Lauf frischen / polieren

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>Michael<
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Lauf frischen / polieren

Beitrag von >Michael< » Do 16. Jun 2016, 15:03

Hat hier Jemand Erfahrung mit dem auffrischen bzw polieren von Läufen?

Ich hab einen alten 98er welcher zwar keine Rostnarben aber einfach eine typisch gefrostete Oberfläche hatte, ich hab mit viel Fingerspitzengefühl und 6 Patches mit Ventilschleifpaste VORSICHTIGST die oxidierte Oberfläche bearbeitet. Den Putzstock habe ich die Züge folgen lassen und bin nicht einfach nur drübergerumpelt, als Patches hab ich sehr feines dichtes Fleece verwendet.

Das Ergebnis nach nur 6 kleinen Patches ist ziemlich beeindruckend, der Lauf spiegelt und glänzt wieder wie neu, selbst die Reiningspflaster gehen jetzt sanfter durch, mit dem gefrosteten lauf merkte man ein bestimmtes leichtes Reiben.

Ich hoffe nur der Durchmesser hat sich nicht zu sehr vergrössert, aber 6 angeschwärzte Patches können nicht so viel abgetragen haben, oder?

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Re: Lauf frischen / polieren

Beitrag von Räuber Hotzenplotz » Do 16. Jun 2016, 15:28

Ich bin mir 100%ig sicher daß du mit einer Polierpaste wie JB od. dgl. den Durchmesser nicht merklich wirst weiten können.
Im Bereich der Mündung vlt. etwas weniger polieren denn dort ist es sicher am heikelsten aber sonst würd ich mir da keine Sorgen machen.
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Re: Lauf frischen / polieren

Beitrag von DerDaniel » Do 16. Jun 2016, 17:14

Das Problem ist bei Material abtragen per Werkzeugen mit unbestimmter Schneide, also Schleifen, Polieren, Läppen etc. ist, dass Material proportinal zum Kraft-Flächen Verhältnis abgetragen wird.
Wenn du also einen Filz durch schiebst, werden die Felder stärker als die Züge und die Kanten der Felder am stärksten abgetragen, man macht sich also sein Profil kaputt.

Optimal wäre natürlich Läppen, also ein Blei-Abguss eines Stücks Lauf machen, das durch treiben und dann mit Polierpaste den Lauf damit bearbeiten. Problem ist, dass man sich angeblich Mündung und Übergangskegel damit kaputt macht.

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Re: Lauf frischen / polieren

Beitrag von impact » Do 16. Jun 2016, 17:27

Schau dir mal David Tubbs Final Finish an, könnte was für deine Anwendung sein. Ich hab meins bei Brownells DE gekauft.
Ich hab damit den Lauf meiner .308er Howa eingeschossen, man kanns aber auch zum konditionieren von älteren Läufen verwenden, bzw gibts 2 versch. Sets.

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Re: Lauf frischen / polieren

Beitrag von DerDaniel » Do 16. Jun 2016, 17:38

Cool, habe schon lange jemanden gesucht der die Dinger probiert hat.
Hast du Bilder vom Lauf vorher/nachher?
Magst du bisal was zu deinen Erfahrungen sagen?

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Re: Lauf frischen / polieren

Beitrag von maggus » Do 16. Jun 2016, 18:32

VFG Laufreinigungspaste + VFG Filze wirken wunder.
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Re: Lauf frischen / polieren

Beitrag von impact » Do 16. Jun 2016, 19:13

Gern, aber ziehe deine eigenen Schlüsse, denn mit harten (Mess-) Daten kann ich leider nicht dienen.

Vorgeschichte ist, ich hab mir ne Howa in .308 zugelegt, und wollte aus der rausholen was mit einigermaßen bescheidenen Mitteln rauszuholen ist, denn Benchrest Büchsen sehen anders aus, und bevor ich einen Büchser fürs Blueprinten etc bezahle, kauf ich gleich ne Sako.

Was, nach anpassen des Gewehr an meine Bedüfnisse, und ein paar kleineren Modifikationen (zB Bettung) noch ürbrig blieb, war eine passende Methodik zum Einschießen des Laufes. Nachdem sich hier die Geister "ein wenig" scheiden, und ich keinen Zugang zu einem Schießkanal Labor, noch zu Werkzeug wie einem guten, optischen Bore-Scope, habe, kam ich nach Abwägen all der Mittel, Möglichkeiten und Theorie zu dem Ergebnis Tubbs Final Finish zu verwenden.
Es sprechen einige Aspekte für dieses Produkt, und ich habe einerseits weder einen handgeläppten Benchrestlauf, noch andererseits Bock meinen Lauf nach jedem Schuss der komplette chemische Keule plus Schrubbexzess auszusetzen.

Gekauft habe ich das Ganze bei Brownells Deutschland. Es ist allerdings nicht im deutschen Katalog drinnen, mann muss auf die amerikanische Seite gehen, danach suchen, und dann die Artikelnummer im Deutschen Webshop eingeben (funktioniert übrigens auch bei vielen anderen Sachen!).

Nach Studieren des Produkts, dessen Erfahrungsberichte im Net, und der beigepackten (bzw als pdf verfügbaren) Anleitung, habe ich zuerst mal den Lauf gereinigt (Brunox, 2x Kupferbürste, paar Patches, alles mit Dewey Stock incl Führung) mit freiem Auge inspiziert, und durch das Verwenden von 10 Schuss präziser Fabriksmunition (Remington Premier Match 168gr SMK) geprüft. Also ja, die ersten 10 Schuss (plus was beim Beschuss durchgejagt wurde) waren ohne jeglichen Gedanken an eine Break-In prozedur, einfach der Reihe nach raus, vielleicht 1 Schuss alle 1-2min, und checken wie sie so zusammenschießt.

Der geschossenen Gruppe, und den Empfehlungen der Anleitung, zugrundelegend, habe ich mich dazu entschlossen, die beiden gröbsten Körnungen wegzulassen. (Büchse hat ~0.5MOA geschossen). Die verbleibenden 3x 10 Geschosse habe ich mit einem x-beliebigen, moderaten Rezept verladen. (Irgendwas in Richtung Mitte zwischen MIN u MAX Empfehlung) Die verwendeten Geschosse sind an der Packung angegeben. In meinem Fall waren es 175gr SMKs.
Neck Tension eher gering halten, sonst schert man die Beschichtung beim Setzen ab, und Geschoss nicht in den Übergangskegel knallen...
Danach wurden 10 Langsame Schuss (einer alle 5-10min.... am besten KK Büchse zum "Pause füllen" mitnehmen ;) ) einer Körnung abgegeben, und anschließend komplett gereinigt, ( chem. plus Bürste), sodass alle Ablagerungen (Kupfer, Verbrennungsrückstände, Geschossbeschichtung) raus kommen. 100 Patches durchgejagt, bis das erste unter dem Microskop keine Fremdkörper mehr aufweist, habe ich allerdings nicht... Das Ganze 3mal, und nach dem letzten mal Putzen: Rock'n'Roll.

Der Lauf wirkte, rein subjektiv (und um "rein subjektiv" kann man sich nix kaufen...), schon etwas glatter, bei betrachtung mit bloßem Auge.
Ich habe versucht die Zurücksetzung des Übergangskegels mitzumessen, das ist mit allerdings nur nach der ersten 10er Serie (Körnung #3 von 5) halbwegs gelungen. Ich hatte zu viele Probleme, mit meiner Messmethode reproduzierbare Werte zu bekommen, dass ich zu dem Schluss gekommen bin, Test und Werte zu ignorieren. Das einzige was ich bestätigen kann, ist dass der Übergangskegel tatsächlich ein unter Umständen (siehe unten) messbares Stück zurück gesetzt wird.
Mit "unter umständen messbar" meine ich, dass meine Messmethode nicht den gewünschten Erfolg brachte: einen polierten .30cal Stoney/Hornady Comperator mit 100€ Digitalmesschieber und einer modifizierten Hülse und Geschoss. (Versuche mit Neck-tension von "einem Hauch" über "a äuzerl" bis "a bissl was" hin zu "0.001" restriction, sowie ausgefräster Hülsenboden damit die Hülse nicht vom Auswerfer verspannt wird).
Problem war: bei zu leichter Neck tension habe ich beim Messen das Geschoss wieder reingedrückt (vor allem mit dem .30cal Stoney insert, das ist eigentlich nur für fertig geladene Munition mit "vorhandener" neck tension gut, aber auch bei OAL Messungen an der Geschosspitze), und bei etwas mehr Neck Tension ist das Geschoss zu regelmäßig in den Zügen stecken geblieben, vor allem nach den feineren Körnungen.
Jedenfalls, ich bilde mir eine auf Tubbs Seite gibts Werte an die man sich richten kann, im endeffekt hat für mich aber keinen Unterschied gemacht. Über die Lebensdauer des Laufes werde ich den Übergangskegel noch sehr viel weiter zurücksetzen, als das bissl was das Final Finish verursacht... ich bin sowieso kein "jammer"

Eine Anmerkung vielleicht noch: Setzmatritze nach jedem Durchgang gut putzen, aber ansonsten ist das Zeug wirklich nicht dramatisch. Das JB Bore Zeug soll ne gröbere Körnung haben als die gröbste des Final Finish.

Bild


Seit dem ist die Howa fast wöchentlich im Einsatz, allerdings mit "Qualität vor Quantität Devise", in Zahlen rund 300 Schuss. Seit der ganzen Einschießprozedur hab ich sie nicht mehr geputzt, und sie schießt noch genau dorthin wo das Fadenkreuz ist. Aber bei ner .308er und moderaten Ladungen (155gr Scenar VVN140) auch keine Besonderheit, denke ich.
Interessanter ist das Final Finish sicher bei "overbore" Patronen.


Und wers nicht kennt: David Tubbs Final Finish ist ein Set mit 5x 10 Geschossen, jedes mit einer gröber werdenden Art Polierpaste beschichtet. Diese Geschosse werden dann in handgeladenen Patronen verwendet um den Lauf zu polieren. Dadurch werden der Übergangskegel geschmeidiger, Bearbeitungs- u Werkzeugspuren abgetragen, Laufflächen poliert und das Profil gleichmäßiger.
Und wer David Tubb nicht kennt: glei a Vakeahte!
...Spaß beseite: googlen: einer der wenigen Schützen die von Waffen- UND Schießtechnik wirklich Ahnung haben und extrem erfolgreich sind.


Sonst noch Fragen?

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Re: AW: Lauf frischen / polieren

Beitrag von DerDaniel » Do 16. Jun 2016, 19:56

Danke für den Bericht.
Das der Übergangskegel zurück gesetzt wird habe ich schon vermutet. Aber die ganze Putz Partie drum herum macht das Läppen ja fast schon wieder interessant.
Wenn ich es jemals machen sollte, schaffe ich mir vorher noch ein China Endoskop an um das Ergebnis dokumentieren zu können.

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Re: Lauf frischen / polieren

Beitrag von Räuber Hotzenplotz » Fr 17. Jun 2016, 11:41

Ich will ja nix sagen, aber hier geht's eher um einen 98er und ned um ein Sportgewehr oder gar eine Benchrestbüchse....
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Re: Lauf frischen / polieren

Beitrag von maggus » Fr 17. Jun 2016, 12:06

Räuber Hotzenplotz hat geschrieben:Ich will ja nix sagen, aber hier geht's eher um einen 98er und ned um ein Sportgewehr oder gar eine Benchrestbüchse....


+1

Viel Robla, VFG Laufreinigungspaste und Bronzebürsten braucht ma dort eher...
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Re: Lauf frischen / polieren

Beitrag von Räuber Hotzenplotz » Fr 17. Jun 2016, 12:16

Ich verwend für meine Sako ausschließlich Baumwollpatches (Dewey) wahlweise getränkt mit WD40 (vorzugsweise noch im warmen Lauf) sowie gelgentlich JB Paste (momentan noch Bore Clean, danach werd ich das Bore shine verwenden)
Wichtig ist eine Putzstockführung.
Wie man mit sowas einen Lauf aufweiten kann (ausschließlich Handbetrieb) dürfts mir gerne vorzeigen.....
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Re: Lauf frischen / polieren

Beitrag von impact » Fr 17. Jun 2016, 12:20

hier gehts um:

>Michael< hat geschrieben:Hat hier Jemand Erfahrung mit dem auffrischen bzw polieren von Läufen?
[...]


Der 98er war nur ein von Michael angeführtes Beispiel, zu seinen persönlichen Erfahrungen.

Und Tubbs Final Finish macht genau das... frischt alte Läufe auf, und poliert (neue).

http://www.davidtubb.com/Product-Information (runterscrollen bis zur Mitte ca.)

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Re: Lauf frischen / polieren

Beitrag von Räuber Hotzenplotz » Fr 17. Jun 2016, 12:25

Naja des ist irgendwie so ähnlich wie die Frage nach dem tunen von Motoren. Der Michael hat einen 2-takter ins rennen geworfen und ihr redets von einem 12-Zylinder.
Grundsätzlich war seine Frage ob seine Methode dem Lauf schaden würde.
In seinem Fall definitiv ned, bei einem Handgeläpptem Benchrestlauf würde ich halt eine andere vorgehensweise wählen, sagen wirs mal so...
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Re: Lauf frischen / polieren

Beitrag von impact » Fr 17. Jun 2016, 12:41

Es (Tubb Final Finish) ist halt eine der Prozeduren, die dazu geeignet sind, Läufe zu Konditionieren. Welche Art der Konditionierung für welche Anwendung die beste ist, variiert natürlich, da bin ich ganz bei dir, und es wäre doch der erstrebenswerteste Inhalt dieses Threads, sämtliche Möglichkeiten, Anwendungen und Erfahrungen zu sammeln, denke ich.

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Re: Lauf frischen / polieren

Beitrag von Räuber Hotzenplotz » Fr 17. Jun 2016, 12:54

Absolut, mein Einwand war auch keinesfalls als Kritik gedacht, falls es sich so angehört haben sollte möchte ich das hiermit berichtigen
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