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Frage zu gefühltem Rückstoß und Verschluss

Verfasst: Mi 3. Mär 2021, 15:56
von Roman84
Hallo liebe PD-Gemeinde!

Vorab: ich habe zwar sie SuFu verwendet, aber nicht wirklich Antworten zu meiner folgenden Frage gefunden. :eusa-think:

Aaaalso...
Da lese ich in folgendem Artikel, dass der Rückstoß bei der CZ 75 Shadow 2 durch den extra-schweren Verschluss aka "Schlitten" optimiert wird:
https://www.pewpewtactical.com/7-best-m ... o-pistols/

Bis jetzt war ich eigentlich immer der Meinung, dass ein leichter Verschluss bei halbautomatischen Pistolen den gefühlten Rückstoß reduziert (weswegen man ja diverse Competition-Modelle mit "lightening cuts" usw versieht).

... ja wat denn nu? :?:

Lassen wir bei einer imaginären Pistole folgende Parameter gleich:
Kaliber, Munition, Geschossgewicht
Masse/Gewicht/Form von Lauf und Griffstück
Höhe der Laufachse relativ zur Hand des Schützen
Grifftechnik des Schützen

Und verändern lediglich:
Masse/Gewicht des Verschlusses
Stärke der Verschlussfeder

Für mich wäre logisch, dass die Kombination aus starker Feder und leichtem Verschluss weniger gefühlten Rückstoß auf den Schützen überträgt als ein schwerer Verschluss mit leichter Feder.
Sehe ich das richtig oder liege ich komplett falsch?

Bonusfrage:
Wie sähe es dann eigentlich mit den Kombinationen aus schwerer Feder + schwerem Verschluss und leichter Feder + leichtem Verschluss aus?

Vielen Dank für Eure Antworten und Denkanstöße. ;)

Re: Frage zu gefühltem Rückstoß und Verschluss

Verfasst: Mi 3. Mär 2021, 16:28
von Roman84
Uuuuund, zur allgemeinen Verwirrung sagt der gute Jerry Miculek hier https://youtu.be/jUEefmmYPe0 bei 4:03min "the less amount of spring you have in the slide, the less recoil you have..."

Dabei dachte ich mir, dass diese "easy to rack slide"-Pistolen von S&W sicher unangenehmer zu schießen sind, als ihre Schwestern mit vergleichsweise stärkeren Federn.

Re: Frage zu gefühltem Rückstoß und Verschluss

Verfasst: Mi 3. Mär 2021, 16:43
von Howard-Wolowitz
Durch den schwereren Veschluss gibt die Shadow 2 den Vorteil des höheren Gewichts beim Griffstück zur Shadow1 zum größtenTeil wieder auf, da man die Ladung erhöhen muß um die Waffe schnell genug repetieren zu lassen. Auch ist die Form des Schlitten suboptimal zum schnellen durchladen. Maria Gushchina verwendet nach wie vor auch die alte Shadow1, viele der Werkschützen trauern der 1er nach.
Bei den Federn werden teilweise extrem weiche verwendet.

Re: Frage zu gefühltem Rückstoß und Verschluss

Verfasst: Mi 3. Mär 2021, 17:11
von impact
All die Verschlüsse mit "lightning cuts" sind in der Regel eine Mischung aus optischer Aufwertung und Marketinggag. Vor allem bei Out of the box Pistolen. Jede Waffe wird so entworfen, dass Verschlussmasse, Laufmasse, Entriegelungsgeometrie und Verschlussfedercharakteristik in einer gewissen Balance stehen. Bloßes reduzieren von Verschlussgewicht bringt da selten einen Vorteil, außer wenn die Waffe vorwiegend mit etwas schwächer geladener Wettkampfmunition betrieben werden soll, oder die fehlende Verschlussmasse durch eine etwas härtere Feder kompensiert wird, was aber das Schussverhalten nicht unbedingt angenehmer machen muss (von einigen Schützen aber bevorzugt wird).

Ein schwerer Verschluss mit einer weicheren Verschlussfeder schießt sich normalerweise weicher und träger. Durch die höhere Verschlussmasse wird der Verschluss, durch die Gegenkraft beim Beschleunigen des Geschosses, auf eine nicht so hohe Geschwindigkeit beschleunigt, weil mehr an Trägheit überwunden werden muss. Dadurch schlägt der Verschluss auch meist mit einer niedrigeren Geschwindigkeit im Endanschlag an, und braucht länger wieder bis er vollständig zumacht und verriegelt.
Durch die höhere Trägheit und die schwächere Verschlussfeder wird auch der initialimpuls beim Beschleunigen des Geschosses gedämpft. Rückstoß beginnt in dem Moment zu wirken in dem das Geschoss anfängt sich zu bewegen und die Verschlussbewegung wird über die Verschlussfeder als Kraft auf das Griffstück übertragen, nicht erst dann wenn der Verschluss in den Endanschlag rattert.

Bei einem leichteren Verschluss mit härterer Feder dagegen ist der Initialimpuls etwas härter, weil weniger Verschlussmasse da ist um den Rückstoß zu bremsen und die Kraft über eine härtere Feder auf das Griffstück übertragen wird, die Zeit bis der Verschluss in die Endlage kracht kürzer und möglicherweise mit einer höheren Geschwindigkeit, aber dafür rattert etwas weniger Masse in den Endanschlag. Der Verschluss macht schneller wieder zu knallt aber auch mit etwas weniger masse wieder in die Verriegelung.

Insgesamt ist das Verhalten in etwa so wie 145/147gn vs 124gn munition mit dem selben Energielevel. Die schwerere schießt sich weicher und träger rüttelt aber etwas mehr in der Hand, die 124er dagegen ist etwas härter und knackiger, die Auslenkung der Waffe ist aber etwas geringer.

Besonders ist mir die Verhaltensänderung aufgefallen, wenn ich eine Glock (mit sehr wenig unbewegter Masse) schieße, und zwischen normalem Schlitten mit offener Visierung, und meinem Wechselsystem mit Stahl-kimmenmontage und massivem Rotpunktvisier (Holosun 509T) wechsle. Durch das deutliche Mehrgewicht von Optik und Montage wird das Repetierverhalten träger aber weicher.

Re: Frage zu gefühltem Rückstoß und Verschluss

Verfasst: Mi 3. Mär 2021, 17:25
von M47
Ich möchte noch hinzufügen, dass die Schlittenausfräsungen oft gemacht werden um einfach das Gesamtgewicht der Waffe unter ein bestimmtes, von einer Sportordnung vorgegebenes, Gewicht zu bringen.
Außerdem wurde mir mal gesagt, dass leichtere Schlitten schneller repetieren und damit für schnelle Schussfolgen besser geeignet sind. Ob das wirklich spürbar der Fall ist, kann ich aber nicht beurteilen.