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Kriminalsoziolge Kreissl 3.7. 13:00 Uhr auf Ö1 zu Kriminalitätsangst

Verfasst: Mo 3. Jul 2017, 12:31
von raptor
Waffenbezug zu erwarten, es wird sicher wieder was zur "Volksbewaffnung" seit vorletztem Sommer gesagt. Wer starke Nerven bzw. einen starken Magen hat...

Ich werde es mir anhören und eine kurze Zusammenfassung schreiben bzw. den Thread wieder löschen falls wider Erwarten nichts über Waffen gesagt wird.

Re: Kriminalsoziolge Kreissl 3.7. 13:00 Uhr auf Ö1 zu Kriminalitätsangst

Verfasst: Mo 3. Jul 2017, 14:46
von raptor
Dr. habil. Reinhard Kreissl ist ein deutscher Soziologe, der seit 2012 v.a. in Wien tätig ist und sein eigenes sozialwissenschaftliches Forschungsinstit für Sicherheitsfragen leitet. Von den lieben Medien wird er gerne als "Kriminalsoziologe" herumgereicht, was eine Verkürzung seiner Tätigkeit ist.

Die Sendung war weniger heftig als erwartet, der Waffenbezug war zumindest zeitlich sehr gering. Außer Kreissl waren eine Moderatorin, Anrufer und E-mail-Schreiber beteiligt. Es ging hauptsächlich um Fragen der Statistik und das berühmte subjektive Sicherheitsgefühl. Einiges Gesagtes halte ich durchaus für richtig. Z. B. dass wir schlecht darin sind, Risken richtig gegeneinander abzwägen. So sei das Risiko z. B. an einem ärtzlichen Kunstfehler zu Schaden zu kommen höher als Gewaltopfer zu werden.

Die Moderatorin, sie muss ja des Lied singen wes' Brot sie isst, versucht grob zur Mitte der Sendung auf Waffen zu lenken. In Österreich gäbe es mittlerweile 1 Mio. Schusswaffen. Die illegalen zählen für sie wie üblich nicht. Kreissl beißt aber zu meiner Überraschung nicht an ud meint lediglich, dass Dinge wie eine Alarmanlage oder Waffe das subjektive Sicherheitsempfinden des Beistzers noch weiter verringern würden.

Später wird ein E-mail verlesen: Der Schreiber lässt gerne die Tür unversperrt. Bei ihm sei noch nie was gestohlen worden, beim Nachbar mit Waffe und Alarmanlage schon mehrfach. Außerdem hinterlasse die nachbarliche Schusswaffe ein mulmiges Gefühl. Ich halte für möglich, dass das ein Fake und sogar organisiert war. Nicht zuletzt da ich früher an solchen Kampagnen beteiligt war. Kreissl meint zum Thema Waffe lediglich, dass diese sichtlich die gute Nachbarschaft störe.

Insgesamt was uns betrifft alles schaumgebremst. Ich habe den Eindruck, dass man sich uns gegenüber immer mehr zurückhält und nicht mehr jeder Dahergelaufene politisch-iedologisch Kleingeld auf unserem Rücken wechseln will. Das sachliche (!) Beschweren und gute Argumente scheinen was zu bringen. Wer, um bei der Wissenschaft zu bleiben, hat z. B. in letzter Zeit von der Kapusta Selbstmordstudie gehört?

Re: Kriminalsoziolge Kreissl 3.7. 13:00 Uhr auf Ö1 zu Kriminalitätsangst

Verfasst: Mo 3. Jul 2017, 15:18
von gewo
raptor hat geschrieben:Wer, um bei der Wissenschaft zu bleiben, hat z. B. in letzter Zeit von der Kapusta Selbstmordstudie gehört?


naja
das liegt wohl auch daran dass nun selbst schon drittklassige moderatoren bzw journalisten wissen dass eine studie, die den nachweis der wirksamkeit von waffenverboten auf die suizidrate beweisen will - wenn im selben zeitraum die summe der suizide gestiegen ist - sich daher nur der anteil der waffenrelevanten suizide verringert hat, einfach duemmlich ist

kurz gesagt:
nach einfuehrung eines strengere waffengesetzes gab es
weniger selbstmorde mit waffen
aber
mehr selbstmorde insgesamt

fazit des normal denkenden menschen:
wenn keine schusswaffe zur verfuegung steht wird der suizid mit anderen mitteln begannnen

fazit der studie:
waffenverbote wirken, da weniger selbstmorde mit schusswaffen nachgewiesen sind

kein mensch verwendet die studie mehr ... zurecht

Re: Kriminalsoziolge Kreissl 3.7. 13:00 Uhr auf Ö1 zu Kriminalitätsangst

Verfasst: Mo 3. Jul 2017, 15:34
von raptor
Die nur als Vorabbericht erschienene Studie hatte es ohnehin methodisch in sich. National wie international wurde z. B. keine logische Überprüfung der Ergebnisse durch Vergleich unternommen: Burgenland die meisten Waffen, zweitniedrigste Selbstmordrate. Japan viele Selbstmorde, USA weniger als in Österreich.

Dann wurden nur die WBKs und WPs hergenommen, nicht die Waffen an sich. Mit einem Kugelrepetierer oder einer schwarzen Tokarev kann man sich anscheinend nicht erschießen und wenn doch, rechnet man es halt den WBK-Besitzern an... Ich hab mal eine Doktorandin aus dem Institut kennengelernt. Sie hat dazu gemeint, man müsse halt die Zusammenhänge nehmen, die man hat. :headslap: Zum Glück werden so keine Brücken u. dgl. gebaut.

Am liebsten hätte ich gelesen, warum genau sich Leute eher aufhängen oder vor den Zug springen, wenn der Nachbar eine Krachn hat. Magisch-lethaler Überschlag wahrscheinlich.

Re: Kriminalsoziolge Kreissl 3.7. 13:00 Uhr auf Ö1 zu Kriminalitätsangst

Verfasst: Mo 3. Jul 2017, 17:41
von Kapselpracker
raptor hat geschrieben:... Außerdem hinterlasse die nachbarliche Schusswaffe ein mulmiges Gefühl. ...

Wieder einer der seine Gewaltfantasien nicht wirklich im Griff hat.

Re: Kriminalsoziolge Kreissl 3.7. 13:00 Uhr auf Ö1 zu Kriminalitätsangst

Verfasst: Mo 3. Jul 2017, 20:49
von chrystal
Wunderbarer p.c. Beruhigungsbeitrag im ORF. Die Highlights:

- Der angebliche Rückkopplungseffekt Bürger-Polizei-Medien-Bürger. Der Dr. unterstellt ernsthaft und unwidersprochen, dass die Kölner Opfer nur deshalb Übergriffe angezeigt haben, weil die Medien über Anzeigen zu Köln berichtet haben. Starkes Stück.
- Erstaunlich wie der Dr. bei der Definition von "Ausländer" angeblich selber scheitert...
-Der systemische "Trichter" von Anzeigen-Verhandlung-Verurteilungen. Wenn man Dr. Kreissl zuhört, sind alle Opfer, deren Täter nicht verurteilt wurden eben keine Opfer im kriminalistischen Sinn. Die Kriminalität ist, wenn weniger verurteilt wird, eben niedriger. Gerechtigkeit 2.0?
- Bei "bewaffneter Nachbar mit Alarmanlage" hatte ich unmittelbar ein Bild der beiden Wohnungen im Kopf. Leider wurde nicht geschrieben, ob Waffe und Anlage schon vor dem ersten Einbruch vorhanden waren.
- Zitat: "Ist das was nicht angezeigt wird, überhaupt eine Straftat?"
- Zitat: "Kriminalität, das ist normal" :roll:
- Schön auch, wie die letzte Anruferin wegen "Zeitmangel" abgewürgt wurde, aber zum Vorlesen eines Wohlfühlemails noch leicht Zeit war.

Und mein neues Lieblingszitat:
"Insgesamt, so leid's mir tut, das Risiko Opfer eines Wohnungseinbruchs zu werden, Frau Willinger, ist sehr gering" :shock: