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Hat ein Gasdruck-Selbstlader weniger Rückstoß ?

Verfasst: So 2. Dez 2012, 18:29
von Lueger
Mir gefiele der Gasdruck-Selbstlader von Voere in einem starken Kaliber.
Denn ein Jagdfreund sagte mir, daß der Selbstlade-Mechanismus einen guten Teil des Rückstoßes "verbraucht".
Stimmt das ??

Bei einem Rückstoßlader ist das einleuchtend. Ganz egal ob Masseverschluß oder verriegelter Verschluß. Da wird Rückstoß verbraucht.

Aber bei einem Gasdruck-Selbstlader ??
Der Druckschlag nach hinten auf den Stoßboden schlägt gegen einen im Moment des Abschusses starr verriegelten Verschluß.
Erst später, wenn das Geschoß schon 40 cm Weg zurückgelegt hat und die Laufanbohrung passiert, tritt Gas aus.
Aber was soll dieser späte Gasaustritt dann noch lindern ?

Ich kann mir daher persönlich nicht vorstellen, daß ein Gasdruck-Selbstlader auch nur einen Hauch weniger Rückstoß als ein Repetierer hätte.
Aber ich war nie gut in Physik und Mathematik.

Vielleicht kann mir das jemand verständlich erklären ?

Lueger

Re: Hat ein Gasdruck-Selbstlader weniger Rückstoß ?

Verfasst: So 2. Dez 2012, 19:08
von rubylaser694
Vielleicht kann mir das jemand verständlich erklären ?

Der Unterschied im Rückstoß zwischen Masseverschluss und Gasdrucklader ist nicht wirklich groß weil nur eine kleine Menge an Gas zum Laden gebraucht wird.

Für die 40cm im Lauf braucht das Projektil gerade mal 0,5 millisekunden bei ~800m/s, in der Zeit spürst du gar nichts da die Reaktionszeit des Gehirns viel langsamer ist.

Die Verschlussfeder, egal ob in einem Masseverschluss (verriegelt oder unverriegelt) oder einem durch Gasdruck gesteuertem Verschluss dämpft den Rückstoß => Energie geht in der Verschlussfeder "verloren" (wird in Bewegungsenergie und Wärme umgewandelt) => weniger Rückstoßenergie und ein gedämpfter längerer Rückstoßimpuls geht in die Schulter

Der Repetierer hat so eine Feder nicht => die Rückstoßenergie geht direkt ohne Dämpfung in die Schulter => starker kurzer Rückstoßimpuls => wirkt stärker!

Re: Hat ein Gasdruck-Selbstlader weniger Rückstoß ?

Verfasst: So 2. Dez 2012, 20:28
von Hermann
Hallo !

Also ich hab das Gefühl das meine Selbstladeschrotflinte angenehmer zum schießen ist
als eine Bockflinte. Mir kommt vor das der Rückstoß weicher ist.
Könnte man das messen ?

LG

Re: Hat ein Gasdruck-Selbstlader weniger Rückstoß ?

Verfasst: So 2. Dez 2012, 20:52
von DerDaniel
Hi Hermann,

hast du Freunde die in der Elektrotechnik(-forschung) arbeiten in deinem Bekanntenkreis? Die können das mit Drucksensoren machen. Wäre sicherlich interessant das mal zu messen.

Re: Hat ein Gasdruck-Selbstlader weniger Rückstoß ?

Verfasst: Di 4. Dez 2012, 01:59
von Sidekix
rubylaser694 hat geschrieben:
Vielleicht kann mir das jemand verständlich erklären ?

Der Unterschied im Rückstoß zwischen Masseverschluss und Gasdrucklader ist nicht wirklich groß weil nur eine kleine Menge an Gas zum Laden gebraucht wird.

Für die 40cm im Lauf braucht das Projektil gerade mal 0,5 millisekunden bei ~800m/s, in der Zeit spürst du gar nichts da die Reaktionszeit des Gehirns viel langsamer ist.

Die Verschlussfeder, egal ob in einem Masseverschluss (verriegelt oder unverriegelt) oder einem durch Gasdruck gesteuertem Verschluss dämpft den Rückstoß => Energie geht in der Verschlussfeder "verloren" (wird in Bewegungsenergie und Wärme umgewandelt) => weniger Rückstoßenergie und ein gedämpfter längerer Rückstoßimpuls geht in die Schulter

Der Repetierer hat so eine Feder nicht => die Rückstoßenergie geht direkt ohne Dämpfung in die Schulter => starker kurzer Rückstoßimpuls => wirkt stärker!


:handgestures-thumbup:


was man auch noch erwähnen kann ist das Gewicht (wenn wir schon bei SLF sind)

mei Browning SLF is um einiges leichter als a "gute" DBF, wird dadurch leichter bewegt...
;)

Re: Hat ein Gasdruck-Selbstlader weniger Rückstoß ?

Verfasst: Di 4. Dez 2012, 20:11
von Lueger
DerDaniel hat geschrieben:Hi Hermann,
hast du Freunde die in der Elektrotechnik(-forschung) arbeiten in deinem Bekanntenkreis? Die können das mit Drucksensoren machen. Wäre sicherlich interessant das mal zu messen.


Ich sah einmal in einer Waffenzeitschrift ein Foto eines selbstgebauten Rückstoß-Messgeräts.
Da hat einer auf eine lange Tischplatte einen "Schlitten" gelegt, in den die Gewehre eingespannt wurden.
Der Schlitten hatte angeblich 30 Kg aber ich weiß das nicht mehr sicher.
Dann wurde abgefeuert. Und dann wurde gemessen, wie weit der Schlitten nach hinten geschoben wurde.
Kann so ein Gerät funktionieren ?

Re: Hat ein Gasdruck-Selbstlader weniger Rückstoß ?

Verfasst: Di 4. Dez 2012, 22:10
von impact
Lueger hat geschrieben:
DerDaniel hat geschrieben:Hi Hermann,
hast du Freunde die in der Elektrotechnik(-forschung) arbeiten in deinem Bekanntenkreis? Die können das mit Drucksensoren machen. Wäre sicherlich interessant das mal zu messen.


Ich sah einmal in einer Waffenzeitschrift ein Foto eines selbstgebauten Rückstoß-Messgeräts.
Da hat einer auf eine lange Tischplatte einen "Schlitten" gelegt, in den die Gewehre eingespannt wurden.
Der Schlitten hatte angeblich 30 Kg aber ich weiß das nicht mehr sicher.
Dann wurde abgefeuert. Und dann wurde gemessen, wie weit der Schlitten nach hinten geschoben wurde.
Kann so ein Gerät funktionieren ?


Ja, wenn jedesmal die gleiche reibung zwischen schlitten und untergrund ist.
Es ist aber mehr ein "mathematischer" Vergleich der Rückstoßenergie. Ein kurzer, heftiger Rückstoßimpuls hat die gleiche energie wie ein längerer, schwächerer, ersterer wird aber subjektiv als unangenehmer empfunden.

Eine andere möglichkeit wären beschleunigungssensoren außen am gehäuse. Nur muss der anschlag so konstant wie möglich sein.

Lauflänge durch Mündungsgeschwindigkeit zu dividieren denke ich ist ein bisschen unpräzise um die schussentwicklungszeit zu errechnen. Das Geschoss beschleunigt ja von 0 weg, und ist nicht mit Anschlagen des Zündhütchens auf endgeschwindigkeit noch bevor es den überganskonus erreicht...

Ich glaube nicht, dass ein Gasdrucklader wesentliche Mengen an Rückstoßenergie absorbiert, da das Geschoss den Lauf verlassen hat bevor die Kammer entriegelt wird, und somit kaum noch was da ist das überhaupt rückstoß erzeugt. Die Patronenhülse bleibt unbewegt im lauf, und sobald das geschoss erst mal weg ist hat das "starre" gewehrsystem bereits alles an rückstoßenergie aufgenommen und bewegt sich nur noch durch die eigene trägheit nach hinten.
Der "Anfangsimpuls" müsste also immer der gleiche sein, egal ob das gewehr durch gase entriegelt wird oder nicht.
Was außer dem geschossbeschleunigen noch rückstoß erzeugt ist der Gasstrahl welcher unmittelbar nach verlassen des geschosses das gewehr nach hinten "bläst".
Wer der meinung ist der veschluss entriegelt BEVOR das geschoss den lauf verlässt irrt. Wäre das der Fall würde das geschoss womöglich im lauf stecken bleiben und der Schütze den ganzen Kammerdruck ins Gesicht geblasen bekommen, gemeinsam mit ein paar hülsenschrapnellen... Im grenzbereich (zu frühes entriegeln) kann es schon dazu kommen das noch ein gewisser "blowback" vorhanden ist... kommt vor bei der Benutzung von Schalldämpfern da hier der Druckabbau im Lauf verzögert wird. (deswegen gibts bei sehr vielen halbautomaten für die Schalldämpfer vorgesehen sind oft die möglichkeit den Gasdruck am gasblock/gasdruckeinheit/... zu drosseln.

Was ich mir vorstellen kann ist dass der Gaskolben den gasstrahl nach vorne aus dem Lauf abschwächt da es umgeleitet wird, aber nicht in großen mengen.
Das wesentlichere ist sicher der sich bewegende Verschluss. Wenn man das ganze ohne äußere einflüsse betrachtet dann bewegt sich der Verschluss nicht nach hinten, sondern das Gas drückt Gewehr und verschluss auseinander, das Gewehr also nach VOR, entgegen der richtung des Rückstoßes was das Gewehr wohl in seiner Rückwärtsbewegung (welche aus dem "anfangsimpuls" der geschossbeschleuinigung un der Trägheit des Gewehrs resultiert) bremst. Nur hat der Verschluss deutlich weniger masse als das gewehr rundherum, wodurch der effekt nicht begünstigt wird.
Und dann schlägt der Verschluss nochmal in die endlage. Je mehr masse und je mehr geschwindigkeit desto heftiger fällt der letzte Teil des rückstoßes aus, und desto heftiger schnalzt die waffe wieder nach vor wenn der verschluss nach dem zuführen wieder verriegelt.


Gibt es selbstladeflinten mit absperrbarer gaseinheit?
Bei manchen AR15 Gasblöcken kann mans zumindest.

Ich fände den Vergleich auch interessant.

Re: Hat ein Gasdruck-Selbstlader weniger Rückstoß ?

Verfasst: Di 4. Dez 2012, 22:16
von Freakmaster89
Energie ist J=N*m=kg*m²*s^-2

-Gewicht ist gegeben
-Länge von dem Schlitten lässt sich messen
-die Zeit ist das einzige Problem. Bräuchte man Messgeräte

Wenn man die Zeit rauslässt wäre das halt keine physikalische Größe, man könnte es aber ein wenig abstrahieren. Bei gleicher Patrone müsste die Zeit in der die Rückstoßenergie arbeit eigentlich gleich sein. Somit hätte man den gleichen Faktor und es kommt nur auf kg*m² an.

Re: Hat ein Gasdruck-Selbstlader weniger Rückstoß ?

Verfasst: Di 4. Dez 2012, 23:38
von impact
woolf hat geschrieben:Ich könnte mir daher vorstellen, dass der "Gegenimpuls" des Verschlusses zu einem Zeitpunkt erfolgt, wo der Raketeneffekt durch die ausströmenden Gase gerade (voll) im Gange ist. Dann könnte der rücklaufende Verschluss zumindest noch einen Teil des Raketeneffektes abmildern, der ja auch für einen großen Teil des gesamten Rückstoß-Impulses verantwortlich ist. Ob üerberhaupt und wie viel das ist, wäre in der Tat interessant.

Ein vernünftiger Versuchsaufbau wäre zB die Waffe auf einem möglichst Reibungsfrei beweglichem Schlitten zu montieren und einen Beschleunigungssensor anzubringen. Daraus kann man dann Rückstoßimpuls und -energie berechnen.


Ich denke nicht dass sich diese beiden ereignisse stark überschneiden. Wenn das so wäre würde der schütze wie gesagt ne ordentliche druckwatschen ins gesicht bekommen, der Druck geht immer den Weg des geringsten widerstandes, solle der verschluss also schon offen sein würde hinten genausoviel wie vorne rauskommen. Wenn das also was vorne rauskommt noch ausreicht um spürbaren rückstoß zu erzeugen, blast es hinten auch ordenltich.

Ich denke einfach dass der Initialimpuls immer der gleiche ist, der "jet effekt" wird beim gasdrucklader etwas schwächer sein (da gasdruck zum bewegen des kolbens notwendig ist), nur dafür wird der gasdrucklader in der (durch den Rückstoß generierten) Rückwärtsbewegung ohne äußere einflüsse schon frühzeitig von alleine abgebremst, also ohne entgegenwirken des Schützen.

Aussagekräftiger, mathematischer vergleich von Rückstoß ist denke ich sehr schwer, da wie gesagt das menschliche empfinden eine wesentliche rolle spielt.

Interessant wäre es aber die graphen von beschlenigungs-zeit diagrammen von zB ner AR15, einmal mit aktivierter und einmal mit deaktivierter gasdruckeinrichtung zu vergeichen. Da denke ich würde dann schön der unterschied im weiteren verlauf nach den inertialimpulsen zu sehen sein.

mfg

Re: Hat ein Gasdruck-Selbstlader weniger Rückstoß ?

Verfasst: Mi 5. Dez 2012, 07:14
von impact
Was meinst du mit man spürt den gasdruck? Die einstellung an der gasdruckeinrichtung? Ich schät mal bei der starken einstellung wird einfach verschluss und gewehr stärker auseinander gedrückt und der endanschlag vom verschluss verstärkt, das ist sicher merkbar im rückstoßverhalten. allein wenn der verschluss nach der lezzten patrone offen bleibt und der impuls beim verriegeln fehlt ist schon signifikant.

Mit dem rest kannst du recht haben, in folgendem video ab ~ 38 sek sieht man recht gut ab wann der verschluss erst anfängt sich zu bewegen und ab wann der rest der waffe sich sichtlich zu bewegen anfängt.

[youtube]http://m.youtube.com/watch?v=lL0-SpI2u4U[/youtube]

mfg

Re: Hat ein Gasdruck-Selbstlader weniger Rückstoß ?

Verfasst: Mi 5. Dez 2012, 07:59
von Barry08
so kommt man leichter zum Video:

http://m.youtube.com/watch?v=lL0-SpI2u4U

Re: Hat ein Gasdruck-Selbstlader weniger Rückstoß ?

Verfasst: Mi 5. Dez 2012, 14:36
von Fangschuss
Blasen ja wohl eher nicht. Wenn etwas den Rückstoß mindern könnte, dann ist es der Impuls des Verschlusses, der aufgrund des hohen Gasdrucks mit hoher Masse und Geschwindigkeit zurückfährt. Wenn dieser im Gegensatz zum Rückstoßlader mehr Impuls hat (Geschwindigkeit, Verschlussmasse), dann könnte da was dran sein. Ist es so?