Lauf "einbrechen" oder "breaking in the barrel" ...

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birdofprey
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Lauf "einbrechen" oder "breaking in the barrel" ...

Beitrag von birdofprey » Mo 2. Dez 2013, 13:16

Nachdem demnächst meine Tikka TAC in .308 Win geliefert wird :dance: , wollte ich die werte Forumsgemeinschaft zu ihrer geschätzten Meinung zu einem Thema befragen, zu dem ich via Suchfunktion bisher keine Ergebnisse gefunden habe:

Gerade auf der anderen Seite des Atlantiks schwören viele Präzisionschützen auf das sogenannte "Einbrechen des Laufes"!
Es handelt sich dabei um einen Ablauf bei dem der Lauf zuerst für bis zu 20 Schuss unmittelbar nach jedem Schuss komplett gereinigt wird (Patch, Messingbürste, Öl, dann trocken putzen), dann nach jedem zweiten Schuss eine Komplettreinigung erfährt, dann nach jedem dritten Schuss, ...
Je nach Programm ist man dann nach ca. 50, 100 oder mehr Schuss mit diesem Prozess fertig.
Die Befürworter dieses Einbrechens der Läufe propagieren das als einen Ablauf, durch den man erst die optimale Präzision aus seinem Gewehr rausholen kann. :think:

Jetzt mal abgesehen von den dafür anfallenden Munitionskosten:
Was sagen die erfahrenen GK-Präzisionsschützen zu diesem Vorgehen?
Macht das Sinn, ist da was dran, oder lohnt die Mühe ob der heutigen Fertigungtechnologien nicht (mehr)?


Wenn ja, mit welcher Rezeptur für diesen Prozess habt ihr gute Erfahrungen gemacht?
Werden z.B auch bei Präzisionschützen bei Sicherheitskräften und Militär solche Prozesse angestrengt, oder nicht?

Hat jemand vielleicht sonst noch einen anderen Tipp in Sachen Tuning für einen optimalen Startup mit meiner Tikka TAC?

Freue mich auf eure Antworten und Anregungen!!
Besten Gruss, birdofprey
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Re: Lauf "einbrechen" oder "breaking in the barrel" ...

Beitrag von oe6odd » Mo 2. Dez 2013, 13:30

Break in (Lauf einschiessen)bzw glattschiessen!
Ist zwar etwas mühsam ,habe es aber bei meinen Gewehren gemacht.
Vor den ersten Schuß Laufreinigung und danach das Program !
Schadet sicher nicht !!
Die ersten 50 Schuß reichen.

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Re: Lauf "einbrechen" oder "breaking in the barrel" ...

Beitrag von birdofprey » Mo 2. Dez 2013, 13:35

@oe6odd: Danke für deine Antwort!

Darf man erfahren was für eine Rezeptur (also welche Schuss-Putz-Zyklen) du für diesen Prozess gewählt hast bzw. womit du die besten Erfahrungen gemacht hast?

Herzlichen Dank vorab!!
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Re: Lauf "einbrechen" oder "breaking in the barrel" ...

Beitrag von Fangschuss » Mo 2. Dez 2013, 14:31

Ich mach das auch, allerdings etwas abgeändert. Ich habe schon oft gehört, dass diese Grenze von 50 Schuss von vielen Schützen genau so eingehalten wird. Allerdings kennt mit Sicherheit nicht jeder von meinen Bekannten die amerikanische Referenzvorgangsweise...

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Re: Lauf "einbrechen" oder "breaking in the barrel" ...

Beitrag von BigBen » Mo 2. Dez 2013, 14:56

Meiner Meinung nach eine sinnlose Voodooprozedur.
Abusus non tollit usum - Mißbrauch hebt den (ge)rechten Gebrauch nicht auf

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Re: Lauf "einbrechen" oder "breaking in the barrel" ...

Beitrag von Scaar » Mo 2. Dez 2013, 15:06

BigBen hat geschrieben:Meiner Meinung nach eine sinnlose Voodooprozedur.


Ein schöner Ausdruck dafür :D

Schützen berichtet oft bei Neuwaffen, dass sie sie frisch eingeschossen haben und beim nächsten Mal am Schießstand die Trefferpunktlage anders war. Das wird gerne auf den nicht eingebrochenen Lauf geschoben. Es ist jedoch durchaus möglich, dass der Lauf vor dem ersten Schießen nicht geputzt wurde ("Waffe kommt eh sauber aus der Fabrik"), bzw. sonstige Fettungen und ähnliches sich erst nach dem ersten echten Reinigen gelöst haben. Bei einer Neuwaffe hat man eventuell auch noch nicht den richtigen Anhaltepunkt gefunden oder man hat nach dem ersten Schießen mal sicherheitshalber die Schrauben bei der ZF Montage nachgezogen...

Es gibt auf jeden Fall viele alternative Erklärung zu nicht-eingebrochenen Läufen und Trefferlagen-Verschiebung. Bei Selbstlade-Waffen ist die Break-In-Phase hingegen realistischer. Habe das selbst bei meiner SIG 552 Austria erlebt, dass sie erst nach gut 100 Schuss problemlos gelaufen ist. Allerdings bezog sich das auf Hemmungen und Zuführstörungen.

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Re: Lauf "einbrechen" oder "breaking in the barrel" ...

Beitrag von birdofprey » Mo 2. Dez 2013, 15:08

@Fangschuss:
Danke dir für deine Antwort!
Darf ich ebenfalls nach deiner genauen Rezeptur fragen?

@BigBen:
Danke Ben! Darf ich fragen - gerade auch zur Anregung einer Diskussion zu diesem Thema - worauf du diesen Standpunkt argumentativ gründest?

@Befürworter:
Gibt es zu diesem Zwecke auch spezielle Munition, die sich besser oder umgekehrt auch wenig gut eignet?
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Re: Lauf "einbrechen" oder "breaking in the barrel" ...

Beitrag von birdofprey » Mo 2. Dez 2013, 15:20

@B.O.W. Response Team:
Danke für deinen Beitrag! Ok, aber mal abgesehen von versäumter Erstreinigung und dem Nachziehen von ZF- oder System-Schrauben:
Du bist also nicht überzeugt, dass sich beim Lauf durch eine Einbrechprozedur die Präzision positiv beeinflussen lässt?

Break-In-Phase bei Halbautomaten und Pistolen ist glaube ich ohnehin unstrittig.

Als laufbezogens Beispiel könnte man ja auch Hera Arms zitieren, die beschichtungsbezogen eine Break-In-Phase von ? 300 ? Schuss glaube ich empfohlen hat um auf Präzision zu kommen - ?
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Re: Lauf "einbrechen" oder "breaking in the barrel" ...

Beitrag von Raven » Mo 2. Dez 2013, 15:20

Das is son Hilfts nix so schadets nix Ding..

Es ist ja an sich nicht schlecht, etvaige Abriebe nach jedem Schuß zu entfernen. ..

Bis man dann n gutes Gefühl hat..

Bspw beschreibt auf Youtube "Tiborasaurus Rex" wie er das macht.. Ein Mann, der ne Bierdose auf nen Kilometer entfernung beim ERSTEN!! Schuß treffen kann.. Ich mein.. Wenns der nicht weiss - wer dann??

Schadet doch nicht den Lauf zu reinigen, Mal durchzupeilen. Zu schauen ob alles OK ist. Keine Herstellungsfehler etc...

Bei meiner .223 -
Ölpatch durch, Boresnake trocken 3-4x durch - Schuß - Das ganze noch 5x.
Dann ne 5er Serie und wieder reinigen und abkühlen. Alle Schrauben checken etc.. Is ja nix schlimmes :violin:

Bei Halbautos in KK kann ich das für die Mechanik bestätigen. Die liefen auch erst nach der einen oder anderen Packung und anschließendem Polish und Reinigung wirklich rund...
Ist aber in dem Sinne kein Break in..

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Re: Lauf "einbrechen" oder "breaking in the barrel" ...

Beitrag von HS911 » Mo 2. Dez 2013, 15:22

Raven hat geschrieben:Bspw beschreibt auf Youtube "Tiborasaurus Rex" wie er das macht.. Ein Mann, der ne Bierdose auf nen Kilometer entfernung beim ERSTEN!! Schuß treffen kann.. Ich mein.. Wenns der nicht weiss - wer dann??


z.b. Gale McMillan
http://www.6mmbr.com/gailmcmbreakin.html
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Re: Lauf "einbrechen" oder "breaking in the barrel" ...

Beitrag von birdofprey » Mo 2. Dez 2013, 15:26

@Raven:
Danke für deine Stellungnahme zum Thema und den Tipp mit "Tiborasaurus Rex"!
Schau ich mir gleich mal an! :)

@HS911: Danke für den Link!!
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Re: Lauf "einbrechen" oder "breaking in the barrel" ...

Beitrag von Scaar » Mo 2. Dez 2013, 15:33

birdofprey hat geschrieben:Du bist also nicht überzeugt, dass sich beim Lauf durch eine Einbrechprozedur die Präzision positiv beeinflussen lässt?


Ich bin nicht überzeugt, dass eine Einbrech"prozedur" nötig ist. Was technisch passiert ist, dass sich Rückstände, eventuell auch von der Produktion, bei den ersten Schüssen lösen. Dazu sollte es aber keine 50 oder 100 Schuss brauchen, da sollten auch 5 bis 10 reichen. Mit der Methode von Savage Arms sind es 8 Patronen: http://www.savagearms.com/firearms/proc ... elbreakin/

Der positive Effekt den man durch 50 bis 100 Schuss erhält, könnte auch einfach der sein, dass man sich an das Gewehr gewöhnt. Üblicherweise schießt man besser mit einer Waffe, wenn man übt ;) Und die Chancen gute Gruppen zu schießen sind nach 100 Schuss üben höher als nach 10 Schuss.

Edit: Hier gibts noch einen Contra-Break-In-Artikel von Gale McMillan: http://www.6mmbr.com/GailMcMbreakin.html Für jeden Contra-Artikel findet man natürlich auch einen Pro-Artikel, aber die musst du dir selbst ergooglen ;)

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Re: Lauf "einbrechen" oder "breaking in the barrel" ...

Beitrag von kemira » Mo 2. Dez 2013, 15:36

Scaar hat geschrieben:Mit der Methode von Savage Arms sind es 8 Patronen: http://www.savagearms.com/firearms/proc ... elbreakin/

Ich komm da aber auf 50... (10x1, 5x3, 5x5)
illegitimi non carborundum
...the Brotherhood of Blackpowder...

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Re: Lauf "einbrechen" oder "breaking in the barrel" ...

Beitrag von Scaar » Mo 2. Dez 2013, 15:37

kemira hat geschrieben:
Scaar hat geschrieben:Mit der Methode von Savage Arms sind es 8 Patronen: http://www.savagearms.com/firearms/proc ... elbreakin/

Ich komm da aber auf 50... (10x1, 5x3, 5x5)


Wenn man wirklich so wahnsinnig ist und die Repeats alle macht, ja :mrgreen: Jetzt grad erst bemerkt: "however, this is what Precision Shooting Magazine recommends" Es empfiehlt also nicht mal Savage Arms, sie wiederholen nur was irgend jemand mal geschrieben hat

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Re: Lauf "einbrechen" oder "breaking in the barrel" ...

Beitrag von forstamt » Mo 2. Dez 2013, 15:48

Hallo,
Ich halte davon überhaupt nichts, die Waffe hat ja schon einige Schüsse am Buckel bis ihr die in der Hand habt, z.B. Steyr 1. Beschuss, 2. Schuss Bild schießen, 3. Büchsenmacher montiert das Zielfernrohr und schießt die Waffe ein (lasse das den Büchsenmacher machen weil ich das Schussbild der Waffe sehen will und nicht erst wenn ich alles bezahlt habe und dann draufkomme das das Gewehr nicht Schießt) und dann den Lauf einschießen, unnötig.
Habe mir eine Rödale gekauft, als ich die von Pete bekam lag eine Anschuss scheibe dabei auf der ~50 Schüsse drauf waren, Er hat die mit verschiedenen Munitionssorten gemacht um ein gutes Schlussbild damit zu Dokumentieren.
Zuletzt geändert von forstamt am Mo 2. Dez 2013, 15:53, insgesamt 1-mal geändert.
Weidmannsheil Robert

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