Henry Eichholtz Leman
Verfasst: Mi 16. Jun 2010, 21:53
"Von den 410 Gewehren die man von Sioux und Cheyenne während der letzten Feldzüge 1877 erbeutete, waren 94 von Henry Leman gebaut worden." (Quelle: "Henry E. Leman - Büchsenmacher" von Charles E. Hanson Jr." )

Henry Eichholtz Leman war Büchsenmacher in Lancaster/Lancaster County, Pennsylvania. Er arbeitete von 1834 bis 1887, und produzierte mehr Gewehre als seine zeitgenössischen Konkurrenten wie die Brüder Hawken, die Brüder Vincent, Dimick, Tryon oder Henry. In seinen ersten Berufsjahren baute H.E. Leman besonders noble Longrifles. Die letzten im berühmten Lancaster County Stil, die Blüte der Longrifles war vorbei und die Zeit verlangte nach anderen Waffen. Die Brüder Hawken hatten die "Plains Rifle" entwickelt, ein meist großkalibriges Gewehr mit geradem, achtkantigen Lauf und massiver Konstruktion, schwer genug um gegen die Tierwelt der Rocky Mountains bestehen zu können.

Henry Leman entwickelte seinen eigenen Typ der Plains Rifle. Nicht so elegant wie jene der Gebrüder Hawken, aber ebenso , robust und genau, zusätzlich aber schnell herzustellen. Leman konnte einige Verträge zum Handel mit Indianern abschließen, und so wurde er einer der bedeutendsten und beliebtesten Lieferanten der Indianer, die ja meist nur Flinten der Hudson's Bay Company oder NorthWest Company, nicht aber Büchsen erwerben konnten. Henry E.Leman lieferte Büchsen!

Leman's Waffen zeigen einige einzigartige Besonderheiten. Am Auffälligsten ist wohl die extreme Zeichnung des Schaftholzes. Die ist nicht echt, Leman verwendete meistens glattes Holz und malte die Struktur der Tigerahorn mit schwarzer Tusche nachträglich auf.
Die "Zuckerstangen-Spirale" am Ladestock erzeugt man übrigens, indem man ein Stück Stoff um selbigen wickelt, und das freie Holz vorsichtig mit der Lötlampe schwärzt. Dann Beize und Öl, - fertig.

Gerade diese Bearbeitung kam bei Indianern gut an. Sie wurden nicht etwa getäuscht sondern schätzten die Bemahlung der Waffen. Sie selbst bemahlten ihre gegen Felle eingetauschten Trade-Muskets gerne, bzw. schmückten sie mit Messing- oder Silbernägeln. Karl May's "Silberbüchse" ist also zumindest kein reines Phantasieprodukt.
Bemerkenswert sind auch Leman's gemischte Beschläge. Während andere Büchsenmacher nur mit Messing oder nur mit Eisen arbeiteten, pflegte Henry Leman die Materialien zu mischen. Zumindest die Schaftkappe ist meistens aus Eisen, der Abzugsrahmen meistens aus Messing, der Rest wurde offenbar je nach lagerndem Material in Messing oder Stahl gewählt.

Die Befestigung des Laufs erfolgte in konservativer Technik. Keine langezogene Fahne der Schwanzschraube, auch kein aushakbarer Lauf. Beides Techniken die von den Weißen geschätzt wurden, den Indianern aber gleichgültig waren. Anfangs benutzte Leman englische Steinschlösser, ab ca. 1840 ebensolche Perkussionsschlösser. Auch hier bevorzugte er die konservative Konstruktion mit in den Lauf geschraubter Trommel in die wiederum das Piston geschraubt wurde.

Der abgebildete Nachbau stammt von Jack Brooks, einem anerkannten Experten für Leman Rifles, dessen Arbeiten in Museums-Qualität nicht zuletzt auch im "Museum of Fur Trade" zu besichtigen sind.

Übrigens: Henry Eichholtz Lehman wurde 1812 in Lancaster County geboren, lernte das Büchsenmacher-Handwerk zunächst bei Melchoir Fordney von 1828-1831, 1831-1834 arbeitete er in George W. Tryons Büchsenfabrik. 1837 - also im Alter von 25 Jahren - hatte er aber bereits seine eigene Fabrik in Lancaster etabliert. Zu dieser Zeit strich er auch das "h" aus seinem Familiennamen. Findet man heute mit "H.E.Lehman" gezeichnete Büchsen, handelt es sich um besonders wertvolle Frühwerke. Was es schon damals gab: Henry Leman produzierte auch eine "Lowcost"-Serie die den Namenszug "Conestoga" trug.
besten Gruß
Werner

Henry Eichholtz Leman war Büchsenmacher in Lancaster/Lancaster County, Pennsylvania. Er arbeitete von 1834 bis 1887, und produzierte mehr Gewehre als seine zeitgenössischen Konkurrenten wie die Brüder Hawken, die Brüder Vincent, Dimick, Tryon oder Henry. In seinen ersten Berufsjahren baute H.E. Leman besonders noble Longrifles. Die letzten im berühmten Lancaster County Stil, die Blüte der Longrifles war vorbei und die Zeit verlangte nach anderen Waffen. Die Brüder Hawken hatten die "Plains Rifle" entwickelt, ein meist großkalibriges Gewehr mit geradem, achtkantigen Lauf und massiver Konstruktion, schwer genug um gegen die Tierwelt der Rocky Mountains bestehen zu können.

Henry Leman entwickelte seinen eigenen Typ der Plains Rifle. Nicht so elegant wie jene der Gebrüder Hawken, aber ebenso , robust und genau, zusätzlich aber schnell herzustellen. Leman konnte einige Verträge zum Handel mit Indianern abschließen, und so wurde er einer der bedeutendsten und beliebtesten Lieferanten der Indianer, die ja meist nur Flinten der Hudson's Bay Company oder NorthWest Company, nicht aber Büchsen erwerben konnten. Henry E.Leman lieferte Büchsen!

Leman's Waffen zeigen einige einzigartige Besonderheiten. Am Auffälligsten ist wohl die extreme Zeichnung des Schaftholzes. Die ist nicht echt, Leman verwendete meistens glattes Holz und malte die Struktur der Tigerahorn mit schwarzer Tusche nachträglich auf.
Die "Zuckerstangen-Spirale" am Ladestock erzeugt man übrigens, indem man ein Stück Stoff um selbigen wickelt, und das freie Holz vorsichtig mit der Lötlampe schwärzt. Dann Beize und Öl, - fertig.

Gerade diese Bearbeitung kam bei Indianern gut an. Sie wurden nicht etwa getäuscht sondern schätzten die Bemahlung der Waffen. Sie selbst bemahlten ihre gegen Felle eingetauschten Trade-Muskets gerne, bzw. schmückten sie mit Messing- oder Silbernägeln. Karl May's "Silberbüchse" ist also zumindest kein reines Phantasieprodukt.
Bemerkenswert sind auch Leman's gemischte Beschläge. Während andere Büchsenmacher nur mit Messing oder nur mit Eisen arbeiteten, pflegte Henry Leman die Materialien zu mischen. Zumindest die Schaftkappe ist meistens aus Eisen, der Abzugsrahmen meistens aus Messing, der Rest wurde offenbar je nach lagerndem Material in Messing oder Stahl gewählt.

Die Befestigung des Laufs erfolgte in konservativer Technik. Keine langezogene Fahne der Schwanzschraube, auch kein aushakbarer Lauf. Beides Techniken die von den Weißen geschätzt wurden, den Indianern aber gleichgültig waren. Anfangs benutzte Leman englische Steinschlösser, ab ca. 1840 ebensolche Perkussionsschlösser. Auch hier bevorzugte er die konservative Konstruktion mit in den Lauf geschraubter Trommel in die wiederum das Piston geschraubt wurde.

Der abgebildete Nachbau stammt von Jack Brooks, einem anerkannten Experten für Leman Rifles, dessen Arbeiten in Museums-Qualität nicht zuletzt auch im "Museum of Fur Trade" zu besichtigen sind.

Übrigens: Henry Eichholtz Lehman wurde 1812 in Lancaster County geboren, lernte das Büchsenmacher-Handwerk zunächst bei Melchoir Fordney von 1828-1831, 1831-1834 arbeitete er in George W. Tryons Büchsenfabrik. 1837 - also im Alter von 25 Jahren - hatte er aber bereits seine eigene Fabrik in Lancaster etabliert. Zu dieser Zeit strich er auch das "h" aus seinem Familiennamen. Findet man heute mit "H.E.Lehman" gezeichnete Büchsen, handelt es sich um besonders wertvolle Frühwerke. Was es schon damals gab: Henry Leman produzierte auch eine "Lowcost"-Serie die den Namenszug "Conestoga" trug.
besten Gruß
Werner