gunlove hat geschrieben: Fr 27. Sep 2019, 19:30
Ein Erlebnis, passend zum Threadtitel und zu meinem obigen Beitrag:
Anfang des Jahres wurde hier im Forum ein S&W Victory angeboten, der zwar offensichtlich überarbeitet war und bei dem nicht nur die Griffschalen getauscht, sondern auch die Fangriemenöse entfernt wurde. Die Waffe war auch nicht mehr im Originalkaliber .38 S&W, sondern im Kaliber .38 Special, weil irgendwann in den letzten 74 Jahren die Trommel aufgebohrt wurde. Trotzdem entschloss ich mich nach einiger Überlegung das Teil zu kaufen.
Am ersten Sonntag im März holte ich mir das gute Stück dann nach Hause. Bei der Abholung im Burgenland, prüfte ich den Revolver natürlich auf Herz und Nieren und war eigentlich vom Timing und dem Gesamtzustand positiv überrascht. Lediglich vom Aufbohren der einzelnen Kammern in der Trommel bzw. der Ausführung war ich nicht sonderlich angetan, weil es doch offensichtlich sehr rustikal geschah. Aber ansonsten machte das Ding einen durchaus guten Eindruck.
Ungefähr sechs Wochen später, als ich mit dem Victory zum ersten Mal im Schießkeller war, freute ich mich nach den ersten sechs abgegebenen Schüssen sogar noch, da trotz der miserablen Kimme im Rahmen (so wie bei den kurzläufigen Subnose Revolvern) lag die erste Sechs-Schussgruppe auf unter 4cm zusammen.
Die Ernüchterung folgte als ich die abgeschossenen Hülsen aus der Trommel beförderte. Von sechs abgeschossenen Hülsen hatten alle sechs Hülsen eine sichtbare Aufbauchung in der Hülsenmitte und zwei davon hatten zusätzlich noch einen Längsriss. Weder das Trefferbild noch der Zustand der Hülsen änderte sich dramatisch, lediglich die Anzahl der Hülsen mir Längsriss schwankte zwischen Eins und Vier, weshalb ich nach 36 abgegebenen Schüssen das Schießen mit dem Victory beendete.
Daheim angekommen stellte ich fest, dass die Aufbauchung ziemlich genau 0,2mm ausmachte und sich exakt in dem Bereich befand wo sich beim ursprünglichen Kaliber .38 S&W das Geschoss befand. Weiter vorne bzw. weiter hinten hatte die Hülsen "Normalmaß". Wie schon oben erwähnt hatte ich zwar den Revolver beim Kauf inspiziert und mir fielen auch die mMn. rustikal ausgeführten Änderungen an der Trommel auf, aber diese 0,2mm sind mir mit freiem Auge nicht aufgefallen.
Natürlich konfrontierte ich den Verkäufer telefonisch mit diesem Detail. Der konnte sich zuerst gar nicht mehr an mich erinnern, erst als ich den Victory nannte, fiel ihm wieder ein wer ich bin. Ihm war lt. seiner Aussage von den Aufbauchungen gar nichts aufgefallen, weil "
er ja kein Wiederlader ist und nur ca. 70 Schuss Wadcutter mit dem Revolver verschossen hat". Auch wenn es ihm aufgefallen wäre, hätte es nichts geändert, aber es erklärt warum er beim Verkauf davon nichts gesagt hat.
Jetzt stand ich jedenfalls da mit dem Problem und versuchte zwei Monate lang eine neue Trommel in Österreich zu bekommen. Erfolglos! Zuerst scheiterte es daran einen willigen Büchsenmacher zu finden und dann am Importeur.
Im August hatte ich dann die Idee mit Merkle Tuning in Deutschland und fragte dort an. Leider zur Urlaubszeit, was die ganze Geschichte wieder in die Länge zog, jedoch dann aber nach sehr vielversprechender Konversation via E-Mail, übergab ich den Revolver einem österreichischem Händler, damit der mir den Victory zu Merkle Tuning nach Deutschland schicken möge.
Der Victory kam am Dienstag dann in Deutschland an und alles schien perfekt zu laufen bis ich heute wieder eine E-Mail von Merkle Tuning bekam in der man mir mitteilte bzw. liebenswürdigerweise sogar detailliert erklärte, dass auch wenn man einen komplett neuen Trommelkran und Stern inklusive Kleinteilen nehmen würde, der Trommelspalt, also der Übergang zwischen Trommel und Lauf mehrere Millimeter betragen würde und sich dieser Zustand bei den alten Revolvern leider nicht beheben lässt.
Das einzige Erfolgserlebnis und was ich bei der ganzen Geschichte total nett finde. Da man mir nicht helfen konnte, übernimmt die Firma Merkle die vollen Kosten des Versand retour nach Österreich.