Hallo Siggi,
Nachdem ich leider keine Antwort von dir erhalten habe, hier die umständliche Variante zur Identifizierung der Waffe.
Es gibt bei Gewehren viele Hersteller und Modelle. Anders als bei Autos kann es sein dass hier einmal ein bestimmter Hersteller ein Modell entwickelt hat, welches aber dann von verschiedensten Herstellern in teilweise modifizierten Ausführungen und Modernisierungen erhältlich ist.
Die größte Ähnlichkeit zueinander haben militärisch hergestellte Waffen - klar, ein Militär möchte auch möglichst einheitliche Waffensysteme, da die Logistik und die Versorgung wesentlich einfacher damit ist.
Da du anfangs bereits dankenswerterweise erwähnt hast, dass das Gewehr mit "Mod. 98" beschriftet ist, kann man damit relativ einfach bereits das Waffenmodell identifizieren: es handelt sich bei dem Modell um ein "Modell 98", worauf sich das 98 auf das Jahr 1898 bezieht. Dieses Modell wurde von der Firma Mauser entwickelt und ist im Bereich der Militärwaffen das wohl am weitesten verbreitete "Verschlussmodell" (vergleichbar zB mit einem "Ottomotor", den dann alle Hersteller nachgebaut haben).
Während des ersten Weltkrieges hat die deutsche Armee das "Gewehr 98" verwendet, welches ein anderes Visier hatte und wesentlich länger als die im zweiten Weltkrieg eingeführten "Karabiner 98" (ein Karabiner ist immer eine "Kurzversion" eines Gewehres, vereinfacht gesagt). Diese waren an der linken Seite auch mit "Gew. 98" beschriftet, wobei hier verwirrend dazu kommt dass frühe Karabiner 98 auch ab und an mit "Gew. 98" beschriftet waren, oder einfach Gewehre zu Karabinern abgeändert wurden. Dies aber nur am Rande.
Und jetzt zur Identifizierung deiner Waffe: Die sogenannte "(System)Hülse" ist das Teil wo an der linken Seite das "Mod. 98" bei dir steht. Diese Hülse ist vorne, bevor es in den Lauf übergeht, an der Oberseite beschriftet. Diese Beschriftung ist üblicherweise eine Herstellerangabe (wie bereits erwähnt gab es hierbei unterschiedliche Hersteller), oberhalb einer Jahreszahl. Diese Jahreszahl kann entweder zweistellig oder vierstellig sein. Ein Beispiel für so eine Codierung wäre zum Beispiel hier:

In diesem Falle ist 147 die Codierung hinter der sich ein Hersteller verbirgt (in diesem Falle ist es "J. P. Sauer & Sohn"), die 1939 unterhalb ist das Herstellungsjahr.
Dies einmal grundsätzlich zum Gewehr "Mod. 98".
Jetzt zu der speziellen Thematik die du erwähnt hast, nämlich dass bei deiner Waffe ein Blechbehälter mit einer "gläsernen Zielhilfe" dabei ist.
Normalerweise war kein K98 (diese Bezeichnung ist geläufiger (da kürzer

) und heißt nichts anderes als "Mod. 98") mit einer "gläsernen Zielhilfe" ausgerüstet. Alle Waffen mussten über die sogenannte "offene Visierung", also über Kimme (das ist da hinten) und Korn (das ist das vorne am Lauf) geschossen werden.
Natürlich gibt es dann die Thematik dass besonders begabte Schützen eine Waffe benötigen, damit sie ihre Gabe auch einsetzen können um besser gezielte Schüsse abzugeben. Dazu hat sich ein sogenanntes Zielfernrohr als hilfreich herausgestellt. Es bezeichnet die Anordnung von mehreren Linsen hintereinander, die eine Vergrößerung des Zielbildes ermöglichen und gleichzeitig aber ein sogenanntes Absehen (Nicht-Waffenbesitzern besser bekannt als "Fadenkreuz") eingearbeitet haben, welches den Treffpunktlage des potentiellen Schusses darstellen soll.
Infolge dessen wurden im Laufe des zweiten Weltkrieges diese K98 mit Zielfernrohren ausgestattet. Wobei hierbei eine Evolution stattfand, das heißt es wurden verschiedenste Methoden und Varianten entwickelt um verschiedene Zielfernrohrmodelle auf die Gewehre zu montieren. Es gab hierbei:
- Suhler Einhakmontagen
- Kurze und lange Seitenmontagen
- Doppelklauenmontage
- Einklauenmontage
- Hohe und niedrige Turmschwenkmontage
- Das ZF41 als Zielhilfe
sowie versuchsweise diverse andere Methoden. Die oben angeführten zählen im Wesentlichen aber zu den Montagen die auch offiziell eingeführt waren.
Da du beschreibst dass bei deiner "gläsernen Zielhilfe" ein Blechbehälter vorhanden ist, bleiben als mögliche Montagen nur noch die lange Seitenmontage, Turmschwenkmontage, Einklauenmontage und die ZF41 Montage übrig.
Die Montageart der langen Seitenmontage verdeckt allerdings die Beschriftung auf der linken Seite der Waffe, sodass diese ebenfalls ausscheidet. Folglich bleiben nur noch die Turmschwenkmontage, die Einklauenmontage und die ZF41 Montage übrig.
Die Turmschwenkmontage und die Einklauenmontage zeichnen sich dadurch aus, dass die Anbringungsart auf der (oben bereits beschriebenen) Systemhülse die Beschriftung verdeckt. Um die Identifizierung aber leichter zu machen, hier mittels Bildern.
Dies ist eine Turmschwenkmontage:

Dies ist eine Einklauenmontage:

Anders ist das "ZF41", wobei das ZF41 eigentlich als Zielhilfe und nicht als Zielfernrohr eingeführt wurde. Es wird ebenfalls in einem Blechbehälter transportiert, aber das Zielfernrohr selbst wird auf eine Schiene links an der Kimme aufgeschoben, welche am Gewehr so aussieht:

Zum Vergleich, so sieht eine Kimme ohne diese Schiene aus:

Vielleicht kannst du mir ja mitteilen wie dein Gewehr aussieht, ob du eventuelle Beschriftungen auf der Hülse findest oder ob es einem der Modelle auf den Bildern entspricht. Dann kann ich dir bei der genauen Identifizierung besser helfen. Dies hat natürlich auch eine massive Auswirkung auf den Wert des Gegenstandes. Und selbst wenn du es behalten willst (was ich sehr löblich finde, leider wird so etwas viel zu oft dann einfach nur verschnitten um das maximale aus einem Erbe herauszubekommen), dann ist es immerhin gut zu wissen wieviel so etwas wert ist.