Im Kurier steht auch ein Artikel, wo ein Verbot gefordert wird:
http://kurier.at/nachrichten/2052968.phpGroßes Aufrüsten im Kinderzimmer
Nachbauten scharfer Waffen werden zum Kassenschlager. Die Polizei schlägt Alarm. Der Gesetzgeber schaut derzeit weg.
Zuerst kracht es auf dem Schulgelände. Mehrmals. Zeitgleich taucht ein roter Laserpunkt auf der Wand im Lehrerzimmer auf. Die Pädagogen der Kremser Tourismusschule schlugen in der Vorwoche Alarm. Erst vor zwei Jahren war der Direktor Ziel eines Attentats geworden (ein Schüler hatte mit dem Baseballschläger auf ihn eingedroschen). War das jetzt ein neuer Anschlag?
Die Polizei rückte aus und "entwaffnete" den Übeltäter, einen 15-jährigen Schüler. Fad war ihm, also zielte er mit seiner Spielzeug-Softgun samt Laser-Pointer aus der elterlichen Wohnung ins Lehrerzimmer und warf Knallkörper in den Hof.
Ein Scherz, der den Buben bei einem Polizeieinsatz das Leben hätte kosten können - schlicht der Albtraum vieler Polizisten. Jedes Kind kann sich heute täuschend echte Nachbauten scharfer Waffen kaufen. Auf dem Jahrmarkt ab 20 Euro. Das "Spielzeug" scheint immer mehr zum Kassenschlager zu werden.
Warnungen
"Wir haben von Anfang an gewarnt", sagt Martin Hollunder-Hollunder, Bundeseinsatztrainer der Polizei. Nicht einmal auf einen Meter Entfernung könne man den Unterschied zwischen präzisem Nachbau und echter Waffe erkennen. Er fürchtet dramatische Situationen. "Sowohl für einen Polizisten, der bedroht wird, schießt - und feststellen muss, dass er rechtlich korrekt, aber auf einen eigentlich Unbewaffneten gefeuert hat. Als auch für den Besitzer, der getötet werden kann", sagt Hollunder-Hollunder.
Auch die deutsche Polizei läuft Sturm: "Die Imitate bergen ein tödliches Risiko", warnt die Sprecherin des Bundeskriminalamtes Anke Spriestersbach in einem Stern -Interview. Polizei-Gewerkschafter Jörg Bruchmüller wettert: "Mit den Erbsenpistolen meiner Kindheit hat das nichts mehr zu tun. Unglaublich, dass der Gesetzgeber so etwas mitgemacht hat." Bruchmüller fordert ein kategorisches Verbot der Nachbauten. In Deutschland laufen Beratungen zwischen BKA, Innen- und Justizministerium. In Österreich ist das derzeit kein Thema.
Umsatz
Besuch in einem Waffengeschäft. Der Chef will seinen Namen nicht nennen, bleibt einsilbig. Er glaubt zu wissen, wohin das führt: zur Bedrohung eines seiner wichtigsten Standbeine. Mit den Spielzeugpistolen macht er mehr Umsatz als mit scharfen Waffen. Der Kunde muss aber mindestens 14 sein, sagt er.
Der KURIER-Reporter gibt dem Verkäufer eine mitgebrachte Pistole (Softgun-Nachbau einer Glock 33). Er wiegt sie in der Hand, zögert. "Ist die echt? Nein, oder?" Der Profi erkennt nicht sofort, dass es sich um ein Spielzeug handelt, aus dem gelbe Plastikkügelchen fliegen - mit dem Risiko, dass echte Projektile zurückkommen.
Handel
"Wir versuchen uns im Spielwarenhandel sehr zu beschränken, was dieses Sortiment betrifft", sagt Karl Ungersbäck von der Wirtschaftskammer NÖ. Verkauft werde nur an Erwachsene. Was an Kinder weitergegeben wird, kann freilich keiner kontrollieren. Der Mödlinger Spielwarenhändler Werner Gruber sieht das Problem eher bei den Marktfahrern: "Es gibt skrupellose Händler, die alles verkaufen. Denen müsste man auf die Füße treten." Konsumentenschützer Manfred Neubauer fordert einen sofortigen Verkaufsstopp an Jugendliche.