PULVERDAMPF

Hallo zusammen,

mir kommt es so vor als würde man vermehrt brünierte Läufe sehen - man kann aber z.B. bei Howa auch einen stainless (quasi Niro wenn ich das richtig verstanden habe) Lauf wählen.

Kann mir jemand sagen, wo genau die Unterschiede sind und welcher besser ist (wenn man das so sagen kann).

Danke für die Mitarbeit!

Präziser und langlebiger sollte der dunkle sein - günstiger eigentlich auch!

Stainless ist nur lässig, wenn ich in salziger Umgebung unterwegs bin, oder mal 3-4 Wochen draussen und ned reinigen will - Jagdausflug Kanada oder Alaska, sollte aber trotzdem auch genug Zeit zur Pflege sein! Meine zwei S&W sind Stainless - sehr pflegeleicht, aber eine Büchse (die kein "Arbeitstier" ist), die präzise sein soll pflege ich sowieso, also normaler Waffenstahl!

bei Howa auch einen stainless Lauf

Ja gibt es.
http://egun.de/market/item.php?id=3004724

Stainless bedeutet nur das der Stahl schwerer zu rosten beginnt als Brünierter!

Normaler brünierter Stahl hält meist ein bisserl mehr aus was Druck und Zugfestigkeit angeht.
Ob ein Stainlesslauf im Schussverhalten besser oder schlechter ist kann ich nicht sagen.

alles klar soweit - danke für die rasche erklärungen!

Ich versuch's auch mal.

Stainless ist eine spezielle Legierung mit charakteristischen Eigenschaften. Stainless ist wesentlich korrosionsbeständiger als normaler Stahl, aber auch sehr zäh und sehr schlecht härtbar. Die Zugfestigkeit ist beschissen und die Ausdehnung bei Erwärmung ist in Vergleich zu regulärem Stahl enorm.

Brünierung ist lediglich eine Oberflächenbehandlung, die sich im Prinzip auf jedes Werkstück aus jeder beliebigen Art von Eisen anwenden lässt. Brünierter Stahl hat im Wesentlichen die selben Eigenschaften wie der zugrundeliegende nichtbrünierte Stahl, nur dass er anders aussieht und eine Spur schwerer korrodiert. Der Korrosionsschutz ist lange nicht so gut wie bei Stainless, dafür ist das Material aber sonst nicht so ein Albtraum.

Mir persönlich gefällt weder das eine noch das andere; ich bevorzuge phosphatisiert.

...ich bevorzuge Ilaflon! Gehoert wohl zu den besten Beschichtungen an 2ter Stelle die Phosphatierung...! Bei Kurzwaffen natuerlich Teniferieren und Ilaflon! TiAN TiAl und Titannitrid gehören auch zu den Topschichten!

Also wenn ich das richtig verstanden habe, ist Ilaflon eine Beschichtung, also ein Material das aufgetragen wird. Nitrierungen (so wie Phosphatierung & Brünierung) hingegen sind Oberflächenbehandlungen, bei denen der Werkstoff an der Oberfläche chemisch-physikalisch verändert wird um resistenter zu sein.

Zwei verschiedene Paar Schuhe!

Ich persönlich würde eine Oberflächenbehandlung immer einer Beschichtung vorziehen.

Grüße

Sandman

sandman hat geschrieben:Also wenn ich das richtig verstanden habe, ist Ilaflon eine Beschichtung, also ein Material das aufgetragen wird. Nitrierungen (so wie Phosphatierung & Brünierung) hingegen sind Oberflächenbehandlungen, bei denen der Werkstoff an der Oberfläche chemisch-physikalisch verändert wird um resistenter zu sein.

Jein.

Bei Brünierung und Phospatierung entsteht der Korrosionsschutz dadurch, dass sich eine Art Schutzfilm über der Oberfläche bildet. Im Fall der Brünierung ist das im Wesentlichen Magnetit (Fe3O4), bei der Phosphatierung ist es normalerweise Eisen-III-Phosphat (FePO4), Zinkphosphat (Zn3(PO4)2) oder Mangan-III-Phosphat (MnPO4). Diese Verfahren sind im Kern einfachste Unterstufenchemie; du legst das Werkstück in eine geeignete schwache Säure und wartest, bis die Oberfläche mit dem Salz überzogen ist, das aus der Lösung fällt. Mit den richtigen Substanzen kannst du das zu Hause in der Küche machen.

Nitridierung und Carburisierung, insbesondere Tenifer, sind hingegen höhere Physik. Das Metall wird bei einer bestimmten Temperatur, bei der es sich in einer bestimmten Phase befindet, eine bestimmte Zeit lang bestimmten nichtmetallischen Anionen ausgesetzt, die sich nicht auf der Oberfläche ablagern, sondern in das Metall hineindiffundieren. Anschließend musst du das Metall auf eine bestimmte Art abschrecken.

Der historische Urahn aller dieser Systeme ist das Harvey-Verfahren für Schiffsrüstungen: Eisen mit wenig Kohlenstoff ist weich, Eisen mit viel Kohlenstoff ist hart, aber spröde. Panzerplatten mit wenig Kohlenstoff werden von Kanonenkugeln böse verbeult. Platten mit viel Kohlenstoff lassen die Kugel zerschellen, zerspringen aber auch selber schnell und schießen dabei Splitter in alle Richtungen. Also fertigst du Platten aus Stahl mit wenig Kohlenstoff, legst sie mit der Außenseite nach oben in den Ofen, schaufelst Koks drauf und bäckst das Ganze drei Wochen lang bei 1200 Grad. Kohlenstoff aus dem Koks diffundiert ein bis zwei Zentimeter in den Stahl. In der Küche geht das natürlich nicht mehr.

Interessanterweise geht auch der Korrosionsschutz von Stainless letztlich auf einen Schutzfilm zurück, der sich am Ende über die Oberfläche legt: das hineinlegierte Chrom bildet eine dünne Schicht aus Chromoxid. Ansonsten ist Stainless aber wie gesagt etwas fundamental anderes, nämlich kein Verfahren, sondern einfach eine Legierung.

Ich persönlich würde eine Oberflächenbehandlung immer einer Beschichtung vorziehen.

Der Unterschied ist in der Praxis nicht so fundamental, wie die Theorie suggeriert. Sowohl Ilaflon als auch Brünierung können sich mit der Zeit abreiben, sowohl Ilaflon als auch Brünierung lassen sich bei Bedarf erneuern.

(Edit: Tippfehler des Jahrzehnts. Dank an Sandman)

vom laufhersetller Ljilia:
http://www.riflebarrels.com/articles/ba ... curacy.htm

Barrel Steel:

Ninety percent of Lilja's customers want stainless steel barrels. A good percentage of those are hunters who want the resistance to weather provided by stainless steel. Lilja uses 416 stainless. A stainless barrel has a longer and more accurate life than the standard 4140-type chrome/molybdenum steel barrel because stainless steel resists heat erosion in the throat better. "I also get a better final finish with stainless," Lilja said.

However, there is still a demand for chrome-moly barrels. Most of the chrome-moly barrels Lilja makes are for high-grade custom hunting rifles with custom made wood stocks. And, some shooters still insist on having a blued barrel.

What steel works best depends on the makeup of the bullets intended for the rifle. For instance, for the 50 Browning machine gun cartridge a stainless steel barrel will last longer and foul less shooting conventional copper-jacketed bullets, such as the Hornady. But a barrel of chrome/moly steel will probably last longer firing lathe-turned bullets made from brass, bronze, copper or steel.

When Lilja orders the bars of barrel steel he tells the steel mill the steel is for rifle barrels. "I specify a narrower range of alloys in the steel," he said. Lilja also expects the mill to keep the metal clean and the bars round and straight when they are rolled.

@Georg K: Ist mir alles klar. Ich habe nur die vorsichtigere Formulierung gewählt, weil Ilaflonierung und Brünierung in einen Topf als "Beschichtung" geworfen wurde, was ja so nicht stimmt.

......bei der Phosphatierung ist es normalerweise Eisen-III-Sulfat (FePO4), Zinksulfat (Zn3(PO4)2) oder Mangan-III-Phosphat (MnPO4)....

Selbst auf die Gefahr hin, dass ich jetzt wieder als I-Tipfel-Jockey dargestellt werde: Du meinst Eisen- & Zinkphosphat, oder?

Grüße

Sandman

sandman hat geschrieben:Selbst auf die Gefahr hin, dass ich jetzt wieder als I-Tipfel-Jockey dargestellt werde: Du meinst Eisen- & Zinkphosphat, oder?

Ja. Manchmal bin ich... unglaublich dämlich. Oh Hölle. Keine Ahnung, wie das passiert ist. Schieben wir's auf Alter und Uhrzeit.

@zoff: ich hatte einen Stainless steel Matchlauf und würde mir wieder einen kaufen. den hype mit der ausdehnung kann ich nicht verstehen - ich hab meine .308 mit heißen ladungen manchmal ordentlich getreten und hatte selbst mit einem sehr heißen lauf einmalige ergebnisse.

Stainless steel erhöht für mich den praxiswert der waffe, und wenn man mal (warum auch immer) vergisst das ding ordentlich zu reinigen muss man sich auch keine sorgen machen.

mein favorit ist also der rostträge stahl.