Mein Schwarzkittel
Verfasst: Di 30. Okt 2012, 18:02
Hab mal wieder ein Erlebnis, mit dessen Erzählung ich euch beglücken möchte!
Es hat geschneit, auch im Revier. Mich ereilte der Anruf, des Pächters, es sei eine Rotte Schwarzkittel gesichtet worde. Nun, solcherart Informationen veranlassten mich schon in den Wochen zuvor, stundenlang in der Kälte zu sitzen, um mit dem Anblick eines Eichhörnches wieder nach Hause zu fahren. Aber was solls dachte ich mir, immerhin hats beim Schnee auch tatsächlich Sinn, anzusitzen, weil man ja auch ohne NVGs was sehen könnte. Ich fuhr also hinaus in den Wienerwald. Ok, eigentlich rutschte und driftete ich eher dorthin, dank meiner ausgezeichneten Sommerreifen und der Tatsache, dass doch im Revier tatsächlich keiner Salz streut. Meine diebezügliche Beschwerde an die BH ist bereits eingereicht...Darfs vor Inkrafttreten der Winterreifenpflicht überhaupt schneien? Ein Fall für den Europäischen Verwaltungsgerichtshof, wie ich meine...aber das ist eine andere Geschichte.
Jedenfalls schafte ich es bis in die Nähe meines gewählten Ansitzes. Er befand sich am Waldrand und ließ den Blick auf eine große Wiese zu, so ca. 100m gerade aus und 300m breit, herrlich schneebedeckt. Ich baumte also auf, stellte beim ersten Versuch solgleich fest, dass sich eine Sprosse der Leiter verabschiedet hatte, baumte mit Hilfe der Schwerkraft wieder ab, fluchte, und baumte abermals auf. Nun musste das letzte Stück Wild gehört haben, dass ich da war. Ich richtete mich also ein, Büchse, Gehörschutz, Decke und Fernglas griffbereit. Nun war des Jägers liebster Zeitvertreib angesagt. Nein, das hat jetzt nix mit Alkohol zu tun. Warten...
Ich saß also so eine halbe Stunde da, als ich plötzlich ein lautes "Gruuunzzz" wahrnahm. Das wird dann wohl so ein echtes, sagenumwobenes, in freier Wildbahn lebendes, Wildschwein gewesen sein müssen, eine Art, wie ich sie nur aus einem Gatter kannte...
Ich war hellwach. Atmen eingestellt. Aber nur weil sie in der Nähe im Wald waren, heißt das ja noch lange nicht, dass so ein Schweinderl in suizidärer Absicht tatsächlich den sicheren Wald verlässt und sich genau in meinem Schussfeld in Pose wirft.
*Grunz* Quiek* Ganz in der Nähe. Es müssen mehrere sein. Das konnte ich hören. Vielleicht war da ja doch eines mit schweren Depressionen dabei, dass nicht allzusehr an seiner Existenz hing? Die Hoffnung stirbt zuletzt. Ob vor oder nach dem Wildschwein, war noch zu klären.
Nach dem nächsten, langsamen Schwenk mit dem Gucker fand ich den einzelnen, schwarzen Fleck in der Wiese. Angesprochen als eindeutiger Vertreter der Gattung Wildsau. Oder wars doch ein extrem ausgefressener Schäferhund vom Bauern, der sich gerade verschluckt hatte, und deswegen grunzte? Ich war bereit, dieses Frage, ob der geringen Wahrscheinlichkeit, erst bei der Autopsie zu klären. Büchse im Anschlag, leise entsichert, ja, auch das geht bei einem serienmässigen Schwedenmausersystem, wenn man geübt hat, und draufgekommen, dass man mit einem Fäustling nur schwer an den Abzug gelangt. Also in den Handschuh gebissen, Hand rausgezogen, Handschuh ausgespuckt, Leuchtpunkt auf den noch immer grunzenden, ausgefressenen Schäferhund ausgerichtet, abgedrückt, und draufgekommen, dass ein Gehörschutz nur dann seine Pflicht erfüllen kann, wenn man ihn auch auf hat. Visier wieder aufs Ziel gebracht, auf den tobenden Bauern gewartet, durchgeladen, und draufgekommen, dass das Stück tatsächlich am Anschuss liegt. So, jetzt kannst dir endlich eine anrauchen. Vor lauter Aufregung ist mir das aber nicht sofort gelungen. Pächter angerufen, von erfolgreicher Mission berichtet, und zusammengepackt. Ich rauchte noch gemütlich zu Ende, baumte dann ab, diesmal ohne Einschlag am Boden, und begab mich, die Büchse im Anschlag zu meiner Beute, welche ca. 50m entfernt im Schnee lag. Als ich mich bis auf wenige Meter genähert hatte, konnte ich meinen Credible Worst Case endlich ausschließen. Kein fetter, grunzender Schäfer. sondern ein eher kleines Wildschwein lag da auf seiner Schwarte. Ich war so ca. 10m vom Waldrand entfert, als ich plötzlich bemerkte, dass die ganze Rotte noch immer da war. Plötzlich grunze und quiekte der ganze Wald vor meinen Füßen. Mein Puls war wieder im roten Bereich. Taktische Magwechsel-es ist noch nicht vorbei, dachte ich mir. Ok, was für ein Magazin? 3 Bohnen sind übrig und die Rotte klingt angefressen auf mich. Die erste grosse Sau, die war wirklich um einiges größer als meine Beute, blickte mich durch einen Busch grimmig an. Visier drauf. Verflucht dauert das lang mit dem Ding. Mit meiner OA hätt ich schon ein double Alpha. Die Sau hat nicht so lange gewartet, bis ich das ZFR von 6x auf 3x runtergedreht hatte. Ich kniete ab, und wartete im Anschlag. Nun kam der Pächter mit seinem Geländewagen die Straße entlang. Der Rotte war das an unmittelbar an ihnen vorbeifahrende Auto wurscht. Ich berichtete die taktische Lage. Wir beschlossen, um die Flanke herumzufahren um der Rotte den Rückzug abzuschneiden. Gesagt getan, wir fuhren den Waldweg um besagtes Waldstück herum. Und tatsächlich fanden wir die Rotte nochmal an einer kleinen Lichtung neben dem Weg. Ich spring raus, Büchse im Anschlag, einen Schwarzkittel aufs Korn nehmend, mitfahren und Peng. Auf 10m kannst die vorhalten sparen dachte ich mir, und sah was ich erlegt hatte-
die einzige gottver%&?§$% Eiche, die auf der Lichtung stand, weniger breit, als eine Wildsau lang.
Ok, 2 WMH an einem Abend wären doch zuviel des Glücks. Rotte-1 war weg, also haben wir das erlegte Stück geborgen. Es war eine ca 30kg schwere ÜL Sau. Letzer Bissen wurde ihr gegeben, ich bekam meinen Beutebruch und schon verluden wir das Stück um es an einer geeigneteren Stelle aufzubrechen. Als sie endlich im Kühlhaus hing, ging ab zum geselligen Beisammensitzen. Nun kam die Geschichte mit dem Alkohol, die ja nie fehlen darf. Für mich endetet sie aber schon nach dem ersten Bier. Es war bereits Mitternacht, und ich musste ja wieder arbeiten gehen.
Details zum Schuss: 50m, Treffer hinter den Teller mit einer 6,5x55 Impala. Flucht war gleich Beinlänge des Wildschweins. Es ist einfach nur umgefallen. So soll es sein.
DVC+WH
Coolhand
Es hat geschneit, auch im Revier. Mich ereilte der Anruf, des Pächters, es sei eine Rotte Schwarzkittel gesichtet worde. Nun, solcherart Informationen veranlassten mich schon in den Wochen zuvor, stundenlang in der Kälte zu sitzen, um mit dem Anblick eines Eichhörnches wieder nach Hause zu fahren. Aber was solls dachte ich mir, immerhin hats beim Schnee auch tatsächlich Sinn, anzusitzen, weil man ja auch ohne NVGs was sehen könnte. Ich fuhr also hinaus in den Wienerwald. Ok, eigentlich rutschte und driftete ich eher dorthin, dank meiner ausgezeichneten Sommerreifen und der Tatsache, dass doch im Revier tatsächlich keiner Salz streut. Meine diebezügliche Beschwerde an die BH ist bereits eingereicht...Darfs vor Inkrafttreten der Winterreifenpflicht überhaupt schneien? Ein Fall für den Europäischen Verwaltungsgerichtshof, wie ich meine...aber das ist eine andere Geschichte.
Jedenfalls schafte ich es bis in die Nähe meines gewählten Ansitzes. Er befand sich am Waldrand und ließ den Blick auf eine große Wiese zu, so ca. 100m gerade aus und 300m breit, herrlich schneebedeckt. Ich baumte also auf, stellte beim ersten Versuch solgleich fest, dass sich eine Sprosse der Leiter verabschiedet hatte, baumte mit Hilfe der Schwerkraft wieder ab, fluchte, und baumte abermals auf. Nun musste das letzte Stück Wild gehört haben, dass ich da war. Ich richtete mich also ein, Büchse, Gehörschutz, Decke und Fernglas griffbereit. Nun war des Jägers liebster Zeitvertreib angesagt. Nein, das hat jetzt nix mit Alkohol zu tun. Warten...
Ich saß also so eine halbe Stunde da, als ich plötzlich ein lautes "Gruuunzzz" wahrnahm. Das wird dann wohl so ein echtes, sagenumwobenes, in freier Wildbahn lebendes, Wildschwein gewesen sein müssen, eine Art, wie ich sie nur aus einem Gatter kannte...
Ich war hellwach. Atmen eingestellt. Aber nur weil sie in der Nähe im Wald waren, heißt das ja noch lange nicht, dass so ein Schweinderl in suizidärer Absicht tatsächlich den sicheren Wald verlässt und sich genau in meinem Schussfeld in Pose wirft.
*Grunz* Quiek* Ganz in der Nähe. Es müssen mehrere sein. Das konnte ich hören. Vielleicht war da ja doch eines mit schweren Depressionen dabei, dass nicht allzusehr an seiner Existenz hing? Die Hoffnung stirbt zuletzt. Ob vor oder nach dem Wildschwein, war noch zu klären.
Nach dem nächsten, langsamen Schwenk mit dem Gucker fand ich den einzelnen, schwarzen Fleck in der Wiese. Angesprochen als eindeutiger Vertreter der Gattung Wildsau. Oder wars doch ein extrem ausgefressener Schäferhund vom Bauern, der sich gerade verschluckt hatte, und deswegen grunzte? Ich war bereit, dieses Frage, ob der geringen Wahrscheinlichkeit, erst bei der Autopsie zu klären. Büchse im Anschlag, leise entsichert, ja, auch das geht bei einem serienmässigen Schwedenmausersystem, wenn man geübt hat, und draufgekommen, dass man mit einem Fäustling nur schwer an den Abzug gelangt. Also in den Handschuh gebissen, Hand rausgezogen, Handschuh ausgespuckt, Leuchtpunkt auf den noch immer grunzenden, ausgefressenen Schäferhund ausgerichtet, abgedrückt, und draufgekommen, dass ein Gehörschutz nur dann seine Pflicht erfüllen kann, wenn man ihn auch auf hat. Visier wieder aufs Ziel gebracht, auf den tobenden Bauern gewartet, durchgeladen, und draufgekommen, dass das Stück tatsächlich am Anschuss liegt. So, jetzt kannst dir endlich eine anrauchen. Vor lauter Aufregung ist mir das aber nicht sofort gelungen. Pächter angerufen, von erfolgreicher Mission berichtet, und zusammengepackt. Ich rauchte noch gemütlich zu Ende, baumte dann ab, diesmal ohne Einschlag am Boden, und begab mich, die Büchse im Anschlag zu meiner Beute, welche ca. 50m entfernt im Schnee lag. Als ich mich bis auf wenige Meter genähert hatte, konnte ich meinen Credible Worst Case endlich ausschließen. Kein fetter, grunzender Schäfer. sondern ein eher kleines Wildschwein lag da auf seiner Schwarte. Ich war so ca. 10m vom Waldrand entfert, als ich plötzlich bemerkte, dass die ganze Rotte noch immer da war. Plötzlich grunze und quiekte der ganze Wald vor meinen Füßen. Mein Puls war wieder im roten Bereich. Taktische Magwechsel-es ist noch nicht vorbei, dachte ich mir. Ok, was für ein Magazin? 3 Bohnen sind übrig und die Rotte klingt angefressen auf mich. Die erste grosse Sau, die war wirklich um einiges größer als meine Beute, blickte mich durch einen Busch grimmig an. Visier drauf. Verflucht dauert das lang mit dem Ding. Mit meiner OA hätt ich schon ein double Alpha. Die Sau hat nicht so lange gewartet, bis ich das ZFR von 6x auf 3x runtergedreht hatte. Ich kniete ab, und wartete im Anschlag. Nun kam der Pächter mit seinem Geländewagen die Straße entlang. Der Rotte war das an unmittelbar an ihnen vorbeifahrende Auto wurscht. Ich berichtete die taktische Lage. Wir beschlossen, um die Flanke herumzufahren um der Rotte den Rückzug abzuschneiden. Gesagt getan, wir fuhren den Waldweg um besagtes Waldstück herum. Und tatsächlich fanden wir die Rotte nochmal an einer kleinen Lichtung neben dem Weg. Ich spring raus, Büchse im Anschlag, einen Schwarzkittel aufs Korn nehmend, mitfahren und Peng. Auf 10m kannst die vorhalten sparen dachte ich mir, und sah was ich erlegt hatte-
die einzige gottver%&?§$% Eiche, die auf der Lichtung stand, weniger breit, als eine Wildsau lang.
Ok, 2 WMH an einem Abend wären doch zuviel des Glücks. Rotte-1 war weg, also haben wir das erlegte Stück geborgen. Es war eine ca 30kg schwere ÜL Sau. Letzer Bissen wurde ihr gegeben, ich bekam meinen Beutebruch und schon verluden wir das Stück um es an einer geeigneteren Stelle aufzubrechen. Als sie endlich im Kühlhaus hing, ging ab zum geselligen Beisammensitzen. Nun kam die Geschichte mit dem Alkohol, die ja nie fehlen darf. Für mich endetet sie aber schon nach dem ersten Bier. Es war bereits Mitternacht, und ich musste ja wieder arbeiten gehen.
Details zum Schuss: 50m, Treffer hinter den Teller mit einer 6,5x55 Impala. Flucht war gleich Beinlänge des Wildschweins. Es ist einfach nur umgefallen. So soll es sein.
DVC+WH
Coolhand