Quikclot Granular Bag

Neuigkeiten zum Thema Waffenzubehör
Howa 308
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Re: Quikclot Granular Bag

Beitrag von Howa 308 » Mi 4. Sep 2013, 21:55

Also, ich hab mich jetzt in diese Thematik eingelesen:
http://tinyurl.com/k5eoyj5
Nachdem, was ich da lesen konnte, stellt sich das Thema Quikclot so dar - ein kleiner Auszug:
Nachteile sind die entstehenden Temperaturen der exothermen Reaktion (42–140,4°C), die unhandliche Säckchenapplikation und die fehlende Biodegradierbarkeit.

Dann geht es medizinchinesisch weiter und besagt folgendes:
Bei Tiervesuchen zeigte Quikclot eine bessere Wirkung als z.B. ein Wundverband, doch nützt das Zeug nur bei Venösen Blutungen. Hat's eine Arterie erwisch hilft Quikclot Nüsse:
Handelte es sich bei dem Trauma aber um rein arterielle Verletzungen der Femoralgefäße, wurde
aufgrund fehlender Wirksamkeit (Hämostase) die Versuchsreihe vorzeigt sogar abgebrochen oder keine Hämostase nachgewiesen.

Auf gut Deutsch: Bei arterieller Blutung findet trotz Quikclot keine Blutgerinnung statt.
Nun gibt es eine neue Version dieses Therapeutikums - dazu sagt der Bericht folgendes:
Auch ist trotz Änderung der Applikationsform und der Zusammensetzung von Quikclot®, nun Quikclot ACS+®, das Problem der Hitzeentwicklung ungelöst. Es sind weiterhin Hautverbrennungen bis hin zu Nerven- und Sehnenverletzungen zu beobachten.

Natürlich kann man sagen: "bevor ich krepier', nehme ich lieber Haut-, Nerven- und Sehnenverletzungen durch verkochtes Gewebe in Kauf."
Nach meiner Meinung könnte man dann genauso auch einen glühenden Flachstahl in die Wunde einbringen. Das Mittelalter lässt grüßen.

Als deutlich bessere Alternative erscheint mir Celox:
Celox® [...] ist ein auf Chitosan basierendes Pulver. Die Idee ist, dass sich eine gelähnliche Plaque auf dem geschädigten Gewebe bildet und dort dauerhaft verbleibt. Die Hämostase geschieht auf dem für Chitosan vorbeschriebenen Wege. Wie die vorgenannten Produkte ist Celox® nicht allergen oder exotherm.

Also: kein Gewebeverkochen mehr. Es bildet sichein halbwegs stabiler Wundverschluss.
Zu den Nachteilen:
Nachteilig ist sicher die Pulverform, die eine Verbringung in den Wundgrund, insbesondere bei starker Blutung, erschwert. Eine Verbesserung verspricht die Weiterentwicklung Celox-D®. Hier ist das Pulver in wasserlöslichen Beuteln abgefüllt. Erfahrungen liegen bislang nicht vor.


Trotzdem überwiegen die Vorteile - gerade im Vergleich zu Quikclot:
In zwei Studien konnte Celox® seine Wirksamkeit im Vergleich zu Quikclot® und HemCon® beweisen. Sowohl Kheirabadi et al. [34] als auch Kozen et al. [38] wiesen eine geringere Mortalität (Celox® 0–40% vs. HemCon®/QuikClot® 33–93%) und eine verbesserte primäre Hämostase (Celox® 70–100% vs. HemCon®/QuikClot® 0–92%) nach.

Patienten, die mit Celox präklinisch (also vor der regulären Krankenhausversorhung) erstversorgt wurden, weisen eine Sterberate von NULL (!) bis vierzig Prozent auf - wohingegen mit einer Erstversorgung mit Quikclot eine MINDESTsterberate von dreiunddreissig Prozent zu erwarten ist - und das geht rauf bis zu (Scheisse) dreiundneunzig Prozent. Da sind wir wieder beim zischend in die Wunde eingeführten, glühenden Flachstahl...

Es gäbe aber weiter Mittel - z.B. Smektit:
WoundStat® [...] ist ein Smektit aus einem Aluminium-Magnesium-Silikat. Wie auch die Zeolithe entzieht Smektit dem Blut die Flüssigkeit mit nachfolgender Konzentration von Gerinnungsfaktoren und zellulären Blutbestandteilen. Dabei kommt es zu einer Schwellung der Smektitgranula mit Bildung einer gallertartigen Masse, die Blutgefäße und Gewebe abdichtet.
Zudem hat es prokoagulatorische Eigenschaften durch intrinsische Aktivierung der Gerinnungskaskade.
Obwohl in verschiedenen Studien eine 100%-Überlebensrate der Tiere gezeigt werden konnte, verzichtet das U.S. Militär seit 2009 aufgrund Toxizität, Schädigungen von Gefäßen und Gewebe sowie thrombembolischen Ereignissen (z. B. in der Lunge) auf die weitere Nutzung.

Da scheint die Kur beinahe so schlimm wie die Krankheit bzw. die Verletzung zu sein. Sonst hätte das US-Militär kaum auf ein Mittel verzichtet, das das Überleben so gut wie garantiert. Wahrscheinlich auch nicht mehr im Handel erhältlich; hab auch nicht nachgesehen.

Plasmaprotein-Verband:
Das Dry Fibrin Sealant Dressing (DFSD) wurde in Zusammenarbeit mit der U.S. Army und dem amerikanischen Roten Kreuz entwickelt und wird derzeit als weiterentwickelte Fibrinkompresse [...] getestet. Es handelt sich hierbei um ein Compositeprodukt aus humanem Fibrinogen und Thrombin. Bei Blutkontakt bildet sich eine adhäsive Fibrinschicht, die die Blutungsquelle verschließt.
In zahlreichen Studien konnte das DFSD stets eine suffiziente Hämostase erzielen. Insbesondere die weiterentwickelte Fibrinkompresse zeigte in einem Tiermodell die Überlegenheit im Vergleich zu Combat Gauze® und Wound-Stat® [36]. Bislang ist der Preis von $ 500– 1000 für den breiten Einsatz limitierend.

Zusammenfassend: Eine tolle Sache, noch nicht ganz ausgereift und verdammt teuer.

Mein Wunschkandidat: Celox.
Hab ich eben bei Black Shadow, St. Georgen i.A. (O.Ö.) gefunden:
Celox Granulat 15 g - EUR 34,90
http://www.blackshadow.at/products/Trainingsequipment/Celox-Granulat-15-g.html
Eben hab ich gesehen, daß die auch Celox Gauze haben:
Celox Gauze blutstillender Mull gerollt (15 g Chitosan auf Träger-Gaze) - EUR 59,90

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Re: Quikclot Granular Bag

Beitrag von BigBen » Do 5. Sep 2013, 07:26

Deine Infos beziehen sich auf die erste Version von Quikclot das noch in Pulverform daherkam, Standard ist aber mittlerweile Quikclot Combat Gauze, welche unter anderem auch nicht mehr soviel Hitze produziert. Celox wiederum hat ein großes Problem: sollte der Patient eine Allergie auf Krustentiere wie Krebse, Garnelen o.Ä. haben, dann bringst du ihn mit Celox ziemlich sicher um, denn aus sowas wird Zeug gemacht. So ziemliche alle amerikanischen Einheiten führen mittlerweile Quikclot Combat Gauze sowie sehr viele europäische Spezialeinheiten. Glaubst du nicht dass die Celox nehmen würden, wenn es so viel besser wäre?

P.S. Quikclot Combat Gauze (Kaolin) schneidet in der Studie ja auch sehr gut ab...bei Celox steht mittlerweile dabei dass nicht allergen sein soll, vielleicht haben die auch die Rezeptur geändert bzw. irgendwas angepasst
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Re: Quikclot Granular Bag

Beitrag von RescueOne » Di 10. Sep 2013, 12:39

Derartige Hämostatika leisten in manchen Situationen vielleicht einen Beitrag, weil sie wie auch andere Maßnahmen eine Blutung (v.a. die nach außen / oberflächliche Blutungen) "bremsen" können, retten wird bei lebensbedrohlichen penetrierenden Verletzungen im Endeffekt aber nur ein KH Team + Operationssaal in einem geeigneten Krankenhaus (und der vorher möglichst verzögerungsfreie Transport in dieses KH + Therapie während dem Transport, nicht stationär am Notfallort).
Ich habe nichts gegen derartige Produkte, nur sollte man sich auch nicht "in falscher Sicherheit" wiegen...

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Re: Quikclot Granular Bag

Beitrag von BigBen » Di 10. Sep 2013, 13:04

Es geht nur darum den Blutverlust lange genug zu stoppen bzw. zu verlangsamen und Zeit zu gewinnen bis entsprechende professionelle Maßnahmen in einem Krankenhaus oder Ähnlichem durchgeführt werden können - das sollte jedem klar sein, auch sind Quikclot und Konsorten genauso wie Tourniquets nur RICHTIG anzuwenden wenn es wirklich um Leben oder Tod geht, da man ansonsten mehr Schaden anrichtet als zu Nutzen.
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Re: Quikclot Granular Bag

Beitrag von pointi2009 » Di 10. Sep 2013, 14:19

es geht um die "golden hour" - welche bei Einsatztruppen anerkannt die Stunde ist, innerhalb der man im KH sein muss/soll, damit die Überlebenschancen bei Verletzungen durch Schuss oder IED/Grananten, noch rel. hoch ist. Für diese Zeitspanne sind diese Materialien auch gedacht. Dass man damit ein Verbluten ohne KH Hilfe nicht verhindern kann, ist klar.
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Re: Quikclot Granular Bag

Beitrag von doc steel » Di 17. Sep 2013, 11:30

wozu um alles in der welt braucht ihr das zeug?
wir haben das grosse glück in keinem krisengebiet zu leben. in Ö gibts ja nicht einmal gefährliche orte die nachts zu meiden sind.
freizeitunfälle in einer derartigen schwere sind ebenfalls eher selten.
und ein funktionierendes netz an kommunikation und erstversogung haben wir auch.
oder machts ihr alle im irak urlaub?
hier kommt ja nicht einmal der spruch "haben ist besser wie brauchen" zum tragen.
abgesehen davon erfordert das meiste zeug davon gewisse medizinische kenntnisse, wovon ich denke, dass die nicht unbedingt bei jedem vorhanden sind.

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Re: Quikclot Granular Bag

Beitrag von Musashi » Di 17. Sep 2013, 12:13

[ ] Du schießt nie allein im entlegenen Keller oder Schießstand
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Re: Quikclot Granular Bag

Beitrag von Lichtgestalt » Di 17. Sep 2013, 12:19

Das Argument ist sicher nicht ganz von der Hand zu weisen.
Aber vielleicht brauchen es Jäger die weit in der Pampa einen Unfall haben und nicht gleich ein Hubschrauber vor Ort sein kann.

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Re: Quikclot Granular Bag

Beitrag von pointi2009 » Di 17. Sep 2013, 12:21

hier zählt für mich schon, lieber haben und nicht brauchen, als vice versa. Und wie schon angeführt, als Jäger oder Sportschütze ist das sicher nicht verkehrt, wenn ichs nie brauche, GUT, ist nicht schwer zum mitnehmen beim der "Erste Hilfe Ausrüstung"
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Re: Quikclot Granular Bag

Beitrag von doc steel » Di 17. Sep 2013, 18:14

Musashi hat geschrieben:[ ] Du schießt nie allein im entlegenen Keller oder Schießstand

nö!
das zählt für mich zu "vernachlässigung der gefahr" vor allem wenn ich das nicht machen muss, es mir keiner befiehlt.

des weiteren bezweifle ich ernsthaft, dass man ohne fremder hilfe und ohne vorangegangenen trockentraining in der lage ist sich selbst zu versorgen wenn man erst einmal ausrinnt wie eine umgelegte pet-flasche.

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