wird sie erprobt – ab 1.Juli wird sie nun als Dienstwaffe fix eingeführt.
Man habe in den sechs Erprobungsjahren mehrere breit angelegte wissenschaftliche Studien unter Einbeziehung von Ärzten, Technikern, Juristen, Polizeitaktikern sowie dem Menschenrechtsbeirat durchgeführt, heißt es aus dem Innenministerium. Der Taser sei eine Waffe, „mit der typischerweise keine Lebensgefahr gegeben ist“, sagt Konrad Kogler, Leiter der Gruppe Organisation, Dienstbetrieb und Einsatz im BMI. Damit sei die „Lücke zwischen Pfefferspray und Schusswaffe“ geschlossen.
Derzeit sind exakt 200 Taser (eine Pistole kostet rund 1000 Euro) bei der Exekutive im Einsatz. Bei dieser Zahl soll es auch bleiben, denn mit der Elektroschockpistole werden auch in Zukunft nur Sondereinheiten ausgestattet. „79 Taser befinden sich in den Polizeianhaltezentren, 32 bei der Cobra, 26 bei der Wega und 63 bei der Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität“, sagt Hermann Zwanzinger, der im BMI für Sondereinheiten zuständig ist.
133 Taser-Schüsse bei Einsätzen
In der Erprobungsphase von Juni 2006 bis Juni 2012 gab es bei Einsätzen insgesamt 133 Anwendungen. 127-mal wurde der Taser bei Menschen eingesetzt, in sechs Fällen bei Tieren. „Bei 75 Einsätzen wirkte er sofort, bei 19 erst nach Abgabe weiterer Stromimpulszyklen“, sagt Zwanzinger. In 17 Fällen gab es hingegen keine Wirkung. Die Gründe lagen entweder darin, dass die Pfeilelektroden ihr Ziel verfehlt hatten oder die Kleidung der Zielperson zu dick war. Lediglich in einem der 127 Fälle, bei denen in der Erprobungsphase mit dem Taser auf Menschen geschossen wurde, gab es laut BMI eine ernsthafte Verletzung: Das getroffene Opfer stürzte auf einen Steinboden und zog sich eine schwere Kopfverletzung zu.
Zwanzinger verglich die Tasereinsätze der vergangenen sechs Jahre mit jenen von Schusswaffeneinsätzen gegen Menschen. „Von Juni 2006 bis Juni 2012 gab es österreichweit 50 derartige Einsätze, sieben endeten tödlich, 30 Menschen wurden schwer verletzt.“
In den vergangenen Jahren kritisierten Menschenrechtsorganisationen in den USA und in Kanada nach Todesfällen die Taser-Einsätze der dortigen Polizei. Die Exekutive würde die Waffe zu oft auch gegen Risikogruppen wie Schwangere, ältere Personen oder Kinder einsetzen. In Österreich werde das nicht praktiziert, sagt Kogler. Gerhart Wielinger, Vorsitzender des Menschenrechtsbeirates legt Wert darauf, dass weiter jeder Taser-Einsatz von der Polizei penibel dokumentiert und evaluiert wird. „Fehlleistungen beziehungsweise Missbrauch ziehen dienstrechtliche Konsequenzen nach sich.“
Der Taser kann auf eine Weite von bis zu 7,6 Metern eingesetzt werden. Theoretisch, denn besonders bei „dynamischen Situationen“ sei es schwierig, einen Treffer zu landen. Die optimale Einsatzdistanz liegt bei ein bis zwei Metern. Die Waffe wird auch in der heimischen Justiz verwendet – im Strafvollzug werden die Taser von speziell ausgebildeten Beamten getragen.
Geschichte der Waffe
Die Waffe wurde ab 1969 von Jack Cover, einem ehemaligen Nasa-Wissenschaftler, in den USA entwickelt. Den Namen Taser leitete Cover aus jenem Buch her, das er als Kind am liebsten gelesen hatte: „Tom Swift and his Electric Rifle“ von Victor Appleton – darin wurde eine ähnlich wirkende Waffe mit dem Akronym von „Thomas A. Swift's Electric Rifle“ bezeichnet.
Auf einen Blick
Der Taser ist eine in den USA entwickelte Elektroschockwaffe. Durch das Verschießen von zwei Pfeilelektroden wird das getroffene Gegenüber „immobilisiert“. Als Zweitfunktion kann die Waffe auch als herkömmliches Elektroschockgerät genutzt werden. Der Taser wurde sechs Jahre lang von der Polizei getestet und nun fix eingeführt. 200 Taser sind bei vier Sondereinheiten im Einsatz.