Unerklärliche Vorgänge beim Wiederladen

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Charles
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Unerklärliche Vorgänge beim Wiederladen

Beitrag von Charles » Sa 20. Aug 2011, 18:20

Hier, in diesem Thread, können wir Wiederlader über merkwürdige und unerklärliche Vorgänge beim Wiederladen austauschen. Da kommen sicherlich interessante Geschichten zusammen, eventuell kann man dabei was lernen.


Bei mir heute in der Nacht hat sich folgendes zugetragen: Ich lade eine handvoll Patronen für die lange Carcano.
An sich funktioniert diese Laborierung gut, die Matrizen sind fix eingestellt, die letzten zwei Ladezyklen haben wunderbar gepasst, eigentlich bräuchte man die Patronen oder Hülsen nicht überprüfen, ob sie ins Patronenlager reinpassen. Ich habe mir aber angewöhnt, stichprobenmäßig Hülsen und fertige Patronen zu überprüfen, es ist in der Vergangenheit einige Male vorgekommen, daß sich eine Matrize unbeabsichtig verstellt, und dann passt die fertige Patrone nicht ins Patronenlager rein. Und vor Ort am Schießstand steht man wie der Ochs vorm Berg da, weil man nicht schießen kann, das ist ärgerlich, vor allem in meinem Fall, da ich gute 120km one Way zum 100m Stand fahren muss.

Gut. Stichprobenmäßig (jede 5. bis 10. Hülse) repetiere ich eine frisch kalibrierte und entfettete Hülse ins Patronenlager rein, der Verschluß läßt sich saugend schließen, passt! Nun die Hülsen bezündern, Pulver füllen und Geschoße setzen.

Nach der 11. oder 12. Patrone denke ich mir, probierst halt, ob eine reinpasst ins Patronenlager. Gedacht, getan, oha, der Verschluß lässt sich nicht schließen. Eine andere fertige Patrone hergenommen, dasselbes Spiel. Meine bis dahin gute Laune geht sofort flöten, werde mißmutig. Hm, habe aber die kalibrierten Hülsen getestet, sind doch reingegangen? Also eine Hülse genommen, der Verschluß lässt sich weiterhin nicht schließen. Das gibts doch nicht, da muß mit der Waffe nicht stimmen!? Ich schau ins Patronenlager rein, vielleicht sind Pulverkörndl oder sonstiger Dreck drin, habe das Patronenlager geputzt, die Führungen im System und in der Verschlußhülse und auch den Verschluß geputzt, die Auszieherkralle überprüft, alles ist beweglich und sauber.
Patronen wieder eingesetzt, geht immer noch nicht. Die leeren Hülsen auch nicht. Himmelfixnoamoi, das gibts doch nicht!? Ich habe die Patronen und Hülsen natürlich eingerußt, eigentlich kann ich nichts Nennenswertes erkennen, Schulter ist weiterhin unberührt, Geschoße auch, zumindest keine Spuren von Züge zu erkennen? :think:
Also das neues Endoskop (beim Conrad Electronic verbilligt geschnappt!) ausgepackt, ans Laptop angeschlossen, und das Patronenlager inspiziert. Interessante Einblicke, das Kind im Manne freut sich, aber: Patronenlager ist in Ordnung, völlig blitzblank und sauber. Hm.
Nun habe ich die Kalibriermatrize im Verdacht. Obwohl ich eh vorher die frisch kalibrierten Hülsen reinrepetiert habe, da ist es doch gegangen!?
Also Matrize tiefer eingestellt, eine Hülse kalibriert, dabei wird die Schulter tiefer gesetzt, repetiere ins Patronenlager rein - geht nicht, Verschluß lässt sich nicht schließen. :evil:
Die Matrize bis zum Anschlag tiefer gestellt, die Hülse kalibriert, geht trotzdem nicht!

Ich gebe vorerst einmal auf, gehe rauf in die Küche und brau mir ein Beruhigungskaffee, das habe ich zu diesen Zeitpunkt dringend gebraucht. Und nachher ins Bett.
Nach einer Weile konnte ich keinen Schlaf finden, diese Geschichte mit dem Carcano lässt mich keine Ruhe, bin also wieder in den Keller runtergegangen.
Ich repetiere die zuletzt tief kalibrierte Hülse rein - Verschluß schließt! Ich, völlig perplex, nimm die anderen leeren Hülsen her und repetiere sie rein - alle gehen rein! Anschließend probiere ich die fertigen Patronen - sie gehen alle rein, Verschluß läßt sich saugend schließen! :roll: Zum Schreien.
Heute habe ich den ganzen Tag mit dem Carcano und den 11 Patronen gespielt, funktionieren tadellos!
Werde bald den Rest der Hülsen laden und auf die Seite stellen mitsamt dem langen Caracano, gehe damit in den kommenden Tagen ballern.


Charles

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Re: Unerklärliche Vorgänge beim Wiederladen

Beitrag von Charles » Sa 20. Aug 2011, 21:53

Wahrscheinlich wohnt in dem langen Carcano der Patronenlagergeist, der wehrt sich vehement gegen die Hülsen und Patronen... :shifty:





;) ;) ;)

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Re: Unerklärliche Vorgänge beim Wiederladen

Beitrag von HJPraschl » Sa 20. Aug 2011, 22:00

Den Patronenlagergeist wirst wohl eher du getrunken haben Charles :)
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Re: Unerklärliche Vorgänge beim Wiederladen

Beitrag von Charles » Sa 20. Aug 2011, 22:09

Ich gehe nur nüchtern in die Wiederladekammer runter :!:

Alkohol und Zigaretten habe beim Wiederladen nichts verloren :!:

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Re: Unerklärliche Vorgänge beim Wiederladen

Beitrag von santiago » Sa 20. Aug 2011, 23:42

Der wird hald a bissal verbogen sein als er fallen gelassen wurde.
Sig-natur.

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Re: Unerklärliche Vorgänge beim Wiederladen

Beitrag von Charles » So 21. Aug 2011, 00:44

Anzunehmen.

Aber hey, bis jetzt gute 80 Schuss rausgelassen ohne das kleinstes Problem. Daher hat mich der gestrige Vorfall doch überrascht.

Eben grad habe ich die restliche Muni gefertigt, die passen auch alle ins Patronenlager rein und Verschluß schließt, wie es sein soll.

Und dann gehts zum 10er Stanzen auf 110 Meter :happy-sunny:

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Re: Unerklärliche Vorgänge beim Wiederladen

Beitrag von BigBen » So 21. Aug 2011, 08:39

santiago hat geschrieben:Der wird hald a bissal verbogen sein als er fallen gelassen wurde.


lol der war richtig gut :-)

@Charles: gab in der Zeit gröbere Temperaturunterschiede und hat das vielleicht mit wärmebedingter Materialausdehnung was zu tun?
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Re: Unerklärliche Vorgänge beim Wiederladen

Beitrag von Ing. Michael Mayerl » So 21. Aug 2011, 13:40

Charles hat geschrieben:Werde bald den Rest der Hülsen laden und auf die Seite stellen mitsamt dem langen Caracano, gehe damit in den kommenden Tagen ballern.


Charles


Unrundes Patronenlager, Schmutz im Lager oder auf Stoßboden usw.
Manchmal sind auch die Matrizen am Boden etwas zu weit und ja: nicht maßhaltige Ausschussmatrizen gibt es - hatte ich auch schon.
Und auch das Patronenlager kann nicht maßhaltig sein - besonders Waffen aus den 60èrn oder davor sind oft grob daneben wie z.B. der Custom 98èr - hergestellt von Fa. Siegert Graz - meines Vaters / Verschlussabstand über 1mm größer als CIP !!! Ist damals in den 60èrn gar nicht aufgefallen - hat gültige Beschussstempel usw - man muss halt die Hülsen einmal feuerformen sonst gibts Hülsenreisser.
Schießst man Hülsen aus anderen Waffen kann das auch vorkommen wenn die ein weiteres Lager haben da der Boden nicht oder fast nicht mitkalibriert wird.
Und zuletzt: im Übergang Schulter zu Hülsenmund kann Material "Fließen" und sich eine Wulst bilden die dann zu dem Verhalten führt - ist sehr bekannt bei der 6,5x65 und dann hilft nur innen oder Außen reiben bzw drehen.
Ing. Michael W. Mayerl - Ing. für Waffentechnik und Maschinenbau
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