Bleifreies Jagen - Jagdtradition vs. Unweltschutz

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Bleifreies Jagen - Jagdtradition vs. Unweltschutz

Beitrag von rhodium » Fr 4. Okt 2024, 14:12


Donau
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Re: Bleifreies Jagen - Jagdtradition vs. Unweltschutz

Beitrag von Donau » Fr 4. Okt 2024, 15:35

Aus dem genannten ORF Artikel
Bleifreies Jagen: Jagdtradition vs. Umweltschutz
30. September 2024

Zitat:
"Seit Februar 2023 ist in der EU bleihaltige Munition bei der Jagd in Feuchtgebieten verboten. Die Jägerschaft in Österreich, wo der Abschuss von Wasservögeln mit bleihaltigem Schrott seit über 10 Jahren verboten ist, hält das neue Gesetz für nicht praktikabel. Es schränke auch die Jagd auf Fasan, Hase & Co ein, weil jede kleine Regenpfütze als Feuchtgebiet eingestuft werden kann."

Unbestimmte Gesetzesbegriffe sind - zumindest - in Österreich verfassungswidrig!
Denn sie geben dem Gesetzesanwender (Jagdbehörde, Umweltbehörde, Richter) einen unerwünschten Ermessensspielraum, das wäre Willkür.

Und nicht nur der Begriff des "Feuchtgebietes" ist problematisch, sondern auch der Begriff der "bleihaltigen Munition"
Die edelsten englischen Flinten haben noch keinen Stahlschrotbeschuss. Daher weichen Jäger auf Kupfer aus. Tatsächlich bietet das Rottweil bereits an:
Rottweil 12/70 Copper Unbegrenzt 3,25mm 34g

Ein Jagdfreund hat das ausprobiert, er fände allerdings Messing wünschenswert.

Aber Flinten Jagdpatronen mit einer Vorladung aus "Messingkugeln" traut sich kein Hersteller anzubieten, da Industriemessing einen Bleizusatz von 1–3 % hat. Damit könnte das als "bleihaltige Munition" ausgelegt werden, ein derartiges Risiko tut sich kein Hersteller an.
Zuletzt geändert von Donau am Fr 4. Okt 2024, 21:50, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Bleifreies Jagen - Jagdtradition vs. Unweltschutz

Beitrag von L0weraustrian » Fr 4. Okt 2024, 17:04

Die bleihaltigen Schrot Patronen von den Eigenschaften beinah idente Munition beinhaltet Wolfram. Diese ist allerdings sehr teuer und schlecht verfügbar.

Als Flintenlaufgeschoß verwende ich anstelle von Blei Zink.

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Re: Bleifreies Jagen - Jagdtradition vs. Unweltschutz

Beitrag von Donau » Fr 25. Okt 2024, 11:23

L0weraustrian hat geschrieben: Fr 4. Okt 2024, 17:04 Die bleihaltigen Schrot Patronen von den Eigenschaften beinah idente Munition beinhaltet Wolfram. Diese ist allerdings sehr teuer
Das wäre bei der Jagd kein Problem, aber beim für eine verantwortungsvolle Jagd erforderlichen regelmäßigen und intensiven Üben am Tontaubenstand!
Bei Büchsen ist bei bleifreien Solids wiederum die Zugtiefe und der Drallwinkel nicht ideal, bei Schüssen über 200 Meter stiege die Streuung. Und es gibt noch andere ungelöste Fragen.

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Re: Bleifreies Jagen - Jagdtradition vs. Unweltschutz

Beitrag von L0weraustrian » Fr 25. Okt 2024, 13:32

Donau hat geschrieben: Fr 25. Okt 2024, 11:23
L0weraustrian hat geschrieben: Fr 4. Okt 2024, 17:04 Die bleihaltigen Schrot Patronen von den Eigenschaften beinah idente Munition beinhaltet Wolfram. Diese ist allerdings sehr teuer
Das wäre bei der Jagd kein Problem, aber beim für eine verantwortungsvolle Jagd erforderlichen regelmäßigen und intensiven Üben am Tontaubenstand!
Bei Büchsen ist bei bleifreien Solids wiederum die Zugtiefe und der Drallwinkel nicht ideal, bei Schüssen über 200 Meter stiege die Streuung. Und es gibt noch andere ungelöste Fragen.
Sicher gibt es noch nicht für jeden Einsatzbereich einen passenden Bleiersatz.
Manchmal hilft ein Blick über die Grenzen um von bereits gemachten Erfahrungen und Forschungen zu profitieren.

In Dänemark herrscht seit über 25 Jahren Bleiverbot bei Schrot, und es kommt als Ersatz beinah ausschließlich Stahl zum Einsatz. In Dänemark darf auch Rehwild mit Stahlschrot bis 4mm auf Entfernungen bis 20m erlegt werden. Und vor allem Flugwild.
Dänemark hat kein CIP. Viele der alten Flinten wurden keinem Stahlschrotbeschuss unterzogen (in Dänemark erlaubt), und kommen bestens mit dem Stahl zurecht. Leichter Verschleiß findet sich wenn, dann eher an neueren Flinten mit 12/76er Kammer, die sehr häufig (nein, 500 Schuss zählen nicht als häufig) mit 12/70 Stahlpatronen verwendet werden.
Langjährige Erfahrung der Dänen mit Stahlschrot: Max Schussentfernung etwas reduzieren, und eine Nummer größer wählen.
In Dänemark gibt es keine Weingärten mit Eisenpfählen und weniger frostigen Boden - beides könnte die Gellergefahr die ohnehin vorhanden ist bei Stahl noch etwas erhöhen.

In Deutschland wurde über mehrere Jahre eine Forschungsarbeit zu bleihaltiger/bleifreier jagdlicher Büchsenmunition in den Mittelkalibern 308, 30-06, 8*57 auf jagdlich gängige Entfernung (unter 200m) erstellt, auch mithilfe von Computertomografie.
Ausgewertet wurden Kammertreffer bei Reh, Tier, Sau. Conclusio: In der letalen Wirkung stehen bleifreie Deformationsgeschosse (nicht Teilzerleger!) bleihaltiger Munition nicht nach. Bei bleihaltiger Munition befindet sich ein rund 10cm Blei"nebel" im Fleisch rund um den Schusskanal.

Wegen jagdlich waidgerechten Schüssen über 200m: in meinem Bekanntenkreis betrifft dies unter 10% der Jäger, die dies auch nur andenken zu tun. Für die anderen kommt dies gar nicht in Frage. Und diese wenigen sind Tüftler. Die beschäftigen sich genau mit ihren Büchsen, passen alles genau an um nichts dem Zufall zu überlassen, eben um waidgerecht zu jagen. Zufällig hat gestern einer davon gesprochen, künftig auf bleifrei zu wechseln, da er selbst verwertet, und er den Blei"nebel" weder sich noch seiner Familie weiter zumuten möchte. Ich selbst bin auch gerade am umstellen.

Bezüglich üben am Tontaubenstand ( gestern Abend bei herrlichem Herbstwetter mit Handschuhen, um auch damit ein Gefühl für die Flinte zu bekommen)
https://www.knappworst.com/munition/fli ... etpatronen
Stahlschrotpatronen dafür gibt es. Einstweilen kosten sie noch ein wenig mehr, und die Verfügbarkeit - ist genauso besch...eiden wie bei vielen anderen Patronen.

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Re: Bleifreies Jagen - Jagdtradition vs. Unweltschutz

Beitrag von Donau » Fr 25. Okt 2024, 21:36

L0weraustrian hat geschrieben: Fr 25. Okt 2024, 13:32 Sütahlschrotpatronen dafür gibt es.
Gewiss.
Aber mir hat das einer sehr langatmig so erklärt, dass Eisen ein wesentlich geringeres spezifisches Gewicht hat als Blei.
Mit allen Konsequenzen.

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Re: Bleifreies Jagen - Jagdtradition vs. Unweltschutz

Beitrag von L0weraustrian » Sa 26. Okt 2024, 09:30

Donau hat geschrieben: Fr 25. Okt 2024, 21:36 Gewiss.
Aber mir hat das einer sehr langatmig so erklärt, dass Eisen ein wesentlich geringeres spezifisches Gewicht hat als Blei.
Mit allen Konsequenzen.
Die Konsequenzen
genauer zielen (etwa wie mit einer 20er statt einer 12er)
auf weitere Entfernung mehr vorhalten

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Re: Bleifreies Jagen - Jagdtradition vs. Unweltschutz

Beitrag von L0weraustrian » So 10. Nov 2024, 00:31

Ein passionierter Krähenjäger testet Stahlschrot

https://youtu.be/RHr3_jJxX0M?feature=shared
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Re: Bleifreies Jagen - Jagdtradition vs. Unweltschutz

Beitrag von RickDangerous » So 10. Nov 2024, 16:46

Donau hat geschrieben: Fr 25. Okt 2024, 11:23
Bei Büchsen ist bei bleifreien Solids wiederum die Zugtiefe und der Drallwinkel nicht ideal, bei Schüssen über 200 Meter stiege die Streuung. Und es gibt noch andere ungelöste Fragen.
Ich habe für meine Büchse nur Munition die bleifrei ist, großteils gebaut aus Messing. (Wahlweise als Vollgeschoss oder in Kombination mit anderen Teilen für bessere Fragmentbildung.) Und ich kann das Thema mit der Streuung nicht nachvollziehen, das Teil schießt auch auf 300+ Meter mit <0,3 MOA Streuung. Aber gut, meine Büchse ist auch keine durchschnittliche Jagdbüchse...

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Re: Bleifreies Jagen - Jagdtradition vs. Unweltschutz

Beitrag von Donau » So 10. Nov 2024, 19:44

Steyr Mannlicher hat doch extra die Version mit den Läufen für "bleifrei" auf den Markt gebracht, für den gewaltigen US Markt heißt das LEAD FREE from STEYR ARMS

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