Bei mir heute in der Nacht hat sich folgendes zugetragen: Ich lade eine handvoll Patronen für die lange Carcano.
An sich funktioniert diese Laborierung gut, die Matrizen sind fix eingestellt, die letzten zwei Ladezyklen haben wunderbar gepasst, eigentlich bräuchte man die Patronen oder Hülsen nicht überprüfen, ob sie ins Patronenlager reinpassen. Ich habe mir aber angewöhnt, stichprobenmäßig Hülsen und fertige Patronen zu überprüfen, es ist in der Vergangenheit einige Male vorgekommen, daß sich eine Matrize unbeabsichtig verstellt, und dann passt die fertige Patrone nicht ins Patronenlager rein. Und vor Ort am Schießstand steht man wie der Ochs vorm Berg da, weil man nicht schießen kann, das ist ärgerlich, vor allem in meinem Fall, da ich gute 120km one Way zum 100m Stand fahren muss.
Gut. Stichprobenmäßig (jede 5. bis 10. Hülse) repetiere ich eine frisch kalibrierte und entfettete Hülse ins Patronenlager rein, der Verschluß läßt sich saugend schließen, passt! Nun die Hülsen bezündern, Pulver füllen und Geschoße setzen.
Nach der 11. oder 12. Patrone denke ich mir, probierst halt, ob eine reinpasst ins Patronenlager. Gedacht, getan, oha, der Verschluß lässt sich nicht schließen. Eine andere fertige Patrone hergenommen, dasselbes Spiel. Meine bis dahin gute Laune geht sofort flöten, werde mißmutig. Hm, habe aber die kalibrierten Hülsen getestet, sind doch reingegangen? Also eine Hülse genommen, der Verschluß lässt sich weiterhin nicht schließen. Das gibts doch nicht, da muß mit der Waffe nicht stimmen!? Ich schau ins Patronenlager rein, vielleicht sind Pulverkörndl oder sonstiger Dreck drin, habe das Patronenlager geputzt, die Führungen im System und in der Verschlußhülse und auch den Verschluß geputzt, die Auszieherkralle überprüft, alles ist beweglich und sauber.
Patronen wieder eingesetzt, geht immer noch nicht. Die leeren Hülsen auch nicht. Himmelfixnoamoi, das gibts doch nicht!? Ich habe die Patronen und Hülsen natürlich eingerußt, eigentlich kann ich nichts Nennenswertes erkennen, Schulter ist weiterhin unberührt, Geschoße auch, zumindest keine Spuren von Züge zu erkennen?

Also das neues Endoskop (beim Conrad Electronic verbilligt geschnappt!) ausgepackt, ans Laptop angeschlossen, und das Patronenlager inspiziert. Interessante Einblicke, das Kind im Manne freut sich, aber: Patronenlager ist in Ordnung, völlig blitzblank und sauber. Hm.
Nun habe ich die Kalibriermatrize im Verdacht. Obwohl ich eh vorher die frisch kalibrierten Hülsen reinrepetiert habe, da ist es doch gegangen!?
Also Matrize tiefer eingestellt, eine Hülse kalibriert, dabei wird die Schulter tiefer gesetzt, repetiere ins Patronenlager rein - geht nicht, Verschluß lässt sich nicht schließen.

Die Matrize bis zum Anschlag tiefer gestellt, die Hülse kalibriert, geht trotzdem nicht!
Ich gebe vorerst einmal auf, gehe rauf in die Küche und brau mir ein Beruhigungskaffee, das habe ich zu diesen Zeitpunkt dringend gebraucht. Und nachher ins Bett.
Nach einer Weile konnte ich keinen Schlaf finden, diese Geschichte mit dem Carcano lässt mich keine Ruhe, bin also wieder in den Keller runtergegangen.
Ich repetiere die zuletzt tief kalibrierte Hülse rein - Verschluß schließt! Ich, völlig perplex, nimm die anderen leeren Hülsen her und repetiere sie rein - alle gehen rein! Anschließend probiere ich die fertigen Patronen - sie gehen alle rein, Verschluß läßt sich saugend schließen!

Heute habe ich den ganzen Tag mit dem Carcano und den 11 Patronen gespielt, funktionieren tadellos!
Werde bald den Rest der Hülsen laden und auf die Seite stellen mitsamt dem langen Caracano, gehe damit in den kommenden Tagen ballern.
Charles