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Chinaglas: Schrott oder doch nicht?

Verfasst: Mo 26. Mär 2018, 11:07
von Coolhand1980
Ich hab mal ein kleines Review bzgl. eines Chinesen-Scopes für euch...

Neulich trafen sich ja einige einschlägig interessierte Menschen im schönen Nürnberg...
Auch aus dem fernen China waren Leute dabei, um ihre neuesten Produkte zu präsentieren.

Nachdem ich dort einen guten Freund getroffen hatte, der sehr viel Ahnung von Optiken aller Art, und mich selbiger auf einen kleinen Stand einer bestimmten Firma aufmerksam gemacht hatte, stattete ich dieser einen erwartungslosen Besuch ab.
Dabei bin ich ja schon einmal mit einem China Glasl eingefahren.
Aber egal, schauen kann man ja mal.
Besagte Empfehlung bezog sich auf ein 3-18x50 FFP Mrad Scope. Das entsprach jetzt so ungefähr meinen Bedürfnissen. Lieber wäre mir ein Glas mit mehr Vergrößerung gewesen, weil ich ja gerade ein Lang Range Gewehr zusammenstelle.
Also hab ich mir den Stand angeschaut. Kopien von allen möglichen Zubehörherstellern war da zu sehen. 2Beine, Montagen, Ringe und eben auch ZFR.

Das FFP war etwas ganz neues für diese Firma. Alle anderen ZFR waren herkömmliche mit 2ndFP. Die haben keinen so guten technischen Eindruck gemacht. Klicks waren schwammig, oder das Bild war nicht besonders gut.
Die optische Darstellung des Bildes hat mich bei dem Glas dann doch positiv überrascht. Auch die Beleuchtung machte einen gar nicht chinesenlastigen Eindruck. Parallaxe Einstellung gabs auch mit m Angabe, die geschätzt auch nicht ganz falsch war.
Retail Preis soll so irgendwo um die 500 bis 600 USD liegen, laut dem Verantwortlichen dort. Ich denk aber, dass es das Glas bis heute noch nirgends gibt.

Da ich meinem Empfehlungsgeber in dieser Hinsicht vertraute, ist es dieses Glas irgendwie in meinen Besitz gelangt....

Gestern hab ichs dann auf meine alte Jagdbüchse geschraubt, und bin zum Ausprobieren auf den Stand gefahren.
Erwartungshaltung: Hoffentlich find ich zumindest einen Luftgewehrbesitzer, der mir die Hälfte vom Preis zahlt, weil der Chinesenschaß nicht funktioniert.

Gut, erstmal auf 100m eingeschossen. Das ging problemlos mit nur wenigen Klicks. (Ein 0,1 Mrad Klick war wirklich 1cm auf die Entfernung!) Und es nicht auseinandergefallen.
Dann hab ichs auf 300m eingeschossen. Das war auch ohne Probleme machbar. Keine Verlagerung des TP nach dem 2. Schuss oder ähnliches.
Also was soll ich sagen, Box Test hat es auch bestanden, die Parallaxe Einstellung mit den angegebenen m passt ebenfalls genau. Man könnte damit sogar bis ca. 250m Entfernungen schätzen.
Das Absehen ist ein MilDot mir einem Weihnachtsbaum Absehen zum drüberhalten. Soll auch praktisch sein.
Türme sind unter Deckeln versteckt, klicken sauber und haben so ein Multi Turn System, wo man anhand der waagrechten Striche sieht, wie viele Umdrehungen man gemacht hat. Über den Verstellbereich kann ich nix sagen. Anleitung gabs nicht.
Machbar waren für mich ca. 10cm Streukreise auf 300m. Es war windig, die Mirage war dann schon beträchtlich, und der alte, weiche Kunststoffschaft meines Gewehrs kenn den Begriff Free Float nicht mal theoretisch. Ich denke, das würde also noch besser gehen.
Ich muss also sagen, dass das Glas in jeder Hinsicht getan hat, was es sollte. Nur hat es nicht gekostet, was es sollte.

Irgendwas negatives muss es ja geben. Ja gibt es. Wenns dämmrig wird, merkt man die bessere Farbechtheit bei den Markenscopes im Vergleich. Also für den Nachtansitz ist es nix. Bei Sonnenschein auf der Bahn merkt man das aber nicht.
Die Randschärfe ist übrigens auch so, wie man sich das vorstellt. Absolut kein Fishbowl Effekt merkbar.

So, und damit ihr euch das selber anschauen könnt, gibt's einen Link.

http://www.ccopusa.com/products/FFP-SCOPE-3-18-50MM.htm

Meiner Meinung nach haben die in den letzten Jahren massiv aufgeholt, was optische und mechanische Leistungsfähigkeit angeht.
Das Glas bekommt von mir eine echte Kaufempfehlung!
Wenn man den % Unterschied vom Hersteller- zum Retailpreis betrachtet, kommen einem als Konsumenten die Tränen. Außer, man hat selber direkt beim Hersteller gekauft... ;-)

Re: Chinaglas: Schrott oder doch nicht?

Verfasst: Mo 26. Mär 2018, 11:44
von doc steel
Coolhand1980 hat geschrieben:Wenns dämmrig wird, merkt man die bessere Farbechtheit bei den Markenscopes im Vergleich.

Mit welcher Methode beurteilst du das?
Farbdifferenz merken is ja nicht, weil sich der Mensch keine Farbnuancen merken kann.
Oder machst du das mit zwei Glasl nebeneinander im A-B Vergleich?

Absolut kein Fishbowl Effekt merkbar.

Ich komm zwar aus der optischen Ecke aber der Begriff kam mir noch nie unter. Meinst du Distorsion oder Auflösung?

Re: Chinaglas: Schrott oder doch nicht?

Verfasst: Mo 26. Mär 2018, 11:50
von The_Governor
Interessantes Review! Die Langlebigkeit und Wiederholgenauigkeit wäre noch interessant. Dennoch ist es wohl leider wahr, dass man für die letzten 20% Qualität 80% des Preises zahlt.

Re: Chinaglas: Schrott oder doch nicht?

Verfasst: Mo 26. Mär 2018, 11:58
von GreaseMonkey
Vortex Gläser sind auch tielweise made in China und haben einen recht guten Ruf.
Ich habe mir mal ein Athlon Midas 1-6x24 bestellt. Ist im Prinzip eine Firma wie Vortex mit Sitz in den Staaten die in China und Japan fertigen lässt. Das Midas schneidet in div. reviews sehr gut ab, also mal sehen was es kann.

Re: Chinaglas: Schrott oder doch nicht?

Verfasst: Mo 26. Mär 2018, 12:00
von The_Governor
Die Vortex Viper PST Serie wird auf den Phillipinen gefertigt. Die Gläser kommen anscheinend aus Japan. Würde ich jagen, würde ich allerdings nie so ein Glas verwenden. Zum Sportschießen spricht aber nichts dagegen.

Re: Chinaglas: Schrott oder doch nicht?

Verfasst: Mo 26. Mär 2018, 12:04
von GreaseMonkey
Vortex fertigt Gläser wie Strike Eagle oder Crossfire in China

Re: Chinaglas: Schrott oder doch nicht?

Verfasst: Mo 26. Mär 2018, 12:16
von franconero
... eh alles scheinbar aus dem selben Topf, ähnliches:
http://www.falconoptics.com/m18-4-18x44-riflescope-mrad
Ist fürs Scheibenlochen vollkommen ausreichend. Für einen Jäger, wie the Govenor schreibt
ist ein Glas mit sehr hoher Auflösung (auch im Schwarz) und Farbtreue aber unumgänglich.

Re: Chinaglas: Schrott oder doch nicht?

Verfasst: Mo 26. Mär 2018, 12:24
von The_Governor
Alleine schon wegen der Zuverlässigkeit. Ich würde nie auf ein Tier schießen, wenn ich mir nicht 100% sicher sein kann, ob sich nicht irgendwas im ZF verstellt hat.

Re: Chinaglas: Schrott oder doch nicht?

Verfasst: Mo 26. Mär 2018, 12:50
von Coolhand1980
Also mit dem Fishbowl Effekt hab ich die Randunschärfe gemeint. Schau durch ein Goldfischglas, dann weißt, was ich mein. :-) Distorsion könnt man das vielleicht auch nennen...

Die Farben wirken im Vergleich mit meinem Meopta R1r beim "aus dem Fenster in den Wald bei Dämmerung schauen" so, als ob ein leichter Grauschleier drüber liegt. (Beide 6x)

Mit den erwähnten Marken wie Vortex ist das evtl beim Retail Preis vergleichbar.
Mich hat es eben erschüttert, weil man dieses Glas für unter 200,- bekommen kann.

Re: Chinaglas: Schrott oder doch nicht?

Verfasst: Mo 26. Mär 2018, 13:25
von BigBen
Das Hauptproblem bei den Chinesen: Qualitätssicherung. Natürlich nehmens auf der Messe nur die besten Glasln mit...aber ob du dann eines mit derselben Qualität und Haltbarkeit bekommst, ist oft ein Glücksspiel. Selbst erlebt mit einem vor einiger Zeit recht gehypten 1-8x ZF.

Re: Chinaglas: Schrott oder doch nicht?

Verfasst: Mo 26. Mär 2018, 13:29
von GreaseMonkey
BigBen hat geschrieben:Das Hauptproblem bei den Chinesen: Qualitätssicherung. Natürlich nehmens auf der Messe nur die besten Glasln mit...aber ob du dann eines mit derselben Qualität und Haltbarkeit bekommst, ist oft ein Glücksspiel. Selbst erlebt mit einem vor einiger Zeit recht gehypten 1-8x ZF.


Dann hab ich ja evtl. Glück. Meines ist ein Messeaustellungsstück... :think:

Re: Chinaglas: Schrott oder doch nicht?

Verfasst: Mo 26. Mär 2018, 16:19
von Coolhand1980
Ja, QM dürfte nicht so wichtig sein. Zumal dann auch die Preise nicht mehr haltbar wären schätze ich.
Ich werde jedenfalls berichten, wie sich mein Glas so macht...