Ballistische Gelatine?
Verfasst: So 8. Apr 2012, 16:51
Woher? Wie anrühren? Praxistips? Würde gerne mal ein paar Schusstests machen.
Herstellung von Gelatine-Blöcken für ballistische Tests
Zum Einsatz kommt eine spezielle GELITA GELATINE, Typ Ballistic, Photographic Grade
mit hoher Gelierkraft und hohen Transmissionen. Mit dieser Gelatine lassen sich Gelatine-
Blöcke mit besonderer Klarheit für Beschussversuche, Beschussaufnahmen oder zur
Simulation von Gewebe herstellen.
Die Gelatinekonzentration richtet sich nach der gewünschten Festigkeit bei der Anwendung.
Meist wird eine Gelatinekonzentration von 20% verwendet. In anderen Fällen wird mit 10%
gearbeitet.
Verarbeitungsvariante 1 :
1. Kaltes Wasser wird abgewogen und vorgelegt.
2. Gegebenenfalls wird ein Konservierungsmittel zugegeben und eingerührt.
3. Das Gelatinegranulat wird abgewogen und unter kräftigem Rühren in das Wasser eingerührt,
bis alle Gelatinekörner ausreichend benetzt sind. Sobald kein freies Wasser
mehr zur Verfügung steht, sollte der Rührvorgang beendet werden, damit nicht zu
viele Luftblasen in den Ansatz gerührt werden.
4. Die Gelatine sollte zugedeckt für 1 bis 2 Stunden quellen, ohne zu rühren, bis alle
Gelatinekörner durchgequollen sind.
5. Die Mischung ist in einem Wasserbad oder in einem beheizbaren Kessel auf 50-60° C
zu erhitzen. Um auch hier das Einbringen von Luft zu minimieren, sollte nur gelegentlich
und langsam umgerührt werden.
6. Nach dem Lösen der Gelatine ist die Gelatinelösung umzurühren, um sie vollständig
zu homogenisieren.
7. Sollte zu viel Luft eingearbeitet worden sein, kann gewartet werden, bis die Blasen
durch Stehenlassen bei Temperaturen von 40-60° C an die Oberfläche steigen. Der
Schaum auf der Oberfläche kann mit einem Schaumlöffel oder Spatel abgeschöpft
werden.
8. Die homogene Lösung ist warm >40 °C in die Formen zu gießen.
9. Man lässt die Gelatine in der Form über Nacht bei Raumtemperatur erstarren. Auch
eine Erstarrung im Kühlschrank oder kalten Wasserbad ist möglich. Die Erstarrungszeit
richtet sich nach der Größe des Gelatineblocks und der Umgebungstemperatur.
10. Der Gelatineblock wird ausgeformt. Um den Gelatineblock einfacher aus der Form zu
bekommen, kann die Form kurze Zeit (einige Sekunden) in heißes Wasser getaucht
werden. Die Oberfläche des Gelatineblocks schmilzt dabei an, und der Block kann
dann aus der Form auf eine glatte Unterlage gekippt werden.
11. Ein aus der Form genommener Gelatineblock sollte zur Vermeidung von Austrocknung
mit einer feuchtigkeitssperrenden Verpackung, wie z. B. einer Plastikfolie allseitig
eingeschlagen werden. Auch die Lagerung in der Form ist möglich.
service@gelita.com, http://www.GELITA.com
12. Die Konditionierung der Gelatineblöcke mit reproduzierbaren Einstellungen vor der
Verwendung ist für reproduzierbare Ergebnisse unumgänglich, da die Festigkeit der
Blöcke von der Temperatur und Lagerzeit beeinflusst wird. Typische Konditionierungsbedingungen
sind Mindestlagerzeiten von 18 bis 48 Stunden bei Temperaturen
zwischen 4 bis 15° C ± 1° C, je nach Vorschrift. Erst nach dieser Lagerung
können die Blöcke für den Beschusstest verwendet werden. Aufgrund der limitierten
Haltbarkeit sollten die beschussfertigen Gelatineblöcke innerhalb von wenigen Tagen
nach der Konditionierung verwendet werden und bis zur Verwendung immer kühl
gelagert werden.
Verarbeitungsvariante 2 :
1. 70-90°C heißes Wasser wird abgewogen vorgelegt.
2. Gegebenenfalls wird ein Konservierungsmittel zugesetzt.
3. In das heiße Wasser wird unter ständigem Rühren die abgewogene Menge Gelatine
vorsichtig zugegeben, so dass keine Klumpen und möglichst geringe Schaumbildung
auftreten. Die Temperatur kann dabei ruhig auf Werte <60 °C abfallen.
4. Man rührt weiter, bis die Gelatine vollständig gelöst ist. Bei diesem Verfahren werden
durch das Rühren allerdings verstärkt Luftblasen eingerührt.
5. Man hält die Lösung bei 40-60 °C und lässt die Luftblasen nach oben aufsteigen. Die
Schaumschicht kann mit einem Schaumlöffel oder Spatel abgeschöpft werden.
6. Die homogene Lösung ist warm >40 °C in die Formen zu gießen. Für die weitere Verarbeitung
siehe Punkt 9. Verarbeitungsvariante 1.
Diese Variante hat den Vorteil, dass Gelatine innerhalb weniger Minuten gelöst werden kann,
da der Quellvorgang entfällt. Allerdings sind die dabei entstehenden Lösungen sehr heiß und
müssen schnell auf <60 °C abgekühlt werden, um den Verlust von Viskosität und Gelierkraft
durch thermischen Abbau der Gelatine zu minimieren.
Bei der Verarbeitungsvariante 2 ist es weiterhin kritisch, die gesamte Gelatine in Lösung zu
bringen. Die Bildung von Klumpen muss unbedingt vermieden werden. Diese Klumpen
können durch zu schnelle Zugabe des Gelatinepulvers oder zu langsames Rühren während
der Ein-arbeitung entstehen. Sie bestehen aus trockenen, zusammen geklebten Gelatinekörnern,
die sich ohne mechanisches Zerkleinern nur sehr schwer wieder auflösen lassen.
Eine Verarbeitung nach Variante 1 ist aus diesen Gründen häufig die bevorzugte Wahl.
Konservierung :
Falls erwünscht ist der Einsatz eines Konservierungsmittels möglich.
1. Als Konservierungsmittel kann EBOTEC MT 15 SF oder EBOTEC MB der Firma „ISP
Global Technologies Deutschland GmbH“ in einer Konzentration von 0,1 %
zugegeben werden.
2. Oder es wird eine Kombination von 2-Phenylphenol (CAS 90-43-7) (z.B. von der
Firma „Sigma-Aldrich Chemie“) als Konservierungsmittel und Zimtöl (Typ Ceylon)
(z.B. von der Firma „Carl Roth“) zur Geruchsverbesserung eingesetzt, beides in
Konzentrationen von 0,02 %.
3. Auch 0,01 % Thymol (CAS 89-83-8) (z.B. von der Firma „Carl Roth“) gelöst in wenig
Ethanol wirkt als Konservierungsmittel.
98fs hat geschrieben:Ich bin vielleicht etwas pingelig in diesen Sachen, aber besonders wissenschaftlich sind die Tips in diesem Thema nicht![]()