Stainless-Läufe weniger präzise?

Rund um den Schiesssport: Technik, Erfahrungen, Tipps und Tricks
Benutzeravatar
Arminius
.50 BMG
.50 BMG
Beiträge: 1193
Registriert: Fr 8. Apr 2011, 20:45
Wohnort: nördl NÖ

Re: Stainless-Läufe weniger präzise?

Beitrag von Arminius » So 15. Feb 2015, 01:32

OK.

Einige kennen sich hier wohl wirklich aus, aber mittlerweile ist das schon sehr akademisch.

Faktum:

Ohne Reinigen geht´s nicht.

Faktum: wenn man ALLES raus reinigt, schiesst das Ding zu einem anderen POI.

Also muss man in der Mitte bleiben:

alles raus, was die Korrosion SEHR vorantreibt, Spur Kupfer und Pulverrückstände ( Carbon - Ruß - Kohlenstoff ). Letztere schaden nicht! ( Können aber dicke Schichten bilden, welche dann Präzisionsmindernd wirken )

Patches mit Öl mehrfach durchdrücken, um Wasser, Kohlensäure und salpetrige / Salpetersäure zu entfernen ist notwendig.

Und eine Grundreinigung pro Jahr um zu dicke Schichten zu entfernen ist wohl auch gut.

Es gibt die Methode "mechanisch" mit guten Bronzebürsten und Öl, oder die Methode Chemie mit Borstenbürsten und Laufreiniger.

Beides abwechselnd, aber nicht zu "religiös", ist meine Meinung.

Bürsten lockern den Dreck, Patches transportieren ihn heraus.

Kauf dir den Lauf in dem Material, der dir taugt! ( Fall bezogen auf "Lauf", nicht auf "Material" )

Hermann

P.S.: als am präzisesten gelten Läufe, die gezogen wurden.

NICHT gehämmert, nicht mit Hartmetallbutton! Ganz klassisch gezogen.
Fast genug. Nur mehr EINE Waffe! Die Nächste ...

Benutzeravatar
Arminius
.50 BMG
.50 BMG
Beiträge: 1193
Registriert: Fr 8. Apr 2011, 20:45
Wohnort: nördl NÖ

Re: Stainless-Läufe weniger präzise?

Beitrag von Arminius » So 15. Feb 2015, 01:34

Hab was vergessen:

das "rostfrei" bezieht sich eher auf die Aussenseite des Laufes ... den musst halt seltener abwischen oder ausschäften.

Hermann
Fast genug. Nur mehr EINE Waffe! Die Nächste ...

yoda
.50 BMG
.50 BMG
Beiträge: 5868
Registriert: Do 24. Nov 2011, 20:23

Re: Stainless-Läufe weniger präzise?

Beitrag von yoda » So 15. Feb 2015, 11:30

@woolf
Ich denke das Thema passt ziemlich gut in diesen Thread, vielleicht können wir uns doch hier weiterunterhalten ?
Kennst du Stähle die von der Korrosionsbeständigkeit her deutlich besser als der 416/1.4005 sind, von den mechanischen Eigenschaften ähnlich oder besser als der 416/1.4005 und von der Spanbarkeit zumindest nicht viel schlechter als der 42crmo4/1.7225 ? Wahrscheinlich nehmen die Laufhersteller diese beiden Stähle eh nur gern weil sie sehr günstig, einfach zu zerspanen und ausreichend haltbar sind.

Bei Böhler habe ich ein paar sehr gute korrosionsbeständige Stähle gefunden, allerdings alles Ausscheidungshärter und sicher auch recht teuer.

@Arminius
Ich putze meine Läufe ausschließlich mit WD40, der Geschossabrieb im Lauf bleibt gleich, die Trefferpunktlage somit auch. Bei der Wehrmacht haben sie auch nicht chemisch gereinigt und es gibt Läufe die bis heute spiegelblank sind. Mein K98k von 1938 (Sauer und Sohn), der auf 100m bei 5 Schuss zuverlässig nur ein größeres Loch macht wurde garantiert noch nie chemisch gereingt. Ich hätte aber gerne einen Lauf den ich garnicht putzen muss, ohne dass er mir innen wegrostet :D

Benutzeravatar
Arminius
.50 BMG
.50 BMG
Beiträge: 1193
Registriert: Fr 8. Apr 2011, 20:45
Wohnort: nördl NÖ

Re: Stainless-Läufe weniger präzise?

Beitrag von Arminius » So 15. Feb 2015, 11:54

Alle Öle, die als "Universal Öl" benannt sind, reinigen auch mehr oder weniger.

ZB Ballistol reinigt ganz schön, leg mal ein Messingbürstchen eine Woche in Ballistol! Und es greift Plastik viel mehr an, als andere Mittel. Ich hab´s mal umgefüllt in ein für mich praktisches Gebinde, das hat´s mir zusammengefressen! Aber es macht auch tolle Ablagerungen ... ich vermute, dass es aus Alkohol und extrem dünnem Öl besteht, alkalisch gemacht. Und Alkohol und volatiles Öl greifen natürlich Kunststoff an. Und wenn sie verdunsten, bleibt bei Ballistol ein Gel / Wachs übrig. Lanolin? )

Und für Kar 98 gab´s bei der Wehrmacht Öl zum Putzen, Bürsten, ( und einen Wachtmeister und Spiess! ;-)) und zusätzlich die Arsenal - oder Waffenwerkmeisterreinigung/-Instandsetzung.

Hermann
Fast genug. Nur mehr EINE Waffe! Die Nächste ...

Benutzeravatar
Arminius
.50 BMG
.50 BMG
Beiträge: 1193
Registriert: Fr 8. Apr 2011, 20:45
Wohnort: nördl NÖ

Re: Stainless-Läufe weniger präzise?

Beitrag von Arminius » So 15. Feb 2015, 11:59

Meines Wissens ist nämlich Ballistol schon zu Kaiser´s Zeiten im Heer eingeführt gewesen.

Und damals gab´s noch korrosive Zündhütchen, also erzähl hier nix von "nicht reinigen"! Warst du eigentlich eingerückt??? Was man nämlich chemisch weniger reinigt, lässt sich durch Rekrutenschweiß auch ersetzen!

Ballistol ist mM nach nämlich als Laufreiniger nicht so schlecht, auch für Schwarzpulver, aber als Schmiermittel taugt´s nicht so gut. Dafür ist es sehr gut gegen Handschweiss und Fingerabdrücke.

( bevor jemand fragt: Break Free CLP ist als Universalmittel immer noch sehr gut )

Hermann
Fast genug. Nur mehr EINE Waffe! Die Nächste ...

Benutzeravatar
Arminius
.50 BMG
.50 BMG
Beiträge: 1193
Registriert: Fr 8. Apr 2011, 20:45
Wohnort: nördl NÖ

Re: Stainless-Läufe weniger präzise?

Beitrag von Arminius » So 15. Feb 2015, 12:02

Noch ein Nachtrag:

Läufe aus 904L?

SEHR korrosionsbeständig!

Bräuchte hier einen Smiley mit Schweizer Flagge

:D ;) :lol: :whistle:

Hermann
Fast genug. Nur mehr EINE Waffe! Die Nächste ...

yoda
.50 BMG
.50 BMG
Beiträge: 5868
Registriert: Do 24. Nov 2011, 20:23

Re: Stainless-Läufe weniger präzise?

Beitrag von yoda » So 15. Feb 2015, 12:10

@Arminius
Der 904L hat eine recht niedrige Streckgrenze, geringe Härte und ist sehr schwierig zu zerspanen, ein absolut ungeeigneter Stahl für die Laufproduktion in meinen Augen.

Benutzeravatar
Maggo
Moderator
Moderator
Beiträge: 3029
Registriert: So 9. Mai 2010, 11:09
Wohnort: Dort wo das kleinwüchsige Wilde und hinterlistige Bergvolk in den Alpen wohnt

Re: Stainless-Läufe weniger präzise?

Beitrag von Maggo » So 15. Feb 2015, 13:11

Also ist die geringere Wärmeleitfähigkeit von Stainlessläufen jetzt ein Nachteil weil es durch die langsamere Erwärmung zur größeren Spannungen kommt ? Merkt man das wirklich deutlich bei den Streukreisen im Vergleich zu Läufen aus Vergütungsstählen ?


Das ist auch so.Und auch die oft unerwünschte eigenschaft von Rostträgen bzw. rostfreien stahl.

Untergeordnert können Rostträge Stähle können auch Edelstähle sein, wobei Edelstahl nix mit Niro oder sonstigen zu tun hat.
Aber auch wenn es Vergütungsstähle wie z.B 42 CrMo 4 sind, sind sie bei Läufen nicht vergütet oder gehärtet.
42 CrMo4 ist einer der Typischen Stähle für Läufe und wird auch im Maschinenbau für Zahnräder,Schneckenrad,Führungsschienen und andere Verschleissteile eingesetzt.
Wer mit Halbautomaten Schießt ist zu faul zum Repetieren! :D

manfred
.50 BMG
.50 BMG
Beiträge: 772
Registriert: So 23. Mai 2010, 23:25

Re: Stainless-Läufe weniger präzise?

Beitrag von manfred » So 15. Feb 2015, 14:02

Vergleiche eine S&W 686 und einen S&W 586 beide sind sehr genau.

Da sind viele andere Faktoren die unabhängig von stainless Stahl oder nicht sind.
Die Genauigkeit bei der Verarbeitung ist viel wichtiger.
Es sind schon mehr Läufe durch reinigen beschädigt worden ( Mündung)
Oder Rost ist etwa so hart wie ein Schleifmittel und wenn der im Lauf ist , etwa durch rostige Stahlhülsen in den Lauf gekommen.

yoda
.50 BMG
.50 BMG
Beiträge: 5868
Registriert: Do 24. Nov 2011, 20:23

Re: Stainless-Läufe weniger präzise?

Beitrag von yoda » So 15. Feb 2015, 14:51

Maggo hat geschrieben:Aber auch wenn es Vergütungsstähle wie z.B 42 CrMo 4 sind, sind sie bei Läufen nicht vergütet oder gehärtet.
Sorry aber das ist ziemlich sicher falsch, Läufe aus 42crmo4 sind immer vergütet und haben meistens so 28-32 HRC. Vergüten ist ja nichts anderes als Härten mit anschließendem Anlassen bei relativ hoher Temperatur (so 500-600°C), dadurch hat der Stahl zwar nicht die maximale Härte aber eine sehr hohe Zugfestigkeit. In dem Zustand kann man den Stahl auch noch sehr gut verarbeiten.

Wobei man Informationen findet, dass nach dem Ziehen des Laufes dann nochmal 1-2 Stunden auf 500-600°C erhitzt wird um die Spannungen rauszubekommen. Ein brasilianischer Hobbybüchsenmacher im Homegunsmithforum hat darauf völlig verzichtet und mit den Läufen haben sich trotzdem sehr gute Streukreise erzielen lassen. Ich denke also dass man aus vergütetem 42crmo4 sehr gute Läufe machen könnte ohne irgendeine nachfolgende Wärmebehandlung, ist halt leider kein korrosionsbeständiger Stahl.

Benutzeravatar
Bernedti
.50 BMG
.50 BMG
Beiträge: 1734
Registriert: So 2. Okt 2011, 18:23
Wohnort: Gmunden

Re: Stainless-Läufe weniger präzise?

Beitrag von Bernedti » So 15. Feb 2015, 15:08

Also das Läufe aus 42CrMo4 gehärtet sind währ mir ganz neu

Das einige was is weis ist das sie mehrfach geglüht werden und dann eine zeit lang gelagert werden um sämtliche spannungen zu eliminieren.

Selbiges wird auch bei rostträgen Stählen gemacht

Sonst würde jeder Lauf nach kurzer Zeit aussehen wie eine Banane :whistle:

Ich verwende bei den meisten Waffenteilen die ich mache Säurefesten Edelstahl (welche Type genau weis ich jett nicht auswendig)
:mrgreen: "Ein Hobby muss keinen Sinn haben sondern einfach nur Spaß Machen" :mrgreen:

Benutzeravatar
Arminius
.50 BMG
.50 BMG
Beiträge: 1193
Registriert: Fr 8. Apr 2011, 20:45
Wohnort: nördl NÖ

Re: Stainless-Läufe weniger präzise?

Beitrag von Arminius » So 15. Feb 2015, 15:44

904L war ein SCHERZ!

SEHR korrosionsbeständig, da mehr Legierungsbestandteile als Eisen drin ( aber halt, wenn auch < 50%, immer noch mehr Fe als Cr ), und lässt sich toll polieren.

;-)
Fast genug. Nur mehr EINE Waffe! Die Nächste ...

Benutzeravatar
Arminius
.50 BMG
.50 BMG
Beiträge: 1193
Registriert: Fr 8. Apr 2011, 20:45
Wohnort: nördl NÖ

Re: Stainless-Läufe weniger präzise?

Beitrag von Arminius » So 15. Feb 2015, 15:51

"Standard" für Kleinteile wäre 316L bzw. V4A, bzw. 1.435 und ähnliche, oder?
Fast genug. Nur mehr EINE Waffe! Die Nächste ...

Antworten