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von AlexTribe » Fr 25. Mär 2022, 11:09
Grundsätzlich gibt es "kugelsicher" mal nicht. Die ballistischen Einlagen, egal ob Weich- oder Hartballistik sollen lediglich im besten Falle verhindern, dass das Projektil nicht direkt in deinen Körper eindringt. Gängige Ausbeulungen nach hinten sind bis 4 cm tolerierbar, also alles andere als "angenehm".
Weichballistik hält je nach Standard und Schutzklasse maximal .44 Magnum, oft sogar nur 9mm. Für Langwaffenkaliber brauchst du zwingend Hartballistik. Gängige Schutzklassen sind NIJ III (bis zu 7.62x51 M80 und auch 7.62x39 FMJ) und VPAM 6 (bis zu 7.62x39 mit Eisenkern). VPAM 6 ist die erste Schutzstufe für Langwaffenkaliber in der VPAM Skala und dort setzt man gleich sofort auf Hartkernmunition. VPAM 7 wäre gleich schon 5.56 Green Tip und 7.62x51 Stahlkern. Man sieht also, wohin der Trend geht und was in modernen Konflikten für Munitionsarten erwartet werden. Gerade militärische Patronen haben immer häufiger Hartkernvarianten.
Der immer noch aktuelle NIJ Standard 0106.01 kennt nur NIJ III (.308 Ball) und NIJ IV (7.62x63 Wolframcarbid Hartkern). Dazwischen ist sehr viel Luft. Deshalb hat sich in den Jahren bei vielen Herstellern eine oder mehrere Zwischenlösungen etabliert, die zwar keinen offiziellen NIJ Standard darstellen, aber zur einfacheren Einordung Bezeichnungen wie NIJ III+ oder NIJ III++ bekommen haben. Oft ist da der III+ gleichzusetzen mit der VPAM 6, also AK mit Stahl- oder Eisenkern. NIJ III++ deckt dann auch zusätzlich noch die 5.56x45 SS109/M885 Patrone ab, die dann bei VPAM 7 mit dabei ist.
Das Bundesheer hat meines Wissens nach VPAM 6 Hartballistik beschafft. Da im aktuellen Konflikt aber auch immer wieder mit Nagants und Dragunovs gekämpft wird, reicht selbst das nicht. Möglicherweise hält eine NIJ III++ so eine 7.62x54R Patrone aus, mit Stahl- oder Eisenkern mit Sicherheit nicht. Da muss man schon zu einer VPAM 10 oder NIJ IV Platte greifen, die pro Platte durchaus zwischen 3,3 und 3,8 kg wiegen können. Da muss man einfach entscheiden, ob man weniger Gewicht am Mann und damit mehr Mobilität möchte, oder den vollen Schutz.
Zur Traumawirkung: Das ist abhängig davon, wieviel Schaumstoff der Hersteller hinter die Platte packt. Da gibt es durchaus Hersteller, die quasi gar nichts dahinter packen und eine zusätzliche Trauma-Einlage ratsam wäre. Je mehr Schaumstoff, desto besser, aber umso dicker wird die Platte. Auch hängt es davon ab, welche Weste oder Carrier zu verwendest. Gerade minimalistische Carrier ohne Polsterung, bei der die Platte quasi direkt am Körper anliegt, hat eine schlechtere Traumwirkung als ein richtig schön dick gepolsterter Plattenträger. Das Nonplusultra wäre vermutlich eine Weichballistikweste + eine Standalone Hartballistik mit guter Polsterung. Das trägt natürlich ordentlich auf. Standalone: Schutzklasse der Hartballistik wird ohne darunterliegende Weichballistik erfüllt, beinhaltet also hinten bereits eine eingearbeitete Weichballistik. Gegenteil ist ICW (In conjunction witz), bei dem eine darunterliegende Weichballistik vorausgesetzt werden muss, um den angegebenen Standard auf der Hartballistik zu erfüllen, In der Regel ein aussterbendes Konzept aus dem Militär. Heute sind fast ausschließlich Standalone Platten gängig.
Splitterschutzwesten schützen in der Regel nicht gegen Handwaffenkaliber. Es gibt sicher hier und dort Streitkräfte, die als Splitterschutzweste bezeichnete Schutzwesten haben, die auch noch einen Teil Aramid eingearbeitet haben und im besten Fall die ein oder andere Kurzwaffenpatrone stoppt, würde ich mich aber nicht drauf verlassen.
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