PULVERDAMPF

Servus alle!

Status quo: wir alle wissen, dasz Kriechoele wie WD40, Q20 etc die Zuendhuetchen von geladenen Patronen auch deaktivieren koennen weil sie eben auch beim gesetzten Zuendhuetchen "hineinkriechen" koennen.

Frage: kann Silikon aus der Spraydose dieselbe Wirkung haben?

Hintergrund: ein Jagdgewehr, geputzt und gut mit WD40 eingefettet um Flugrost zu vermeiden, hat mir einmal eine Fehlzuendung eingebrockt; sehr unangenehm. Als Grund wurde damals die zu reichliche Applikation des WD40 im Magazinkasten identifiziert.

Nun sitze ich mit Steyr-Mannlicher "Plastik"-Magazinen (in einer SSG 69) ca 30 Jahre alt die hin und wieder eine Patrone nicht nachschieben. Die Federn fuehlen sich nicht schlapp an, wahrscheinich ist Staub eingedrungen (hatte ich schon offen und geputzt) und irgendwas gleitet nicht mehr.
Hab' Silikonspray maszvoll an den meiner Meinung nach richtigen Stellen durch rotes Vorsatzroehrchen eingebracht (so wie bei Mastrutschern bei einem Groszsegel) und alles flutscht hervorragend.

Die Frage ist eben nun: Kann das Silikon eventuell auch die Zuendhuetchen deaktivieren???

Danke Fuer Eure sachkundigen Antworten.

WH und Grusz

WD40 ist kein Kriechöl sondern gereinigtes mit Benzin verdünntes Petroleum und egal ob WD40, Flutschi oder Silikonspray. Weniger ist mehr und solange du das Zeug mit Verstand verwendest kann es gar nicht in die Zündhütchen gelangen.
Weiters bezweifel ich aufgrund der Funktionsweise von Zündhütchen, dass man sie mit Öl überhaupt deaktivieren kann.
Ich probier das morgen gleich mal aus.

Ich glaub auch das man da schon recht generös mit dem Öl umgehen muss um die Zündhütchen zu beleidigen (Solang die Primer in der Hülse sind natürlich...)

Hier ein Testbericht: http://www.theboxotruth.com/the-box-o-t ... s-primers/

edit: Allerdings wurde der Test anscheinend mit Munition deren ZH versiegelt waren durchgeführt, ist also kein 100%er Beleg

Ich hab heute 3 Hülsen mit Zündhütchen bestückt und mit Silikonöl gefüllt. Morgen schaumermal ob die noch zünden.

Calcipher hat geschrieben:Weiters bezweifel ich aufgrund der Funktionsweise von Zündhütchen, dass man sie mit Öl überhaupt deaktivieren kann.

Das nennt man "phlegmatisieren" und ja das geht. Ob das jetzt mit jedem Silikonöl oder WD40 Verschnitt geht, kann man nur ausprobieren.

Normal sollte aber ein bisserl Öl im Magazin nicht sofort die Zhs in den Patronen flachlegen. Ausser du bewahrst die Munition im stark geölten Magazin auf, dann kann dir das passieren. Das geht aber nie so flott, als dass du dir sorgen machen müsstest, dass Patronen die du zb 3 bis 5 Std im Magazin hast zu Blindgängern werden. Das dauert schon und dazu brauchts auch reichlich ÖL. Ich kenn jetzt die Umstände deines Zündversagers bei dem Jagdgewehr nicht, aber ich behaupte mal frei von der Leber weg, dass das nicht am ZH gelegen hat, eventuell ist Öl/Dreck am Zh gewesen oder in den Schlabokanal gelangt und daher der Versager.

scheistermuetze hat geschrieben:Als Grund wurde damals die zu reichliche Applikation des WD40 im Magazinkasten identifiziert.

Das scheint mir dann doch ein bisserl weit hergeholt, zumal die Patronen schon drinn schwimmen müssen dass sowas passiert.

ich halt die form der diskussion sowieso für rein akademisch,
weil wo findet jemals ein derartiger kontakt zwischen zh und dieser menge öl statt?
ausser im theoretischen labor nirgends.

Ich habe ein Gurkenglas voller 9mm Patronen, welche seit ca. 70 Jahren massiv mit Öl getränkt gelagert wurden, vor einigen Wochen "entsorgt". Nachdem ich Sie etwas trocken gewischt habe, haben von den ca. 100 Patronen 3 nicht funktioniert.

Welches Öl mein Opa damals verwendet hat kann ich leider nicht mehr sagen - kann ihn auch nicht mehr fragen

Silikonspray ist bei Kunststoffen auch mit Vorsicht zu genießen.
Üblicherweise ist ja da nicht nur reines Silikonöl sondern auch ein Lösungsmittel drinnen, daß manche Kusntstoffe auf dauer ned vertragen.
Die Steyr Magazine haben ja auf der Stirnseite eine klare Abdeckung, die kann durchaus stumpf werden dadurch und die Versprödung generell fördern...
Abgesehen davon bleibt Silikonöl schmierig, was wiederum Staub und Dreckl leichter anhaften lässt.
Probiers eventuell mit PTFE Spray. Graphit würd auch gehen nur ist das Zeug halt schwarz und dann kriegst schwarze finger wennst die Patronen wieder ausm Magazin rausnimmst...

So, ich hab das gestern ausprobiert. Hab Hülsen mit Magtech SP bezündert, mit Silikonspray gefüllt und über Nacht stehen lassen.
Haben einwandfrei gezündet.

Kann natürlich sein, dass das mit WD40 anders ist aber Silikonspray scheint jetzt nicht so problematisch zu sein.

Vielen Dank fuer Eure engagierten Antworten!

Ich werde versuchen systematisch zu replizieren.

@ Calcipher: Danke fuer die Information betreffend die Zusammensetzung von zB WD40.
Die Meinung, dasz man ZH mit Oel, Petroleum, WD40 usw. deaktivieren kann scheint aber weit verbreitet zu sein. Ich habe jetzt ein wenig nachgesucht im web und finde die Meinung oft, jedoch manchmal mit der Einschraenkung ,man haette die Funktionstuechtigkeit der ZH nach der Behandlung nicht ausprobiert. Manchmal wurde scheinbar auch festgestellt, dasz sie trotz der Behandlung noch funktionierten.

Bin neugierig wie Dein Test ausgeht.

@ Strawanzer:
Versiegelte ZH, denke ich sind da eben wie Du sagst, nicht repraesentativ.

@ Senf:
Genauso (phlegmatisieren) ist mir das von einem Wiederlader beschrieben worden. Ich habe nach meiner Fehlzuendung peinlichst darauf geachtet, ja kein oelartiges Material im Magazinkasten zu haben.
Die Umstaende meines Zuendversagers waren: Jagd in einem extrem feuchten Gebiet mit sehr hoher Luftfeuchtigkeit auf u.a. Bueffel. Man muszte oft durchs Wasser waten und die Wasserspritzer waren halt ueberall. Ich war vier Monate lang in dem Gebiet und irgendwann geht Dir das taegliche Gewehrzerlegen auf den Geist. Also hab ich den Magazinkasten (K98-artig; Heym Safari Repetierer) halt a bisserl "konserviert". Nachsuche auf krankgeschossenen und niedergetanen Bueffel, wird hoch, klick! So schnell hab ich noch selten repetiert gehabt und der Vorfall hat sich eingepraegt.
Da war kein Dreck im Schlagbolzenkanal oder so im Spiel.
Zwei der fuenf Patronen (.416 Rigby Federal Safari Premium) blieben stumm.
Mit dieser Munition habe ich ca tausend Schusz gemacht und nur die zwei "oeligen" verweigerten den Dienst.
Fuer mich war das eindeutig.

@ doc steel:
Ich hatte gar nicht so viel WD 40 eingesprueht, G'schwommen sind die ned da drinnen. Und die Ueberraschung war durchaus praktisch und lebensnah; wenn man das hier als Gegenteil von akademisch verwenden darf.

@ kuni:
Das gibt zu denken. Vielleicht waren die Patronen Wehrmachtspatronen und auch versiegelt.

@ Raeuber Hotzenplotz:
Gute Idee mit dem PTFE Spray!
Ueber ebendiese Steyr (Trommel) Magazine will ich mich hier gar nicht detailliert aeuszern. Da gibt es wirklich vieles was besser ist, auch von Steyr selbst.
Besprochene SSG 69 wird nicht zum Pirschen verwendet, allenfalls zum Ansitzen. Daher ist die Staub- und Dreckbelastung recht gering.

Ich verwende das Gewehr hauptsaechlich bei so kleinen Provinzbewerben und da haben wir bei einigen Distanzen und Scheiben Zeitbeschraenkungen und duerfen auch nur die erforderliche Anzahl Patronen laden. Die ersten drei Schusz sind immer rausgekommen bei einem vollen (fuenf) Magazin. Wenn ich aber nur drei laden durfte, hat es einige Male gehakelt.
Magazin raus, schuetteln, klopfen, etc kostet dann eventuell zu viel Zeit.

@ Calcipher:
Dein Versuchsresultat hilft mir wirklich! Denn das Silikonspray (sparsam) hat die Funktionsfaehigkeit der Magazine wieder auf 100% gebracht. Ich habe so ca 100 Patronen durchrepetiert und es war kein Haenger dabei.

Nochmals an alle: vielen Dank!

WH und Grusz

Räuber Hotzenplotz hat geschrieben:Silikonspray ist bei Kunststoffen auch mit Vorsicht zu genießen.
Üblicherweise ist ja da nicht nur reines Silikonöl sondern auch ein Lösungsmittel drinnen, daß manche Kusntstoffe auf dauer ned vertragen.
Die Steyr Magazine haben ja auf der Stirnseite eine klare Abdeckung, die kann durchaus stumpf werden dadurch und die Versprödung generell fördern...
Abgesehen davon bleibt Silikonöl schmierig, was wiederum Staub und Dreckl leichter anhaften lässt.
Probiers eventuell mit PTFE Spray. Graphit würd auch gehen nur ist das Zeug halt schwarz und dann kriegst schwarze finger wennst die Patronen wieder ausm Magazin rausnimmst...

Ich verwende für alle Kunststoff- und Gummipflege (also auch z.B. Magazine usw.) am liebsten das von vielen nicht geliebte Ballistol!
Bisher keine schlechten Erfahrungen damit gemacht. Darin sind eben keine Lösungsmitteln usw.
Sogar die damit seit mehr als 15 Jahren konservierten Kunststoffteile der Motocross Stiefeln sind damit wie neu. Das Leder sowieso.
Und die Kuinststoffdichtungen der Fenster/Türen usw sowieso.
Der Fenstermeister wunderte sich zuletzt, das die Dichtungen trotz ihres reifen Alters noch sehr gut sind ! Dürfte also Kunststoff/Gummi in keiner Weise angreifen, wie andere teurere Chemiescheisse

Sagt ja niemand daß das Zeug schlecht ist, für die Krallenpflege von Hunden solls auch gut sein...
Für die Puffn' nehm ich aber was anderes

"Neo-Ballistol" (ich weisz nicht ob das noch erhaeltlich ist) eignet sich laut der Gebrauchsanweisung ja sogar zur Behandlung von Magenverstimmung - wenn halt nix anderes zur Verfuegung steht. Mir ist da a Vogelbeer lieber.

Ich bin ein absoluter Ballistol Fan und kann die pflegende Wirkung auf Leder nur bestaetigen.
Bei jahrelanger Anwendung leidet die Bruenierung ein bisserl.
Es wirkt - ka Schmaeh - lindernd auf den Juckreiz von Mosquito- und Fliegenstichen.
Vieles mehr....eigentlich ist die universelle Anwendbarkeit von Ballistol sein groeszter Vorteil....
und der Geruch laeszt viele Jagden und die schoenen Geraetschaften und Spielsachen die damit verbunden sind, vor dem geistigen Auge erscheinen.

Wie's auf die ZH wirkt weisz i' halt ned.

WH

Silikonöl vom Kopiererservice schnorren ))

LG