Haltepunk bei Bergauf und Bergabschiessen

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Haltepunk bei Bergauf und Bergabschiessen

Beitrag von Sirmarduk » Mi 2. Nov 2011, 16:41

Wie verändert sich der Haltepunkt bei Bergauf bzw Bergabschiessen? Hab von Drunter und Draufhalten schon alle Varianten gehört. Wer hat praktische Erfahrungen?
Hier die Facts:
Standardkalieber: 30-06 mit 180 gr Geschoss auf 100m Fleck eingeschossen
Entfernung ca 100m
Winkel der Einfachkeit halber 45 Grad

Bergab auf Sau hielt ich aufgrund von Bergunter halt drunter Tiefblatt an. Getroffen hab ich hoch Blatt im bereich der Wirbelsäule. :shock:
Ok gelegen ist sie sofort aber eine abweichung von + 15 cm hat mich doch sehr erstaunt

Auf ein Tier Bergauf habe ich Blatt angehalten (Bergauf halt drauf) Leider hab ich gefehlt und konnte aufgrund von Bewuchs nicht feststellen obe ich Über oder Unterschossen habe.
Wie muss ich den Haltepunkt ändern um Bergauf zu treffen?

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Re: Haltepunk bei Bergauf und Bergabschiessen

Beitrag von BigBen » Mi 2. Nov 2011, 16:58

Lautet der Spruch nicht "Bergauf und Bergrunter halt drunter"?

Soweit ich weiss ist in beide Richtungen mit Hochschuss zu rechnen...ich hab auf jedenfalls bei meiner Gamsgais letztes Jahr auf geschätzte 200m bergauf (20-30°) Fleck angehalten (auf Anraten meines Vaters und des Pirschführers)...und hab sauber überschossen :-(
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Re: Haltepunk bei Bergauf und Bergabschiessen

Beitrag von Gumbar » Mi 2. Nov 2011, 17:05

Sirmarduk hat geschrieben:Hier die Facts:
Standardkaliber: 30-06 mit 180 gr Geschoss auf 100m Fleck eingeschossen
Entfernung ca 100m
Winkel der Einfachkeit halber 45 Grad



Auf 100 m und 45° brauchst Dir nur zu merken dass das Tier eine Coladose und nicht ein Pappkarton ist. (3D-Denken)

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Re: Haltepunk bei Bergauf und Bergabschiessen

Beitrag von gipflzipfla » Mi 2. Nov 2011, 17:26

Sirmarduk hat geschrieben:...
Wie muss ich den Haltepunkt ändern um Bergauf zu treffen?

Waidmannsgehäul
@sirmaduk, kuckst Du:

http://www.langmaack.com/ballistik.html

http://www.langmaack.com/documents/berg ... trag_1.pdf

http://www.langmaack.com/documents/berg ... trag_2.pdf
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Re: Haltepunk bei Bergauf und Bergabschiessen

Beitrag von Gumbar » Mi 2. Nov 2011, 18:19



Hier wird auf den zweiten Teil der Serie hingewiesen und auch auf den realen Schuss auf Wild zu dem ich oben schon geschrieben habe.
Wäre schön wenn wir auch diesen zweiten und wichtigeren Teil zu lesen bekämen.

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Re: Haltepunk bei Bergauf und Bergabschiessen

Beitrag von gipflzipfla » Mi 2. Nov 2011, 18:19

Gumbar hat geschrieben:...
Wäre schön wenn wir auch diesen zweiten und wichtigeren Teil zu lesen bekämen.


Der Link steht doch drin? :at2:

..und wer sich die Seite "Ballistik" durch liest, findet automatisch beide Links zu den weiterführenden PDFs.
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Re: Haltepunk bei Bergauf und Bergabschiessen

Beitrag von Gumbar » Mi 2. Nov 2011, 18:31


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Re: Haltepunk bei Bergauf und Bergabschiessen

Beitrag von Gumbar » Mi 2. Nov 2011, 18:39

BigBen hat geschrieben:Lautet der Spruch nicht "Bergauf und Bergrunter halt drunter"?

Soweit ich weiss ist in beide Richtungen mit Hochschuss zu rechnen...ich hab auf jedenfalls bei meiner Gamsgais letztes Jahr auf geschätzte 200m bergauf (20-30°) Fleck angehalten (auf Anraten meines Vaters und des Pirschführers)...und hab sauber überschossen :-(


@BigPeng
kleines Beispiel:
Die TPL einer stinknormalen 7x64 mit einem ballistisch ungünstigen 11,2 g TMR und 830 m/s auf 170 m Fleck eingeschossen verhält sich auf 2000 m NN bei a) Horizontal- und b) 45° Winkelschuss etwa wie folgt
auf 50 m a) 2/ b) 2 cm
auf 100 m 4/6 cm
auf 150 m 2/7 cm
auf 200 m minus 5/plus 5 cm
auf 250 m minus 20/ +-0 cm
auf 300 m minus 40/minus 10 cm.
Auf die (für eine solche ballistisch ungünstige Ladung weite) Entfernung von 300 m würde man also bei einem in der Silhouette 60 cm hohen Wildkörper im Falle des Horizontalschusses auf Rückenlinie anhalten und (ohne Berücksichtigung der Nerven oder des Windes oder der Streuung) immer noch das Herz treffen.
Schießt man aber mit 45°, so würde die TPL auf 300 m nur 10 cm fallen oder steigen (kleine Abweichungen einmal ausgeklammert).
Aber: Wer sich den Querschnitt der Wildkörperrumpfwalze samt Geschossdurchgang etwa so vorstellt .. Ø .., der versteht jetzt leichter, wie und ob er die Ablage kompensieren muss, auch unter Berücksichtigung des sich bei größerer Entfernung rapide vergrößernden TPL Abfalls: Auf 350 m (und wer kann ohne E-Messer schon genau sagen, ob es 300 oder 350 sind) ist die Ablage beim waagerechten Schuss minus 65 cm, beim 45° Winkelschuss aber nur minus 30 cm.
Ganz wichtig ist es NIEMALS mit Fadenkreuz oder Stachel aus dem Wildkörper rauszugehen

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Re: Haltepunk bei Bergauf und Bergabschiessen

Beitrag von BigBen » Mi 2. Nov 2011, 19:01

Gumbar hat geschrieben:Ganz wichtig ist es NIEMALS mit Fadenkreuz oder Stachel aus dem Wildkörper rauszugehen


Danke für die detaillierte Übersicht! Gerade den letzten Satz werde ich mir sehr zu Herzen nehmen!
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Re: Haltepunk bei Bergauf und Bergabschiessen

Beitrag von Sirmarduk » Do 3. Nov 2011, 09:45

Ok danke
Hab mir eh gedacht dass ich das Tier überschossen hab, war mir aber nicht ganz sicher.

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Re: Haltepunk bei Bergauf und Bergabschiessen

Beitrag von Warnschuss » Do 3. Nov 2011, 10:20

Wozu so kompliziert? Das Ganze errechnet man einfach mit dem Kosinus.

Hier die Werte bei bekanntem Winkel, die man mit der direkt gemessenen Entfernung zum Ziel multiplizieren muss, um die richtige Entfernung am ZF einzustellen:

Winkel............Kosinus

0°................1 (edit: cos von 0 ist 1 und nicht 0)

10°..............0,98

20°..............0,94

30°..............0,87

40°..............0,77

50°..............0,64

60°..............0,50

70°..............0,34

80°..............0,17

90°..............0



Beispiel: Ziel steht auf 400m im Winkel von 40°: Rechne 400 mal 0,77 --> Zielfernrohr auf 308m einstellen.

Fazit: Der Spruch "Bergauf und bergunter halt immer drunter" ist richtig.
Zuletzt geändert von Warnschuss am Do 3. Nov 2011, 15:24, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Haltepunk bei Bergauf und Bergabschiessen

Beitrag von gipflzipfla » Do 3. Nov 2011, 12:42

Warnschuss hat geschrieben:Wozu so kompliziert? Das Ganze errechnet man einfach mit dem Kosinus. .....

@Warnschuss,
in wie fern findet in dieser statischen Errechnung der individuelle Geschoßabfall seine Beachtung?
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Re: Haltepunk bei Bergauf und Bergabschiessen

Beitrag von Coolhand » Do 3. Nov 2011, 15:03

Was mir bei all den Berechnungen nicht eingeht ist folgendes Beispiel.
Der Einfachheit halber ist es übertrieben.
Ein Ziel steht auf sagen wir 2000m Luftlinie auf einem Bergrücken im Winkel von 45 Grad. Halt ich da noch immer Drunter, wenn das ZFR auf 2000m (horizontal) eingestellt ist?

Ich denk mir nur, dass die Schwerkraft beim Beraufschuss ja mehr gegen die Geschwindigkeit des Projektils wirkt, als sie das beim horizontalen Schuss tut. Folglich muss die ballistische Flugbahn eine schnellere Änderung erfahren. Das sollte sich dann doch irgendwann als Tiefschuss ausdrücken, oder?

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Re: Haltepunk bei Bergauf und Bergabschiessen

Beitrag von Warnschuss » Do 3. Nov 2011, 16:03

gipflzipfla hat geschrieben:
Warnschuss hat geschrieben:Wozu so kompliziert? Das Ganze errechnet man einfach mit dem Kosinus. .....

@Warnschuss,
in wie fern findet in dieser statischen Errechnung der individuelle Geschoßabfall seine Beachtung?


Der individuelle Geschoßabfall spielt bei dieser Berechnung keine Rolle, da ja der Schütze sein ZF in dem Maße verstellt, als es seine Laborierung erfordert.

Egal, ob es jetzt eine .308 VM 147 grs oder eine .338 Lapua Magnum 250grs Scenar HPBT ist, stellt der Schütze -um bei meinem obigen Beispiel zu bleiben- sein Zielfernrohr so ein, als ob er auf 308 Meter schießen würde. Doch was heißt "als ob"? Richtigerweise schießt er eigentlich eh auf 308 Meter und nicht auf 400m, denn die 400m sind ja bloß die direkte Entfernung, d.h. die schräg nach oben bzw. unten gehende Entfernung zwischen ihm und dem Ziel. Doch was zählt, ist die horizontale Entfernung.

Stell Dir Folgendes vor:

Du stehst auf einem Feld. Genau 300m von Dir entfernt steht ein 200m hoher Turm. Auf der Turmspitze befindet sich das zu beschießende Ziel. Wenn Du jetzt mit einem Entfernungsmesser die direkte Entfernung zwischen Dir und dem Ziel misst, dann wird das Gerät 360,5m anzeigen (Pythagoras: a2 + b2 = c2). Doch die wahre Entfernung, nämlich die zum Turm, beträgt immer noch 300m. Das heißt, da Du eigentlich auf 300m schießt, musst Du eben auch diese Entfernung -für Deine Laborierung natürlich- auf Deinem Zielfernrohr einstellen. Dazu musst Du den Winkel wissen, der in diesem Falle ca. 33,7° beträgt. Der Faktor für 33,7° ist der Kosinus von 33,7, also ca. 0,83. Wenn Du nun die direkt gemessene Entfernung von 360,5m mit dem Faktor 0,83 mulitiplizierst, kommt, voilà, genau 300m raus - die Entfernung zum Fuße des Turms. Das Ziel ist in Wahrheit bloß 300m entfernt, nur steht es eben etwas weiter oben.

Wenn man die richtige Entfernung einmal eingestellt hat, dann braucht man klarerweise nicht mehr drunterzuhalten, sondern zielt genau dort hin, wo man treffen will, also aufs Ziel.

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Re: Haltepunk bei Bergauf und Bergabschiessen

Beitrag von mgritsch » Do 3. Nov 2011, 20:17

klingt plausibel, die sache hat nur einen haken: das geschoss muss nun mal die 360m zurücklegen und hat somit eine längere flugzeit zum ziel als für 300m, hat also auch mehr zeit "ein stück runter zu fallen", es wird also wenn das gewehr auf 300m fleck eingeschossen ist zu tief einschlagen. oder hab ich jetzt einen denkfehler?
“From birth, man carries the weight of gravity on his shoulders. He is bolted to earth. But man has only to sink beneath the surface and he is free.” (Jaques Custeau)

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