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Laufreinigung
Verfasst: So 14. Aug 2011, 20:06
von Freiwild
Griaß' Eich!
Ich schieße schon seit ein paar Jahren und habe nach jedem Schießen den Lauf chemisch gereinigt. Meißtens mit Hoppe's#9, Kleenbore oder dem Forrest Schaum.
..Aber ob das wirklich so sinnvoll ist? Nach der chemischen Reinigung sind je nach Kaliber 5-10 Schuss nötig um wieder konstant zu treffen, also wird eine gewisse Menge an Kupferabrieb benötigt um das gewünschte Trefferbild zu erbringen.
Wäre es da nicht sinnvoller den Schmauch mit Waffenöl und Kupferbürsten wegzuputzen und den Kupferabrieb so lange im Lauf zu lassen bis sich das Trefferbild wieder verschlechtert? (Was bei laufschonenden Kalibern wie .308 eher lange dauert!)
Oder kann Kupferabrieb auf die Dauer den Lauf schädigen? Kupfer oxidiert ja und verfäbt sich, passiert sowas auch im lauf? Wenn ja, beeinträchtigt dieser Vorgang auch das Laufmaterial?
Kann jemand was dazu schreiben?
Liebe Grüße und danke,
Freiwild
Re: Laufreinigung
Verfasst: So 14. Aug 2011, 20:21
von Charles
Wenn ich bei Langwaffen Nitro schieße, dann reinige ich den Lauf chemisch ca. alle 100 bis 200 Schuss.
Nach dem Schießen ziehe ich einige Pads nur mit Öl und trocken durch, fertig. Nach dem letzten Training vor einem Bewerb rühre ich den Lauf nicht mehr an, nicht mal ein trockenes Pad wird durchgezogen!
Charles
Re: Laufreinigung
Verfasst: So 14. Aug 2011, 21:33
von Arminius
Tja.
Tatsache:
Kupfer und Eisen in wässriger Phase, also mit Luftfeuchtigkeit, bilden ein Lokalelement.
Und beim Schiessen entsteht einerseits Wasser, Kohlensäure und andererseits Spuren von Salpetersäure.
Zusätzlich sind wohl Kohlenstoff ( "Ruß" ), ( hygroskopische ) Salze und Glassplitt im Lauf.
Also irgendetwas sollte man nach dem Schiessen schon tun.
Ja, ein "blitzeblanker" Lauf, also selbst one Spuren von >etwas< in den Zügen, wird meistens etwas woanders hinschiessen, als "Spur belegt".
Wo die Wahrheit liegt?
In der Mitte?
Je nach Munition, verchromter oder SS Lauf, und Klimazone wohl immer anders.
Hermann
Re: Laufreinigung
Verfasst: Mo 15. Aug 2011, 01:17
von mgritsch
Arminius hat geschrieben:....Zusätzlich sind wohl Kohlenstoff ( "Ruß" ), ( hygroskopische ) Salze und Glassplitt im Lauf....
was für pulver verschießt du bitte?
Re: Laufreinigung
Verfasst: Mo 15. Aug 2011, 01:24
von mgritsch
Freiwild hat geschrieben:Ich schieße schon seit ein paar Jahren und habe nach jedem Schießen den Lauf chemisch gereinigt. Meißtens mit Hoppe's#9, Kleenbore oder dem Forrest Schaum.
..Aber ob das wirklich so sinnvoll ist? Nach der chemischen Reinigung sind je nach Kaliber 5-10 Schuss nötig um wieder konstant zu treffen, also wird eine gewisse Menge an Kupferabrieb benötigt um das gewünschte Trefferbild zu erbringen.
hoppe's No 9 ist auch mein liebling. wenn man es nicht exzessiv anwendet löst es zwar einiges vom kupfer aber nicht alles, ich denke so bleibt ein gleichgewicht einigermaßen erhalten. ganz blank machen bringt sicher nix.
dass das gewünschte trefferbild nicht gleich kommt kann aber noch andere gründe haben die glaub ich mehr einfluß haben:
- deine übung, bis du wieder "drin" bist
- die lauftemperatur (manche mögen's heiß?)
- "ölschuss" (aber nur einer

)
zuviel putzen bringt jedenfalls sicher viel arbeit, in den seltensten fällen irgendeine verbesserung, manchmal auch eine verschlechterung. gar nix putzen kann aber auch nix

Re: Laufreinigung
Verfasst: Mo 15. Aug 2011, 01:25
von Steelman
mgritsch hat geschrieben:Arminius hat geschrieben:....Zusätzlich sind wohl Kohlenstoff ( "Ruß" ), ( hygroskopische ) Salze und Glassplitt im Lauf....
was für pulver verschießt du bitte?
Ich bin kein Chemiker, aber ich habe ebenfalls festgestellt, das es harte, scharfkörnige, abbrassive Rückstände gibt.
LG Steelman
Re: Laufreinigung
Verfasst: Mo 15. Aug 2011, 10:35
von the_law
Arminius hat geschrieben:.......Und beim Schiessen entsteht einerseits Wasser, Kohlensäure und andererseits Spuren von Salpetersäure.
klingt wie´s grundrezept für coca cola

. hmm, kohlensäure und salbetersäure bei nitromunition...
.......Zusätzlich sind wohl Kohlenstoff ( "Ruß" ), ( hygroskopische ) Salze und Glassplitt im Lauf.
ruß okay, hygroskopische salze, na ja-bei ostblockmunition sicher noch und auch bei schwarzpulver, aber moderne "west"munition....

. glassplit? welche komponente eine modernen patrone sollen den da verglasen im schuss?? und die würdest chemisch auch schwer rausbekommen...
.......Also irgendetwas sollte man nach dem Schiessen schon tun.
klar, ein kühles bierchen mit den schützenkollegen am stammtisch...

Re: Laufreinigung
Verfasst: Mo 15. Aug 2011, 15:40
von cobaltbomb
glassplit ist in zh enthalten habe ich irgendwo gelesen
Re: Laufreinigung
Verfasst: Mo 15. Aug 2011, 16:31
von Freiwild
mgritsch hat geschrieben:hoppe's No 9 ist auch mein liebling. wenn man es nicht exzessiv anwendet löst es zwar einiges vom kupfer aber nicht alles, ich denke so bleibt ein gleichgewicht einigermaßen erhalten. ganz blank machen bringt sicher nix.
Das dachte ich mir auch schon, ich denke ich werde dabei bleiben. Falls du mal kein #9 kriegst kannst du Kleenbore verwenden, funktioniert gleich gut (und riecht komischerweise auch sehr ähnlich).
@ Hermann: Welches Lokalelement entsteht hier? Und (wie?) schadet es dem Lauf?
Re: Laufreinigung
Verfasst: Mo 15. Aug 2011, 16:39
von the_law
cobaltbomb hat geschrieben:glassplit ist in zh enthalten habe ich irgendwo gelesen
und da hast auch richtig gelesen, ich zitire:
...Seit der Einführung der Zündhütchen haben die Zündsätze in ihrer Zusammensetzung nur wenig Änderung erfahren; als Hauptbestandteile sind immer noch Knallquecksilber, Kaliumchlorat, Schwefelantimon, GLAS und ein Bindemittel wie Schellack oder Arabisches Gummi geblieben......zitat ende.
der text stammt aus dem buch" Initialexplosivstoffe" aus dem
jahre 1917dürfte also auf die heutig in verwendendung befindlichen,
modernen, blei und quecksilberfreien zündmittel in patronen nicht mehr ganz anzuwenden sein, allerhöchsten kann ich´s mir vorstellen auf ost oder billigmunition wo man weis das die korrosiv ist....
hier der link zum besagten schriftstück:
http://books.google.at/books?id=U0uumh7 ... en&f=false
Re: Laufreinigung
Verfasst: Mo 15. Aug 2011, 19:26
von mgritsch
Freiwild hat geschrieben:Welches Lokalelement entsteht hier? Und (wie?) schadet es dem Lauf?
kupfer - eisen.
sobald zwei unterschiedliche metalle und ein elektrolyt (=wasser mit einer spur gelöster salze) zusammenkommen, geht eine elektochemische reaktion los bei der das unedlere (in dem fall eisen = lauf) aufgelöst wird. so wie bei einer kurzgeschlossenen batterie.
soweit die theorie.
praktisch sind moderne stähle kein "eisen" und von daher ist nicht so sicher ob es zu einem entsprechenden prozess kommt. zum anderen müsste dazu der lauf schon gut geflutet sein. kannst ja mal testen: säg ein ringerl vom lauf ab, binde einen kupferdraht rum und leg es in eine schwache salzlösung ein.

wenn sich was tut wirst du es nach 2-3 tagen an der gelblichen verfärbung des wassers bemerken dass sich das eisen langsam auflöst.
normal geputzt & mit einem ölfilm geschützt kann da nix sein.
umgekehrt geht das natürlich auch: wassertanks werden zB durch eine sog. "Opferanode" geschützt = ein trumm unedleres metall (zB magnesium) das dann langsam aufgebraucht wird aber der tank selbst rostet nicht. also los, magnesium-blöcke an die waffen binden

funktioniert aber nur wenn alles im elektrolyt eingetaucht ist, also waffe dann auch gut unter wasser lagern.

Re: Laufreinigung
Verfasst: Di 16. Aug 2011, 08:14
von CCNIRVANA
Ich kenn einige Leute (mich eingeschlossen), die haben noch nie was anderes als Öl in den Lauf gelassen. Wenn der Kupferabrieb eingeölt ist, wird er auch nicht rosten
Ich denk mir, dass der Abrieb den Lauf eher schützt als schadet, wenn dann das nachfolgende Projektil drüberbügelt anstatt in direktem Kontakt zum Lauf.
Hab viel mit erfahrenen Schützen jeden Alters darüber gesprochen und wie überall gibt es hierzu unterschiedliche Meinungen.
Dennoch interessant, dass keiner der "Nur-Öl" Fraktion Rost im Lauf hat und hatte. Ich selbst schieße und reinige seit über 6 Jahren mit unterschiedlichsten Waffen und hatte noch niemals irgendein Problem mit ungenauer werdenden Waffen oder Rost im Lauf. Trotzdem verurteile ich die chemische Putzfraktion nicht. Bleibt wie üblich eine Glaubensfrage. Gibt ja auch die Leute, die überhaupt niemals den Lauf, sogar die ganze Waffe fast nie reinigen. Vielleicht mal so alle 10 Jahre.
Jeder wie er meint (Leben und Leben lassen).
mfg
Chris
Re: Laufreinigung
Verfasst: Di 16. Aug 2011, 11:59
von gertbley
Meine S&W habe ich seit 14, meine Glock seit 13 Jahren und beide haben nie was anderes als WD40 gesehen - und sie rosten nicht und schießen perfekt........
Re: Laufreinigung
Verfasst: Mi 17. Aug 2011, 22:11
von Arminius
Geölter Lauf ist eh ned schlecht - gar ned putzen ist keine Alternative!
Hab da mal ein paar Läufe näher angesehen, bzw, konnte da gar kein Patch mehr durch - festgesteckt oder zerfasert ...
:-/
Re: Laufreinigung
Verfasst: Mi 17. Aug 2011, 22:28
von Arminius
Ahem.
Mir scheint, hier ist Aufklärung notwendig.
Glassplitt stammt natürlich aus dem Zündsatz.
Je "umweltfreundlicher", also chemisch WENIGER reaktiv ein Zündsatz ist, desto mehr muss man der Zündung nachhelfen.
Also zB mit "reibenden" Substanzen!
Glas ist ja chemisch schön inert und lebensmittelrechtlich unbedenklich, nicht?
Also, das ist drin, heisst wohl "Siliziumcarbid".
( hab ich schon gesagt, dass ich Chemiker bin? )
Im Zündsatz UND im Treibmittel:
Ein Sauerstoffdonator, also wohl Nitrat oder Nitro Gruppen an organischem Material.
Ergibt bei dem notwendigen Sauerstoffüberangebot also Nitrat Ionen, mit Wasser ist das die starke Säure Salpetersäure. ( als brisante Substanzen sind auch Azide drin, das sind extrem istabile Verbindungen mit Stickstoff - ergibt Stickstoff ( inert ), salpetrige und Salpetersäure ...
Das was verbrennt, sind Kohlenwasserstoffe ( denkt an Holz oder Benzin ) Kohlenstoff ergibt bei nicht vollständiger Verbrennung Russ, bei vollständiger Kohlensäure.
C + O2 = CO2. CO2 in Wasser = H+ und HCO3- = Kohlensäure.
Beim Nitrieren sind vielleicht noch Spuren der verwendeten konzentrierten Schwefelsäure vorhanden; auch nicht gut.
Wasser kommt nicht nur aus der Luft, sondern auch von der Verbrennung. Kohlenwasserstoffe enthalten eben Kohlenstoff und Wasserstoff.
C --> CO2
H --> H20.
Zumindest durchziehen mit Patches und Öl würde, und tu! ich!
Hermann