wenn ich meine Waffen bis auf eine hergeben müsste, dann fiele meine Wahl auf die SIG-Sauer P226.
"Gewagte" Aussage, oder? Hierfür gibt es natürlich verschiedene Gründe:
Als ich mir 1988 meine erste Großkaliber-Pistole kaufen wollte, war es noch nicht so einfach wie heute, sich zuvor umfassend zu informieren. Die jüngeren Leser werden es kaum glauben, aber das Internet war damals dem größeren Teil der Bevölkerung noch völlig unbekannt. Wir hatten jedenfalls keinen PC zuhause. Folglich blieb mir nur die damals neue Zeitschrift VISIER, das DWJ, das SWM und natürlich der gute, alte Frankonia-Katalog als Informationsquelle und als "Maß aller Dinge". Ursprünglich wollte ich mir ja eine Pistole 08 kaufen. Als ich dann aber davon las, dass diese Pistole sehr munitionsfühlig ist und bei Verwendung aktueller 9mm Para Patronen auch leicht beschädigt wird, habe ich mich anders entschieden. Ich weiß heute noch, wie ich damals im Katalog geblättert habe und mir auf der Seite von SIG-Sauer die P220 auffiel. Darunter war die P225 abgebildet, welche mir optisch gleich zusagte. Leider stand in der Beschreibung Magazinkapazität 8 Schuß. Dann fiel mein Blick auf die ebenfalls abgebildete P226 mit einer Magazinkapazität von 15 Patronen. Also praktisch wie für mich gemacht! Weniger als 15 Patronen kamen damals für mich natürlich überhaupt nicht in Betracht, da könnte ich mir ja gleich eine Vorderlader-Pistole zulegen...
Nachdem ich dann noch einen Artikel im VISIER gelesen hatte, in welchem die Treffgenauigkeit und Zuverlässigkeit der P226 hervorgehoben wurde, stand für mich fest: Die isses!
Waffenkauf im Jahre 1988.
Ich habe diesen Kauf wie erwartet nie bereut und hatte am Schießstand immer viel Freude mit ihr. Sie lässt sich auch sehr leicht zerlegen. Als reine Fangschuß-Waffe würde ich die P226 allerdings nicht empfehlen. Aufgrund ihrer Größe trägt sie am Gürtel schon sehr auf, so dass ich sie nach einigen Reviergängen zunächst in den Rucksack steckte und später - bei aller Liebe - durch einen kleinen S&W M49 Bodyguard ersetzte. Zur Abgabe von ein oder zwei Fangschüssen benötige ich auch keine Magazinkapazität von 15 Patronen. Ein Kompromiß wäre in diesem Zusammenhang eventuell die P228, welche etwas kleiner ist. Ich wollte sie auch nur erwähnen.
Mittlerweile habe ich sicher mehr als 10000 Schuß der verschiedensten Hersteller mit dieser Pistole verschossen, was man dem Abzug und der Brünierung des Laufes auch ansieht. Zuführstörungen gab es lediglich mit Patronen des ungarischen Herstellers MF. Die Griffschalen hatte ich zwischenzeitlich durch solche der Firma Pachmayr bzw. Nill ersetzt, ebenso tauschte ich die Federführungsstange gegen einen Rückstoßdämpfer, den ich allerdings sehr bald wieder ausbaute, da er keine merkliche Verbesserung des Schußverhaltens und der Präzision brachte. Auch die Griffschalen wichen wieder den originalen, so dass sich die Pistole jetzt wieder in dem Zustand befindet, in dem ich sie vor 25 Jahren kaufte.
Meiner Meinung nach zeigt dies, dass das Konzept dieser Waffe gut durchdacht ist.
Natürlich kenne ich die Berichte über Risse im Leichtmetall-Griffstück der P226, deswegen habe ich vor der Erstellung dieses Berichtes meine P226 zerlegt und aufmerksam kontrolliert. Irgendwelche Beschädigungen konnte ich nicht feststellen. Das soll natürlich nicht heissen, dass nicht doch irgendwann solche Haarrisse auftreten könnten. In diesem Fall würde ich mir wieder ein Leichtmetall-Griffstück bei SIG-Sauer holen. Wenn es dann genauso lang hält wie das erste genügt mir das schon.

Gruß,
Bernhard


